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Harry, I hob koa Netz ned!

(Pfaffenhofen, rs)

Am Anfang war Geduld gefragt: Parkplatz finden, in der schier endlos scheinenden Reihe der Einlass Begehrenden anstellen, Platz suchen. In Niederscheyern herrschte Ausnahmezustand, weil ein 37jähriger Oberpfälzer sein Kommen angekündigt hatte. Harry G, so nennt sich der Comedian und Kabarettist, der so ziemlich alles, was ihm im täglichen Leben so unterkommt, auf eine ihm ureigene Art bewertet.

Männer gegen Frauen, Bayern gegen den Rest der Republik, Sohn gegen die Mutter oder heute gegen früher - er lässt nichts aus. Durch seine Brille gesehen passt bei diesen Konstellationen auch zu vieles einfach nicht. Am Vorabend sei er noch in Duisburg aufgetreten, diese Stadt sei ganz bewusst im Krieg nicht zerstört worden, weil sie so wie sie ist noch viel grauslicher sei. Und dann diese seltsamen Begrüßungsformeln im Norden der Republik: in Bayern heiße einfach alles Servus, egal ob Du kommst, gehst oder auch wenn einem etwas nicht gefällt. Na Servus!

In Bayern habe man für jede Situation und jeden Gefühlszustand den passenden Ausdruck. Beispiel gefällig? Wo sonst gäbe es eine Steigerung von "gmiadlich"? "Griabig" nämlich, das sei das Gefühl, das wir eben nur in Bayern haben. Und "Mia san Mia" heißt ganz gewiss nicht "Wir sind Wir", sondern "Mia san Mia und Ihr bleibt Ihr". Jeder seiner Tage beginne wundervoll, lässt Harry sein Publikum wissen, bis er den ersten Deppen treffe - und das lasse zumeist nicht lange auf sich warten.

Dass der gebürtige Regensburger die heutige digitalisierte Welt zu einem seiner Kernthemen macht, verwundert indes nicht, war er doch in seinem vorherigen Leben selber Inhaber eines Social Media Marketing-Unternehmens. "Ist jemand im Saal nicht auf Facebook? Oder anders gefragt: macht jemand das Feuer noch mit zwei Steinen an?" Bedenklich werde es, wenn sich die Mama auf der Social Media Plattform anmelde, das sei das untrügerische Zeichen, dass diese Kommunikationsplattform tot sei. Und eine Botschaft für den 1. Advents-Kaffee an alle Mamas konnten die Besucher zur Weitergabe in jedem Fall mitnehmen: ein Handy-Netz wird nicht besser, je lauter man in das Mobiltelefon hineinplärrt. Neben der Mama, die für alles herhalten muss, was die ältere Generation versucht, um mit den Technologiesprüngen der Gegenwart mitzuhalten, spielt noch Spez'l Alfons mit im Programm, Kettenraucher mit unverkennbarer Reibeisenstimme, der auch gerne einmal das eine oder andere Bierchen zu sich nimmt. "Wenn der Alfons Halsschmerzen hat, geht er nicht zum Arzt, sondern zum Kaminkehrer."


Geduld war gefragt vor Veranstaltungsbeginn - lange Schlangen vor dem Eingang

Die Halle war voll bis auf den letzten Platz. Keine Abendkasse mehr, das versteht sich fast von selbst. Mittzwanziger bis Enddreißiger war das Gros des Publikums, und sie amüsierten sich köstlich. Kein Wunder, fand doch fast ein Jeder sich wieder in den vorgetragenen Geschichten und der jeweils passenden Situationskomik. Einer stand - ob gewollt oder nicht - von Beginn an im Mittelpunkt des Programms: Michael hatte es gewagt, nicht zu klatschen, als Markus Stoll alias Harry G die Bühne betrat. Damit hatte er den Stempel des Grattlers auf der Stirn und war fortan das Opfer in jedem nur halbwegs passenden Sketch. Überhaupt lebt Harry G's Bühnenprogramm vom Dialog mit den Besuchern. Ob er den einen Besucher im Saal aus Duisburg findet, die Single-Männer oder die WhatsApp-Gruppen der Frauen - es gibt sie alle unter den mehr als 1000 Leuten im Publikum. Und damit ist der Bogen schon wieder gespannt!
 

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