Landfrauen „erobern“ die Agnes-Bernauer-Halle
(Vohburg, wk)Ein Großaufgebot der Landfrauen des Kreises Pfaffenhofen „eroberte“ die Agnes-Bernauer-Halle bei ihrem Landfrauentag. Über 500 Frauen kamen zum jährlichen Treffen unter dem Motto „Landfrauen tragen Verantwortung“ und die überwiegend männlichen Mitglieder des Kreistages, an ihrer Spitze Landrat Matin Wolf, kamen als Gäste und erwiesen ihnen damit die Ehre, die ihnen als tragende Säule der Landwirtschaft zusteht.
Denn Landfrauen sind nicht nur als Hausfrauen im landwirtschaftlichen Betrieb tätig, sie sind daneben auch Mitarbeiterinnen im bäuerlichen Betrieb und Beraterin der Landwirte – einige von ihnen führen auch eigenständig einen Betrieb. Sie sind oft auch ehrenamtlich und in berufsständischen Gremien in Politik und Gesellschaft tätig und tragen damit eine Verantwortung sowohl für den Betrieb als auch für die Region in der sie leben und arbeiten. Um dieses Thema näher zu beleuchten hatten sie den bekannten Münchener Pfarrer Rainer Maria Schießler eingeladen, der den Festvortrag halten sollte.
Bürgermeister Manfred Schmid und Interview mit Ehrengästen, re: Erna Stanglmayr
Zuvor begrüßte Bürgermeister Manfred Schmid die vielen Frauen und gab zu, dass ihm bei über 95 Prozent Damen etwas mulmig sei, da auch seine Gattin mit im Saal sitze. Aber er freute sich, dass die Damen den Weg in den Landkreisnorden gefunden hätten und lud sie ein, gerne wieder zu einem Treffen nach Vohburg zu kommen. Kreisbäuerin Erna Stanglmayr begrüßte alle Ehrengäste, angefangen vom Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer über Landtagsmitglied Karl Straub sowie fast alle Bürgermeister des Landkreises, Landrat Martin Wolf und seine beiden Stellvertreter Anton Westner und Josef Finkenzeller, das Vorstandsmitglied der Sparkasse Stefan Maier und dessen Volksbankkollegen Wolfgang Gebhard und Kreisbäuerinnen aus dem Landkreis Neuburg/Donau, Eichstätt und Freising sowie Pfarrer Zinnecker und natürlich den Ehrengast, Festredner Rainer Maria Schießler. Sie bedankte sich, dass Landrat Wolf die für den Nachmittag geplante Kreistagssitzung in Vohburg um eine halbe Stunde nach hinten geschoben hatte, was ja im Vorfeld zu einigen kleinen Diskussionen geführt hatte. Erna Stanglmayr wünschte den Damen einen angenehmen Tag und die Möglichkeit, hierbei Kraft für die weitere Arbeit zu tanken.
Kreisbäuerin Erna Stanglmayr
Sie betonte in ihrem kurzen Vortrag, die gesellschaftliche Relevanz der ehrenamtlichen Arbeit, bei der auch die Landfrauen stark vertreten seien. Rund 3,8 Millionen Menschen in Bayern würden sich ehrenamtlich betätigen, das sei der Kitt, der die Gesellschaft zusammen halte. Diese Menschen würden unser Land mitgestalten und es nicht anderen überlassen. Das setze auch Mut voraus, Neues zu wagen. Dabei sei die Familie eine große Stütze ebenso wie der christliche Glaube und sie lobte Pfarrer Schießler, der es mit seiner jugendlichen, frischen Art schaffe, Menschen zu begeistern.
Statt Grußworte der Ehrengäste gab es ein kleines Interview von Erna Stanglmayr mit Bürgermeister Schmid, Landrat Wolf, MdB Irlstorfer und MdL Straub was sie denn jeweils von der Verantwortung der Frauen halten würden, wer für ihre Kleidung die Verantwortung trägt und wie viele Frauen geschätzt wohl im Saal sitzen würden. Karl Straub lag mit seiner Schätzung am dichtesten am Istwert.
Rainer Maria Schießler
Der dann folgende Auftritt von Pfarrer Rainer Maria Schießler war dann der Höhepunkt des Tages. Er hatte scheinbar keine fest vorbereitete Rede, sondern ging frei auf einzelne Stichworte ein, auch auf die Äußerungen der Vorredner, die er geschickt in seine Rede einbaute. Und über allem stand bei ihm die Verantwortung der Menschen zu sich selbst und gegenüber anderen. Dazu gehöre auch, Menschen in Not zur Seite zu stehen, unabhängig ob Christ, Muslim oder Nichtgläubiger. Einen kleinen Seitenhieb auf Donald Trump, das „gbürschtelte Meerschweinchen“ konnte er sich dabei nicht verkneifen. Er meinte, die Menschen seien erst dann erwachsen, wenn sie alle 5 Sinne nutzen würden und bezog sich auf Kabarettisten Monika Gruber, die meinte, wenn das Hirn wäre wie der Magen, würde es sich melden, wenn es leer sei – was ihm natürlich Zwischenapplaus brachte. Bei seiner humorvollen und unterhaltsamen Rede flocht er immer wieder eigene Erlebnisse aus seiner Kindheit oder seiner Arbeit ein, ebenso biblische Stellen um den Anwesenden zu sagen, wartet nicht auf Gott – ihr selbst müsst anpacken. Dazu nahm er auch das Beispiel von Jesu mit der Speisung der 5.000, indem dieser zu seinen verzagten Jüngern sagte, nehmt das Brot und den Fisch und verteilt es und diskutiert nicht darüber ob es ausreicht. Die Menschen müssten selber die Probleme lösen, Frieden schaffen und Hunger beseitigen. Im Wort „Verantwortung“ stecke auch das Wort „Antwort“ drin - die Menschen müssten Antworten auf die Fragen der heutigen Zeit finden. So hatte er persönlich nie Probleme mit der Ehelosigkeit von Pfarrern oder der Erteilung der Kommunion an Geschiedene gehabt. Er erzählte freimütig, dass seine Haushälterin die Verantwortung für seine Kleidung trägt und auch schon mal ein Lieblingsstück entsorgt oder dass er Geschiedenen nicht die Kommunion verweigert und die Bischofskonferenz diesen Schritt auch endlich vollzogen habe. Er warb auch für seine verschiedenen Projekte, die er unterstützt, so die Bildungsarbeit der Münchener OB-Gattin Reiter für die Bildung von Flüchtlingskindern („denn Bildung ist ein Schlüssel zur Integration“) oder die „Orienthilfe“ des Kabarettisten Christian Springer sowie die Stiftung „Brotzeit“ von Uschi Glas.
Rainer Maria Schießler hatte den ganzen Nachmittag gebannt lauschende ZuhörerInnen, die ihm begeistert applaudierten und einige von ihnen wünschten sich, sie hätten auch so einen Pfarrer vor Ort, der die Menschen so begeistern könne. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt vom Chor der Landfrauen, der mit als eines der ersten Lieder „Mia san Holledauer“ anstimmte.
Verkaufsstände im Vorraum der Agnes-Bernauer-Halle
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