Ich tanze mit dir in den Himmel hinein

Der Kocherlball im Schlossgarten Ratzenhofen ist eigentlich der Geheimtipp unter allen Tanzbegeisterten, die mit Vorliebe in der Nostalgie der 20er und 30er Jahre schwelgen. Wer summt nicht gerne mit, wenn „Donna Clara“ angehimmelt wird oder sich die weltbewegende Frage stellt: „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?“.

Um 1880 trafen sich an jedem Sonntagmorgen von etwa 5 bis 8 Uhr im Sommer bei schönem Wetter bis zu 5000 Münchner Hausangestellte (Köchinnen, Laufburschen, Kindermädchen, Hausdiener usw.) zum Tanzen am Chinesischen Turm. Sie konnten sich nur ganz früh am Morgen treffen, da sie danach wieder arbeiten mussten. Im Jahre 1904 wurde die Veranstaltung aus „Mangel an Sittlichkeit“ von der Obrigkeit verboten, wie es heißt.

Das Wort „Kocherl“ stammt auch aus dieser Zeit. Damit waren Dienstmägde, Diener, Haushälterinnen und vor allem das Küchenpersonal gemeint. Das Publikum ist heute natürlich ein anderes als damals. Doch getanzt wird immer noch genauso gern. Nostalgie pur versprach das Orchester „Die Tanzharmonie“ mit Tanz- und Tonfilmschlager der 20er und 30er Jahre.

Als Sahnehäubchen der Auftritte wartete das Orchester stilgerecht in Frack, Gamaschen und Charleston Kleid gehüllt. Jeder kostümierte Tänzer wurde zum Hingucker. Ausgiebiges Schwofen zu Walzer, Foxtrott und Tango war da angesagt.

Die Besucher störte der strömende Regen herzlich wenig. Ausgelassen schwangen sie im Freien unter unaufhörlichem Regenfall mit Leib und Seele das Tanzbein. Besonders für die ältere Generation war das die ideale Gelegenheit, in ihren Jugendzeiten zu schwelgen und sich von der Musik tragen zu lassen.

Ganz unabhängig vom „Sauwetter“. Hin und wieder musste man den Holzboden sogar mit einem Gummischieber „entwässern“, so nass war die Tanzfläche. Dadurch wurde das Tanzen stellenweise zu einer echten Rutschpartie. Für viele verging der Ball viel zu schnell und so musste man sich schweren Herzens am Ende verabschieden.