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Ein Leuchtturmprojekt nicht nur für Wolnzach

(Wolnzach, hr)

Welchen Stellenwert haben kulturelle Veranstaltungen in einer Gemeinde? Um diese Frage war Dreh- und Angelpunkt der vergangenen Wolnzacher Gemeinderatssitzung, oder anders formuliert, realisiert man die Kulturhalle, oder lässt man die Finger von der alten Hopfensiegelhalle.
Die Zahlen waren selbst für Bürgermeister Jens Machold ein kleiner Schock. Auf 5,8 Millionen Euro belief sich die erste Schätzung für den Umbau der Siegelhalle zu einer modernen Veranstaltungshalle. „Hier wurde nicht nur die im Rahmen der Leaderförderung erstellte Planung berücksichtig, sondern es wurden auch alle Vorschläge der Vereine mit eingearbeitet“, erklärte Architekt Udo Talke. Insgesamt spricht man in diesem Zusammenhang nicht nur von einer kompletten energetischen Sanierung des Gebäudes, sondern auch von einer flexiblen Trennwand für die Halle und der entsprechenden Außenbühne. „Was die Kosten in diesem Punkt enorm in die Höhe treibt, das sind die Vorschriften für die Versammlungsstätte“, so Talke weiter und führt eben nicht nur die Lüftungsanlage, sondern auch die Technik und den Brandschutz an. So kommt man unter dem Strich auf eine Summe von knapp unter 6 Millionen Euro.
„Diese Investition können wir in dieser Form im Haushalt auf keinen Fall darstellen“, so die Aussage von Bürgermeister Jens Machold (CSU). Dennoch das Projekt ad acta legen wollte der Wolnzacher Rathauschef auch nicht. „Wir haben doch erst vor kurzem wieder gesehen, wie wichtig es ist, Konzerte zu geben und gemeinsam zu feiern“, führt er aus. Unter dem Motto „Wolnzach klingt“ stand ein komplettes Wochenende ganz im Zeichen der Musik. Allerdings hatten vor allem die Bands am Samstag unter der zeitlichen Beschränkung zu leiden. Bereits um 21.30 hieß es: Musik aus! „Gerade vor dem Hintergrund ‚Volksfest‘ brauchen wir auch eine Veranstaltungshalle, die diesen Zwängen nicht unterworfen ist“, so Machold weiter.


Die jetztigen Ausßenanlagen wäre prädestiniert für eine Außenbühne.

So wurde also in den vergangenen Tagen nach alternativen Möglichkeiten gesucht. „Grundsätzlich müssen wir die Halle aber in einem Zug energetisch sanieren“, so der Planer. Das belegen auch die Heizkosten des vergangenen Jahres, die sich auf rund 50.000 Euro beliefen. So drängt sich die Frage auf, sollte man die alte „Lagerhalle“, in der zwar viele Veranstaltungen, angefangen von Faschingsbällen, über Ausstellungen bis hin zu Bundesligawettkämpfen stattfinden, abreißen und neu bauen? Eine echte Alternative scheint auch diese Idee nicht zu sein, denn die Kosten würden sich hier auf geschätzte 8 Millionen Euro belaufen. „Wir sprechen hier von einem Gebäudevolumen von 15.000m³, oder anders gesagt 15 Einfamilienhäusern“, erklärt Udo Talke und so stellte der Planer eine Möglichkeit vor die Halle schrittweise umzubauen. „In einer ersten Maßnahme müssten wir sie energetisch sanieren“, so Talke. Konkret heißt das, dass sowohl das Dach, wie auch der Boden, die Fenster und Türen und der Sanitärbereich erneuert werden müssen. Die Kosten alleine für diese Maßnahme belaufen sich auf rund 2,8 Millionen Euro. In diesem Zuge könnten dann auch die Außenanlagen erstellt werden, die mit rund 370.000 zu Buche schlagen würden. Hier sieht die Planung eine Bühne mit einer Tribüne von rund 370 Plätzen vor. Insgesamt wäre man dann in einem ersten Schritt bei einem Gesamtvolumen von etwa 3,2 Millionen Euro.

It's a numbers game
3,2 Millionen Euro, 5,8 Millionen Euro oder 8 Millionen Euro, vor dieser Entscheidung steht der Wolnzacher Gemeinderat jetzt. Letztlich läuft es aber nicht nur auf die Frage hinaus, was kostet ein Neubau oder eine Sanierung, sondern viel mehr welchen Nutzen kann die neue Halle haben. Sollte es am Ende möglich sein, dass man über diese Halle ein hohes Maß an zusätzlichen Einnahmen generieren kann, dann würde laut Gemeinderat Matthias Boeck auch durchaus ein Neubau Sinn machen. Ob dies am Ende tatsächlich so sein wird, das vermochte derzeit noch niemand genau zu sagen, dennoch ging Karl Straub (CSU) davon aus, dass man die Chance hat mit einer Kulturhalle, die für größere Veranstaltungen geeignet ist, ein Alleinstellungsmerkmal nicht nur im Landkreis haben würde. Aber nicht nur für tolle Konzerte oder interessante Tagungen könnte man eine solche Halle brauchen, denn alleine schon ein Blick in die Runde der Vereine zeigt, der Bedarf für eine Halle dieser Größe ist gegeben:Bislang war die Siegelhalle nicht nur ein Ort zum Feiern (Da Capo oder der Ball der Motorradfreunde), sondern sie bot den unterschiedlichsten Vereinen Raum für Ausstellungen, Basare oder ähnliche Veranstaltungen.
„Natürlich ist das in jedem Fall ein enormer Investionsbedarf“, so Bürgermeister Jens Machold und seine Parteikollegin warf überdies auch noch ein, dass man keinesfalls die anderen Aufgaben der Gemeinde vergessen dürfe, dennoch sahen sie, wie die überwiegende Mehrheit des Gemeinderates in diesem Projekt am Ende eine große Chance für den Markt. Auf die Forderung einen Architektenwettbewerb diesbezüglich auszuloben, oder sich gar noch einmal auf eine neue Standortsuche zu begeben, äußerten sich jedoch einige Räte überaus kritisch. „Ich habe schon mehrere solche Wettbewerbe mitmachen dürfen, am Ende stand dabei immer, dass wir keine Entscheidung hatten“, so Straub. Ganz grundsätzlich führte er in diesem Zusammenhang aber ebenfalls noch einmal das Thema Urheberrecht an. Ein Blick auf das Münchner Olympiastadion zeigt hier, dass der nachträgliche Eingriff aufgrund der Urheberschaft nicht mehr möglich war. Auch Gemeinderat Matthias Boeck beurteilte diese Frage am Ende ähnlich und hielt einen solchen Wettbewerb für nicht notwendig.
Wie man nun in der ganzen Frage Kulturhalle weiter verfahren wird, darüber konnte man aufgrund der Fülle an Informationen und Zahlen noch keine Entscheidung treffen. In den Fraktionen sollen nun die Vorschläge weiter beraten werden. Eines machte Bürgermeister Jens Machold aber am Ende deutlich, trotz der hohen Investitionssumme, auf die lange Bank möchte er dieses für Wolnzach wegweisende Projekt nicht schieben. „Wir sind es unseren Vereinen schuldig, dass wir hier zu einen zügigen Entscheidung gelangen“, so Machlod. Schon im November soll dieser Punkt dann erneut beraten werden.
 

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