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Eine Tragödie in drei Akten

(Wolnzach, hr)


Hier war die Freilichtbühne geplant, ob die tatsächlich realisiert wird, das steht heute mehr denn je in den Sternen.

Kann man nun von einem Highlight, oder muss man von einem neuerlichen Tiefpunkt in der Wolnzacher Gemeindepolitik sprechen? Eine Frage die zumindest die Mitglieder des Theaterbrettl, die der Sitzung beiwohnten, eindeutig beantworten dürften. Sie konnten mit dem „guten“ Gefühl nach Hause gehen, dass sie zumindest von 12 Gemeinderäten unterstützt werden.

Wieder einmal stand die Kulturhalle, genauer gesagt nur die geplante Freilichtbühne, auf der Tagesordnung. Der Form halber sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass es noch nicht darum ging, das Projekt, das in der vergangenen Sitzung von der Planungsgruppe und Architekt Udo Talke vorgestellt wurde, auch sofort umzusetzen, sondern lediglich sich für diese Maßnahme, die Leaderförderung von 200.000 Euro zu sichern. Das zumindest war seitens der Verwaltung geplant. Was letztlich am Ende dabei rauskam, war eine Bankrotterklärung von acht Wolnzacher Gemeinderäten.

Noch vor zwei Jahren schrieb Peter Rech sinngemäß, dass es zwar zukunftsträchtige Projekte in Wolnzach gäbe, diese von Einzelpersonen alleine ohne Unterstützung der Gemeinde aber nicht in den Genuss einer Leaderförderung kommen würden. Nun hatte sich die Gemeinde ein solches Projekt gesucht und dafür innerhalb der lokalen Leader-Arbeitsgruppe ungeheuren Zuspruch erhalten. Mit 200.000 Euro wollte man das Projekt der Kulturhalle unterstützen. Auch weil man dort die durchaus überregionale Bedeutung sah. Überdies die Rückmeldung der Vereine unglaublich positiv war.

Eine Freilichtbühne – grundsätzlich eine gute Idee

Nun muss man an dieser Stelle auch sagen, dass die Kosten für das ambitionierte Gesamtprojekt mit insgesamt 5,8 Millionen Euro einen Rahmen erreicht haben, bei dem man ernsthaft über das Vorhaben nachdenken muss, denn letztlich würden auf das Gesamtprojekt gesehen die Leaderfördermittel nur 3,45% betragen. Auch bei einer energetischen Sanierung der Halle und einer Erstellung der Freilichtbühne (die Kosten würden sich hier auf 3,2 Millionen Euro belaufen) läge die Förderquote rein auf das Leaderprogramm bezogen lediglich bei 6,25%. Zahlen, die einen trotz der Vision und der Idee, die hinter dieser Projekt stecken, doch auch nachdenklich stimmen.

Sollte man es begraben? Die Leaderförderung, für die die Zusage bereits im Haus war, fallen lassen? Gedanken, die man sich auch innerhalb der Verwaltung seit der Sondersitzung vor einigen Wochen gemacht hatte. Insgesamt war und ist man dort von dem Projekt der Kulturhalle, wie es auch Bürgermeister Jens Machold (CSU) betonte, nach wie vor überzeugt. Auch ein Leaderprojekt das eine gewisse Strahlkraft über die Gemeinde hinaus hat, das wollte man nicht so ohne weiteres aufgeben. So wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die Förderung auch dann zu behalten, wenn man nicht sofort das damals vorgestellte Gesamtprojekt verwirkliche. Der Weg, der in Abstimmung mit der Leadermanagerin Carmen Glaser hier ausgelotet wurde, beinhaltete letzten Endes lediglich die Freilichtbühne. Sie wurde auf rund 480.000 Euro geschätzt und auch hierfür wurde die Fördersumme von 200.000 Euro (41,66%) in Aussicht gestellt.

In jeder anderen Kommune wäre die Geschichte hier zu Ende erzählt, denn die Vertreter dort wären wohl ohne größere Diskussion der Empfehlung der Verwaltung gefolgt, und hätten gesagt: „Reicht das Konzept ein, und dann schauen wir, ob wir hierfür auch die zugesagten Mittel seitens des Ministeriums erhalten.“ Zwar schreibt das Leaderprogramm grundsätzlich innerhalb von zwei Jahren auch die Umsetzung des Projektes vor, dennoch betonte Bürgermeister Jens Machold ausdrücklich, dass man sich zu diesem Zeitpunkt lediglich um die Möglichkeit bemühe diese Gelder auch zu bekommen, eine Realisierung müsste dann ohnehin unter den Vorbehalt der finanziellen Machbarkeit gestellt werden.

