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Albert Gürtner an der Spitze der Freien Wähler

(Rohrbach, hr)

Benno Zierer (links) und Florian Streibl gratulierten dem neuen Vorstand Albert Gürtner und seinen beiden Stellvertretern Max Hechinger und Herbert Nerb.

Eigentlich war es ein klassischer Fußball-Mittwoch, doch das 4:1 der Bayern gegen den PSV Eindhoven schien zumindest die Freien Wähler im Landkreis wenig zu interessieren. Für sie standen nach insgesamt doch recht turbulenten Jahren, in denen auch Federn gelassen werden mussten, mit der Wahl von Albert Gürtner zum neuen Vorsitzenden, die Zeichen auf einen Neustart.

Vieles wurde in der Vergangenheit über die Partei, die wie es der Landtagsabgeordnete Benno Zierer treffend formulierte, aus der Kommunalpolitik kam, geschrieben worden – vor allem in Pfaffenhofen. Oft stand dabei Negatives im Vordergrund: die Amtsenthebung von Josef Schäch, der verpasste Wiedereinzug in den Landtag von Claudia Jung und ihr anschließender Weggang und nicht zuletzt auch der Verlust von Christian Dierl, der als junger Hoffnungsträger galt. „Wir haben Federn lassen müssen, auch bei der letzten Kommunalwahl“, so Max Hechinger, der 2014 nach dem Rücktritt von Christian Dierl in die Bresche sprang und seit dieser Zeit den Kreisverband führte.

Insgesamt stellen die Freien Wähler seit dem Urnengang drei Kreisräte weniger und wurden damit von der SPD in Sachen Fraktionsstärke überholt. Allerdings betonte Hechinger auch, dass man durch die Kooperation mit der CSU einen Stellvertreter des Landrates stellt. Die politische Zusammenarbeit bewertete Hechinger mit den Worten: „Sie ist ok.“ Man könnte sagen, Freude sieht anders aus, aber Unzufriedenheit eben auch. Generell, das betonte auch der 3. Landrat Josef Finkenzeller, kann man über das erreichte durch aus zufrieden sein. Er führte nicht nur das Thema Asyl ins Felde, das vom Landkreis gut bewältigt worden ist, sondern auch den solide aufgestellten Kreishaushalt und den mit 45% immer noch sehr niedrigen Hebesatz. Andererseits gibt es im Landkreis auch ein großes Problem: die Ilmtalklinik.

„Unser Krankenhaus macht mir schon Kopfschmerzen“, so Finkenzeller, der auf das Defizit von möglichen 7,5 Millionen Euro anspielte. Grundsätzlich ist man sich trotz all der Schlagzeilen rund um das Krankenhaus einig, es soll auch künftig in kommunaler Hand bleiben. „Ich hoffe, dass es uns mit der neuen Geschäftsführung gelingt, das Defizit signifikant zu senken.“

Sachlich, wie auch die Kooperation mit der CSU, so könnte man den Abriss über die Erfolge bis dahin bezeichnen. Zwar wünsche man sich eine engere Zusammenarbeit und besser eingebunden zu werden, so Finkenzeller und Hechinger übereinstimmend, doch ist man im Grunde mit den erreichten Erfolgen zufrieden. Emotional wurde es dann am Ende bei zwei Fragen. Zum einen beim Thema Windkraft – hier brachte der dritte Landrat deutlich sein Missfallen darüber zum Ausdruck, wie die Diskussion um die geplanten Anlagen derzeit geführt werde. Mehr wollte er zu diesem Thema – anders als Landrat Martin Wolf (CSU), der dafür in der eigenen Partei in der Kritik steht, nicht sagen.

Deutlicher wurde er hingegen in punkto Amtszeit. Schon seit einigen Wochen und Monaten gibt es im Landkreis eine aktive Debatte, wie lang die Amtszeit des neu zu wählenden Landkreischefs sein sollte. Während sich Wolf diesbezüglich noch nicht geäußert hat, bezogen die Freien Wähler eindeutig Position. „Wir würden eine Verkürzung auf drei Jahre befürworten, damit die Landratswahl wieder mit den Kommunalwahlen zusammengelegt werden kann“, so Hechinger, der auch anführte, dass anderfalls jeweils aufgrund der zu erwartenden niedrigen Wahlbeteiligung eine Minderheit den obersten Landkreischef wählen wird.

Ein strahlender neuer Vorsitzender: Albert Gürtner

Damit war aber auch das für diesen Abend so wichtige Stichwort gefallen. Denn die nach Rohrbach geeilten Delegierten waren aufgerufen einen neuen Kreisvorstand zu wählen. Nach dem Interimsvorstand Max Hechinger wurde jemand gesucht, der die Freien Wähler in die kommenden Wahlen führen wird. Die Wahl fiel hier einstimmig auf Pfaffenhofens dritten Bürgermeister Albert Gürtner. Der langjährige Schriftführer wurde ohne eine Gegenstimme von der Versammlung zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ohne eine politische Grundsatzrede zu halten formulierte er aber gleich nach der Wahl ein eindeutiges Ziel: „Ich möchte die Freien Wähler in den Ortsverbänden wieder präsenter machen.“ Damit griff er vor allem auch ein Defizit auf, mit dem sich die beiden Landespolitiker Benno Zierer und Florian Streibl Ärgern dürfen, nämlich in der Presse kaum genannt zu werden. Insgesamt betonten aber beide die Bedeutung der Freien Wähler nicht nur im Landtag, sondern vor allem in den kommunalen Gremien. „Wir haben in ganz Bayern über 6000 Mandatsträger. Das macht uns hinter der CSU zur zweitstärksten Partei“, so Streibl. Und damit das auch in Zukunft so bleibt, lohnt es sich zu kämpfen. Zwar hat in Sachen Landrat bislang noch niemand seinen Hut offen in den Ring geworfen, doch nach den grundsätzlichen Aussagen von Josef Finkenzellen (man habe mit dem richtigen Kandidat durchaus Chancen) und bei einer gut gefüllten Kasse, ist fest damit zu rechnen, dass seitens der Freien Wähler ein Kandidat ins Rennen um das Landratsamt geschickt wird. Wer dies sein wird, das wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.
 

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