hallertau.info News

Harmonisch, entspannt – einfach anders als im Gemeinderat

(Wolnzach, hr)

Wenn man über die Wolnzacher Gemeindepolitik schreibt, dann sind zumindest die Veranstaltungen im Gemeinderat Abend und Zeitungsseiten füllend. Gestritten wird dort fast über alles. Ein komplett anderes Bild zeigte sich bei der diesjährigen Bürgerversammlung. Die Wolnzacher schienen anders als im Gemeinderat keinen großen Diskussionsbedarf zu haben und zeigten sich zufrieden mit dem, was 2016 alles auf die Beine gestellt worden ist.

Die Liste dessen, was in den abgelaufenen 12 Monaten alles erreicht wurde, ist lang. Angefangen von den guten Haushaltszahlen, über das Modell für eine ausgewogene Siedlungsstruktur bis hin zu zahlreichen Baumaßnahmen, Stillstand herrschte bei weitem nicht, auch wenn man das aufgrund der manchmal eher lähmenden Diskussionen in den Sitzungen hätte vermuten können.

Wolnzach hat sich positiv entwickelt. Nicht nur zählt man nun 11.600 Einwohner ( 2015 waren es noch 11.363), sondern vor allem auch die finanzielle Ausgangslage ist ausgezeichnet. Sowohl die Einkommenssteuerbeiteiligung, wie auch die Gewerbesteuer – beide machen zusammen etwa 78% des Gemeindehaushaltes aus – haben sich positiv entwickelt. „Wir konnten hier die gesetzten Ansätze erreichen und sogar leicht übertreffen“, erläuterte Machold. Diese guten Zahlen spiegeln sich letzten Endes dann auch im Schuldenstand wider. Während man 2008 noch bei über 21 Millionen Euro lag, so konnte man diese in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf aktuell 13,8 Millionen zurückführen. Ein Betrag, der sich in den kommenden Monaten noch einmal deutlich senken dürfte, denn wie der Rathauschef bestätigte, wurde das letzte MEG-Grundstück verkauft.

Doch die finanzielle Ausgangslage ist nur ein Baustein, denn neben der Tilgung von 1,43 Millionen Euro standen auch in den vergangenen Monaten wieder zahlreiche Investitionen an. „Unser Ziel war es einerseits die Schulden weiter zurückzuführen, andererseits aber auch die nötigen Investitionen zu tätigen“, so Machold weiter. Neben der kompletten TV-Befahrung des Kanalnetzes – das Sanierungskonzept soll kommendes Jahr vorgestellt werden – wurde auch in Sachen Hochwasserschutz weiter gebaut. „Seitens der Gemeinde haben wir aktuell rund 3 Millionen Euro in diese Maßnahme investiert“, erklärte der Rathauschef. Insgesamt wurden bislang 8 Millionen verbaut. Ein Bauabschnitt und rund 3,5 Millionen – die Gemeinde hat hier 1,3 Millionen zu tragen - stehen noch aus.

Auch einige Straßen und Brücken konnten erneuert werden. Lediglich der Neubau der Goiglmühlbrücke gestaltet sich schwierig. Aktuell befindet sich die Brücke innerhalb der 40 Meter breiten Bauverbotszone entlang der Autobahn. Weshalb sich die Autobahndirektion auch gegen einen Neubau aussprach. Wie der Rathauschef erläuterte, sei man aber in den gemeinsamen Verhandlungen auf einem guten Weg und man könne damit rechnen, dass diese Brücke 2017 erneuert wird.

Erneuert wurde nach fast schon jahrelanger Diskussion der Rathausplatz. Gerne wird in diesem Zusammenhang von einem Millionengrab gesprochen, doch die Zahlen sprechen auch hier eine andere Sprache. Die Kosten belaufen sich inklusive der Beleuchtung, des Fußgängerüberweges und des Behindertenparkplatzes auf 632.000 Euro. Abzüglich der Förderung von 288.000 Euro verbleiben beim Markt noch 334.000 Euro. Wie Machold bestätigte, wird nicht nur das Rathaus jetzt wieder über den Haupteingang erreichbar, sondern es wird bereits ein Maibaumfest geplant und werden derzeit auch schon die alten Schilder des Maibaumes restauriert. Man darf sich folglich auf ein zünftiges Fest am ersten Mai freuen.

Dass man in Wolnzach immer auch gerne zusammen feiert auch das blieb am Ende nicht unerwähnt. Lauf 10!, Wirtefest, Wolnzach klingt und das Volksfest – gerne genießt man zusammen ein kühles Bier. Doch auch steht zumindest das Volksfest aktuell leider unter keinem gutem Stern, denn immer noch hängt das Damoklesschwert der Petition über dem Traditionsfest, gerade aus diesem Grund betonte Bürgermeister Machold noch einmal die Wichtigkeit einer Veranstaltungshalle abseits der Volksfesthalle. Auch hier ist man bereits erste Schritte gegangen.

Insgesamt sind diese Investitionen für Wolnzach allesamt von enormer Bedeutung, doch bei allen Investitionen sind vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Baulandpolitik zu beachten. „Wenn die aktuellen Verhandlungen positiv verlaufen, dann wird das Gewerbegebiet Bruckbach kommendes Jahr zu 95% belegt sein“, so Machold. Gleichwohl betonte der Rathauschef, dass man als Kommune auch für eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur, sprich für eine Baulandpolitik verantwortlich ist, bei der sich auch Wolnzacher noch Bauplätze leisten können.

In einem Grundsatzbeschluss hat sich der Gemeinderat diesbezüglich für den Ankauf von 35% des zu entwickelnden Baulandes ausgesprochen. „Über einen Gutachter wird der Wert festgestellt und dann wird die Gemeinde dies kaufen, um es anschließend vergünstigt an Wolnzacher verkaufen zu können“, erklärt der Bürgermeister. In diesem Zusammenhang verwies Machold vor allem auf die beiden großen geplanten Baugebiete an der Wendenstraße und an der Glandergasse.

Auch die Themen Breitbandausbau und Energienutzungsplan kamen zur Sprache. Zustimmend wurde hier honoriert, dass Wolnzach nicht nur als eine der ersten Kommunen im Bundesförderprogramm ist und hier für den Ausbau des Glasfasernetzes bis zu 12 Millionen Euro bekommen könnte, sondern auch, dass man als Mitglied im Energieeffizienznetzwerk die Energiewende wirklich vorantreiben kann.

Die Themen, die letztlich auf der Agenda standen, hätten sicherlich das Potenzial gehabt, Stunden zu diskutieren. Doch schon nach knapp zwei Stunden und zwei Fragen war die Bürgerversammlung beendet. In der kommenden Gemeinderatssitzung dürfte wieder das ganz anders sein.

 

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.