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Reserl tot - Adi aber lebt

(Reichertshofen, rt)

Storchenmama auf Nahrungssuche in der Reichertshofener Flur. Fotos: Alfred Raths

 

Das vorjährige Reichertshofener Storchenjunge „Reserl“ sei leider tot. Das teilte Markt-Bürgermeister Michael Franken (JWU) kürzlich auf der Gemeinderatssitzung mit. Besser bestellt ist es um den aktuellen Nachwuchs. Storchenjungmann „Adi“ weilt gerade in Spanien, wie übermittelte Daten des mit einem Sender ausgestatteten Storches zeigen.

Wohl weil ihre Eltern erstmals gebrütet haben, sei Reserl erst sehr spät gestartet, berichtet der Zoologe und Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz Professor Hans-Joachim Leppelsack gegenüber unserer Zeitung. Ihr Weg führte über den Bodensee, dann über den Genfer See ans Mittelmeer. Später flog Reserl an die Küste von Südfrankreich Spanien und weiter bis nach Gibraltar. „Sie hat eine enorme Strecke zurückgelegt“, sagt Leppelsack beeindruckt. Den Flug nach Afrika fortgesetzt habe dann weder Reserl noch ein anderer Storch aus der Region.

Die junge Storchendame jedenfalls war zunächst sehr aktiv und lebte den Großteil des Winters über an der Südspitze der Iberischen Halbinsel vorwiegend an einer Mülldeponie. Später wechselte dann in eine Lagune. Im vergangenen Frühjahr machte sie sich auf den Weg nach Norden und blieb auf einmal südlich von Madrid. Dort ist sie dann auch Ende Juni gestorben. „Wie sie zu Tode gekommen ist, wissen wir nicht. Deutsche Störche sind dort eigentlich normalerweise nicht unterwegs“, sagt Leppelsack. Der mit Solarenergie betriebene Sender gebe aktuell noch immer Signale ab. „Wenn jemand zufällig in die Gegend käme, könnte ihn man fast metergenau an die Stelle führen“, meint der Zoologe.
 

Unsere Aufnahme zeigt den Reichertshofener Storchenhorst aus dem vergangenen Jahr. Einer der Jungstörche links im Bild ist Reserl.

 

Storchenmann „Adi“ (Benannt nach seinem Reichertshofener Horst-Beobachter Adi Spreng und der Überlebende von den ursprünglich zwei diesjährigen Storchenkindern) habe sich zunächst eigenartig verhalten. „Er flog erst spät in die ‚richtige‘ Richtung, was ungewöhnlich ist; Störche nehmen nämlich normalerwiese die Ost- oder Westroute, weil sie damit den kürzesten Weg übers Mittelmeer haben.“ Störche bräuchten die Thermik zum energiesparenden Flug und würden deshalb lange Wasserquerungen vermeiden. „Momentan ist Adi im nördlichen Spanien, zieht gemütlich weiter, und schlägt fast den gleichen Weg ähnlich wie zuvor schon Reserl.“

Leppelsack hofft nun, dass Adi mehr Glück hat als Reserl. Allgemein bekannt ist in Fachkreisen aber auch, dass ein großer Teil der Jungstörche kaum älter als ein Jahr wird. Störche sind vielerlei Gefahren ausgesetzt, vor allem durch ungesicherte Strommasten. Aber es fehlen auch Flächen die sich zur Nahrungssuche eignen. Die Tiere weichen deshalb unter anderem auf Mülldeponien aus, wo sie aber auch Giftiges zu sich nehmen können.

Adi und Reserl tragen auf ihrem Rücken kleine Sender, die per Satellit Daten wie Ort, Flugroute oder Flugbewegungen übermitteln. Die Geräte wiegen rund 50 Gramm. Durch Solarpanele wird das Gerät mit Energie versorgt sofern freilich eine fehlende oder nicht ausreichende Sonnenbestrahlung dies nicht verhindert. Alle fünf bis zwanzig Minuten werden die Positionsdaten gespeichert und dann täglich per SMS an eine Datenbank geschickt. Wo etwa Adi gerade unterwegs ist, kann mit Hilfe der App „animaltracker“ mit dem Smartphone verfolgt werden.

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