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Bayern, eine panierte Weißwurst?

(Rohrbach, hr)

„Ich bin der Franz-Josef – und da war I dahoam.“ Es war der letzte Satz eines Bühnenprogramms, in dem Helmut Schleich seinen satirischen Blick auf viele aktuelle Themen lenkte. Mit spitzer Feder, aber auch dem nötigen Tiefgang widmete er sich nicht nur der Spionageaffäre und der Bankenkrise, sondern ganz im Besonderen auch seiner bayerischen Heimat und ging dabei – sehr zur Begeisterung des Publikums – nicht zimperlich mit der CSU um.

„Heut Vormittag ham mia noch viel zu wenig über die CSU g‘redt“, so Schleich. Doch bevor er sich ausgiebig mit den Bajuwaren befasste, setzte sich der Münchner mit den Berliner und Brüsseler Größen auseinander. Vom „g’wamperten Barockengel“ Gabriel bis zum „europäischen Bildschirmschoner“ Oettinger ließ der Kabarettist kein Thema unberührt. „Ehrlichkeit“ – so das Motto seines neuen Programms. Diese jedoch wird politisch gerne ins Gewand der „Wahrheit“ gekleidet. „Schonungslos wollen wir sie nicht!“ Doch am Ende tischte Schleich den Rohrbachern genau diese Wahrheit ungeschminkt und schonungslos auf.

Wortwitz, gepaart mit dem nötigen Tiefgang und dem ganz traditionellen bayerischen – zum Teil auch recht deftigen – Humor: damit wusste der Münchner die Holledauer zu begeistern. Besonders in Person von Franz-Josef Strauß ging er mit seiner Heimat hart ins Gericht. Familienangehörige in der Staatskanzlei zu beschäftigen oder eine gefälschte Doktorarbeit zu publizieren – zu Zeiten des altehrwürdigen Landesvaters eine Selbstverständlichkeit. „Damals haben wir noch mit Panzern gehandelt, heute haben’s nur noch Modellautos!“

Auch die Causa Hoeneß sowie die „gekaufte Weltmeisterschaft“ seien nur hochstilisierte Skandale. „Wenn ich damals gewusst hätte, dass eine WM nur sieben Millionen kostet, dann hätt ich jedes Jahr drei spendiert“, so sein Fazit zu den an die Fifa geflossenen Geldern. Mit diesen Gedanken widmete sich Schleich ausgiebig dem, was man in Bayern selbst lapidar unter „Mia san mia“ subsumiert. So wurde der Urnengang für die Bayern zur „christlich-sozialen Wahlfahrt“. Aber auch ein Franz-Josef Strauß musste am Ende selbstkritisch einräumen, dass die CSU bundesweit nicht von Bedeutung ist. Seinen Nachfolgern („alles Maulhelden!“) sprach er die Kompetenz, seiner Partei mehr Bedeutung zu verschaffen, gänzlich ab. „Was ein Strauß nicht schafft, das schafft ein Sträußlein nimmer mehr.“ Und so stellte – und beantwortete – er zu Recht die Frage, was aus seiner Heimat geworden ist: „Eine von Alfons Schuhbeck panierte Weißwurst.“

Mit seinen deftigen Pointen gepaart mit seinem komödiantischen Talent provozierte Helmut Schleich bei den Rohrbachern zahlreiche Lachsalven, aber regte eben auch zum Nachdenken an. „Die Menschen sind in der heutigen Zeit wieder hungrig nach Querdenkern und guter Satire“, so Schleich mit dem Blick auf die aktuelle politische Lage im Land. Ob die CSU in diesem Sinne einen Franz-Josef wieder auferstehen lässt, das werden die kommenden Wahlen zeigen. Eines aber hat man in Rohrbach deutlich erkennen können: in Person von Helmut Schleich ist der ehemalige Landesvater ein wahrer Publikumsmagnet.
 

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