Eine Musikschneiderei bei Incontri
(Rohrbach, rs)"Wissen Sie eigentlich, dass der Besuch eines Konzerts dieser Gruppe glücklich macht?", fragte Incontri-Vorstandsmitglied Christina Scheuerer in der Ankündigung des Konzerts am Samstagabend das Publikum. Und in der Tat: beruhigende Melodien im steten Wechsel mit jazzigen und funkigen Rhythmen, dabei immer melodiös und einfach gut hörbar, so präsentierte sich die Musik des Nähmaschinenquartetts aus München in der Kulturwerk-Halle.
Ja, der Name der Band ist ungewöhnlich, das steht außer Frage. Er sei, so erzählt Gitarrist Simon Harscheidt, eher zufällig entstanden, in einer WG nämlich, in der ein im Flur abgestellter, mit einer Decke kaschierter Musikverstärker einen Besucher zu der Frage veranlasste, was denn die Bewohner mit der neu angeschafften Nähmaschine wollen. Als dann Jahre später Münchener Musikstudenten eine Live-Band gründeten, diente diese Situation als Namensgeber. Eines haben die Macher erreicht: der Name erweckt Aufmerksamkeit und Neugier.
In der Rohrbacher Besetzung spielte das Quartett zum ersten Mal live vor Publikum. Neben Simon Harscheidt (Gitarre) zeichneten Stanislaw Sandronov (Bass) und Simon Japha (Schlagzeug) für die Rhythmen verantwortlich, Gosia Szewczyk führte mit ihrer Querflöte durch die melodiösen Teile der Kompositionen. Überhaupt die Querflöte: sie ist in der modernen Musik des Jazz, Pop, Rock oder Funk ein eher ungewöhnliches Instrument; sicher, man kennt es von Ian Anderson (Jethro Tull), das ist Jahrzehnte her und die Querflöte war damals das Erkennungsmerkmal schlechthin der Gruppe. Und aus Holland gab es in den 70ern mal eine Band namens Focus, die mit dem "House oft he King" einen Querflöten-geprägten Hit landeten. Aber sonst?
Das Nähmaschinenquartett jedenfalls wagt dieses musikalische Experiment - und fährt ausgezeichnet damit! Als Konzert der Kategorie "Jazz" angekündigt erstrecken sich die eigenkomponierten Songs über die gesamte Bandbreite von Filmmusik-verdächtigem Zuhör-Jazz mit leichten Klassikelementen über Blues bis hin zu Funk, der das Publikum nur schwerlich auf den Stühlen hält. Dem "Aufbruch" folgen dabei "Gedankenflüge", bis es bei "In the Groove" so richtig abgeht. Schon die Titel der CD "maßgeschneidert" - wie auch sonst? - vermitteln die musikalische Vielfalt des Quartetts.
Wieder einmal hat die Booking-Fraktion des Incontri-Kulturvereins Gespür bewiesen und ein Juwel der neueren Münchener Musikszene in die Hallertauer Provinz gebracht. Auch wenn Jazz in vielen der hiesigen Veranstaltungsräume stark vertreten ist, so stellt man nach dem Konzert des Nähmaschinenquartetts mit Bestimmtheit fest, dass "Jazz nicht gleich Jazz" ist. Ein tolles Konzert für Liebhaber einfach abwechslungsreicher Musik, die mal die Gedanken schwelgen, dann aber immer wieder die Füße wippen lässt.
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