Keine Weitsicht, sondern nur Parteipolitik

Für Amtsvorgänger Josef Schäch war die Antwort nach der Aussage von Planer Udo Talke, dass der Gemeinde erst weitere Planungskosten in Rechnung gestellt werden, wenn das Projekt auch tatsächlich verwirklicht wird, klar: „Wir sollten diesen Antrag stellen, denn andernfalls können wir das gegenüber der Gemeinde und den Bürgern nicht verantworten, 200.000 Euro ausgeschlagen zu haben.“ Einem Satz, dem bei Weitem nicht alle Gemeinderäte zu folgen wussten. Angefangen bei der SPD – Fraktionsführer Werner Hammerschmid stellte den Kosten-Nutzen-Faktor für lediglich zehn Theateraufführungen in Frage – über die FDP-UW-BGW – Peter Rech zweifelte am grundsätzlichen Konzept – bis hin zu Florian Werther von den Freien Wählern, der sich zwar für das Projekt aussprach, aber das Geld zuvorderst in die Sanierung der Halle stecken würde. Die Bandbreite derer, die gegen diese Projekt waren, war groß und sorgte unter den Mitgliedern des Theaterbrettls weniger für erstaunen, sondern viel mehr für resigniertes Kopfschütteln.

Es ging noch nicht darum, dass morgen die Bagger anrücken sollten, um die Freilichtbühne zu erstellen, sondern lediglich darum, sich die Möglichkeit der Förderung zu erhalten. Doch das schien weder bei der SPD, noch bei den Fraktionskollegen von Josef Schäch von Bedeutung zu sein. Im Gegenteil Brigitte Hackl wetterte, man fange doch nicht mit dem Garten an, ohne das Haus gebaut zu haben. Uns so wurde nicht nur der Standort, sondern das Projekt als solches komplett in Frage gestellt. Von Fraktionskollegin Marianne Strobl wurde diesbezüglich angeführt, man möge das Theaterbrettl einfach finanziell unterstützen und man solle sich viel mehr um das Museum der Hand kümmern.

Welche Wirkung diese Worte auf die Mitglieder des Theaterbrettl haben mussten, konnten man nur erahnen. Der Applaus, den man noch vor zwei Jahren für Don Camillo und Peppone bekam, der jedenfalls war in diesem Augenblick Schall und Rauch, besonders nachdem ein ehemaliger Schauspieler die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Faktor stellte. Letztlich schien vielen im Gemeinderat, anders als so manchem Bürger und auch den Verantwortlichen bei Leader der Weitblick zu fehlen, denn diese Bühne wäre nicht nur eine für das Theaterbrettl gewesen.

In direkter Nachbarschaft zum geplanten Vorhaben befindet sich das Hallertau-Gymnasium, welches nicht nur für seine Konzerte, sondern auch für seine herausragenden Theateraufführungen bekannt geworden ist. Für sie hätte die Freilichtbühne durchaus eine Möglichkeit gegeben, in den warmen Sommermonaten die Vorstellung Open-Air abzuhalten. Auch innerhalb der Marktkapelle hatte man schon über eine Sommerserenade nachgedacht und nicht zuletzt sei hier auch noch das Musikfestival „Wolnzach klingt“ zu nennen, denn ein Konzert mit Echo-Preisträger Fritz Winter unter freiem Himmel wäre sicherlich einmalig gewesen.

Kopfschütteln und resignierte Gesichter

Man kann sich jetzt fragen, warum dies im Konjunktiv geschrieben wurde – schließlich haben ja immerhin zwölf Gemeinderäte für dieses Vorhaben gestimmt. Doch ob man unter diesen Voraussetzungen den Stempel auf den Förderbescheid noch bekommt, das steht bei der Akzeptanz innerhalb des Gemeinderates auf einem ganz anderen Blatt. „Dass man 200.000 Euro so herschenkt“, so der letzte Kommentar seitens des Landtagsabgeordneten Karl Straub, der diese Diskussion in vielen Punkten nicht mehr nachvollziehen konnte. In diesem Zusammenhang sei eben auch der Fraktionsführer der Freien Wähler, Florian Werther genannt, denn auch er votierte, wie die geschlossene SPD-Fraktion und Teile der FDP-UW-BGW am Ende dagegen, den Antrag überhaupt zu stellen. Zwar begründete er sein Nein mit seiner Priorität zur Siegelhalle, jedoch erklärte diesbezüglich Bauamtsleiterin Doris Schneider, dass man wegen der Sanierungsarbeiten des Gebäudes bereits in Kontakt mit der Regierung von Oberbayern stehe, um weitere Fördergelder zu erhalten.

Was am Ende bleibt ist ein Ja, das bei vielen Vereinen allen voran beim Theaterbrettl, doch eher wie ein Nein angekommen sein dürfte. Und gerade die Mitglieder dürften sich heute mehr denn je fragen, warum spielen wir noch für Wolnzach Theater, wo es doch allmonatlich eine solche Veranstaltung genau dort gibt, wo sie auch unter anderem von der SPD gefordert wird – direkt im Zentrum. Der Eintritt sogar frei ist. Nur über das Ende kann man beim besten Willen nicht mehr lachen. Das ist einfach nur traurig!

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