Fräulein Brehms Theater-Kabarett über Wildbienen
(Rohrbach/Wolnzach, wk)Wer einen langweiligen Vortrag über Wildbienen hören wollte, war eindeutig falsch auf der Geburtstagsfeier zum 30-jährigen Bestehen der Ortsgruppe Wolnzach-Rohrbach des Bund Naturschutz im „Alten Wirt“ Rohrbach. Im Programm angekündigt war ein Theaterstück,geeignet auch für Kinder, mit dem Titel „Hymenoptera - Die wilden Bienen“. Was sich daraus entwickelte war schon mehr als eine Überraschung.
Frei nach „Brehms Tierleben“ trat „Fräulein Brehm“, die Münchner Schauspielerin Lydia Starkulla, vor die Gäste und hielt einen brillanten Vortrag über Wildbienen. Sie agierte damit im Rahmen eines Projektes, das sich Fräulein Brehm nennt und zum Ziel hat, Kinder und Erwachsene über die Tierwelt zu informieren. Das Fräulein Brehm-Projekt ist in Berlin im Schöneberger Südgelände beheimatet, ist eine Stiftung und das einzige Theater für heimische gefährdete Tierarten. Acht Schauspielerinnen agieren deutschlandweit als Fräulein Brehm in Einrichtungen für Kinder und auch für Erwachsene und inzwischen wurde die Idee auch in Italien mit Begeisterung aufgenommen. Die Fräuleins befassen sich mit Wildkatzen, Lux, Bär, Wolf, Regenwurm, Schweinswal, die Rauchschwalbe, die Nachtigall und eben den wilden Bienen, den Hymenoptera und und zwar in einer Weise, die es so nie gab. Es werden dabei Fakten über die verschiedenen Tierarten vorgestellt und innerhalb einer sehr kurzlebigen Stunde ein Wissen vermittelt, das enorm an Details ist. Und das Tolle dabei ist, dass es kein „trockener“ Vortrag ist, sondern mit Bildern, Körpersprache, Stimmlage und Bewegung sehr lebhaft dargestellt wird.
Niemand würde glauben, dass so ein Vortrag die Zuhörer im großen Saal eine volle Stunde lang in Spannung halten würde, aber Lydia Starkulla schaffte es. Mal war ihr Text ein wahrer Wortschwall dass ihr fast die Luft wegblieb, stakkato-artig vorgetragen, dann wieder zärtlich, liebevoll gesäuselt. Dabei erzählt sie von weltweit 19.844 Arten von Wilden Bienen, der Vielartigkeit des Pollensammelns der unterschiedlichen Arten, über die Anzahl der Augen, Saugnäpfe an den Füßen der verschiedenen Arten.
Auch über die Hummeln lernten die Zuhörer etwas, dass sie nämlich das 1,5-fache ihres Körpergewichts tragen und trotzdem noch fliegen können obwohl sie selbst schon dafür viel zu schwer wären, dass Stiche von Wildbienen weniger schmerzen als Wespen- oder Honigbienenstiche und das es Wildbienenarten gibt, die nur spezielle Blüten anfliegen. Fräulein Brehm berichtet spannend von der Eiablage über die Verpuppung bis zur schlüpfenden Biene – und das alles vor wunderschön fotografierten Lichtbildern. Neu war für viele auch, dass Honigbiene, wenn sie einmal auf eine bestimmte Blütenart losgelassen wurden, sie nie mehr andere Blüten anfliegen – deshalb gibt es eben auch verschiedenen Honigsorten wie Raps-, Wildblüten- oder Waldhonig. Doch die immer weiter um sich greifende industrielle Landwirtschaft entzieht der Natur immer mehr ihre Vielfalt und vernichtet so im Endeffekt den Lebensraum dieser kleinen Wundertiere.
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