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Eingeklemmt zwischen Buchrücken über Bier philosophieren

(Reichertshausen, )

"Eingeklemmt zwischen Buchrücken über Bier philosophieren" - und über Franken, seine Menschen, Sprache und Gewohnheiten. Das gab es am Freitagabend beim "Jubierlator" der Dellnhauser Musikanten unter der Moderation des Erlanger Kabarettisten Klaus Karl-Kraus in der Gemeindebücherei Reichertshausen.

Es sei schon ein Wahnsinn, in einer Stadtbücherei ein Bierkonzert zu geben, kokettierte der Moderator von Beginn an mit der Lokation, in die die Veranstaltung verlegt wurde. 500 Jahre Reinheitsgebot zwischen Enid Blyton, John Grisham oder Michael Ende. Nun ja, ursprünglich war die Veranstaltung für die Ilmtalhalle angekündigt, das Publikumsinteresse war aber ganz offensichtlich doch nicht so wie erwartet. Und so reihten sich die Dellnhauser ein in die Reihe der "Kulturwerkstatt Gemeindebücherei", wodurch so etwas wie ein Club-Konzert entstand in heimeliger und lockerer Atmosphäre bei traditioneller bayrischer Volksmusik, wie man sie von den Mannen um Michael Eberwein gewohnt ist.

Zwischen den Musikstücken - ausgesuchte Lieder zu Wirtshaus, Bier, Hopfen und Holledau - erzählte Klaus Karl-Kraus Anekdoten und Geschichten aus seiner fränkischen Heimat, seinen Kindheitserlebnissen und über Traditionen, die heute zu seinem Bedauern so gar nicht mehr gepflegt werden. Früher sei es - man glaubt es kaum - so gewesen, dass die Familie gemeinsam das Essen eingenommen habe; Erziehung sei in den Zeiten seiner Kindheit in sehr vielen Fällen "Handarbeit" gewesen. Daneben kam es zwischen den aufeinandertreffenden Dialekten des Bayrischen - Musikanten und Publikum - und des Fränkischen - Moderator - natürlich zu beidseitiger Nachhilfe in Begriffserläuterungen.

Eigentliches Thema der Veranstaltung war aber ein anderes: das Jubiläum "500 Jahre Reinheitsgebot", das - so lernt es der geneigte Besucher - so an und für sich gar nicht in das Jahr 2016 gehört. Bamberg nämlich, und damit die fränkische Biermetropole, habe bereits 27 Jahre vor den bayerischen Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. - im Jahr 1489 - ein gleichlautendes Reinheitsgebot erlassen. "Nichts mere denn Malz, Hopfen und Wasser" sei für die Herstellung des bayrischen Grundnahrungsmittels zu verwenden; nur habe diese Anweisung damals für Bayern nicht gegolten, weil Bamberg eben erst Anfang des 19. Jahrhunderts bayrisch wurde.

Welche Bücher über das Bier, seine Herkunft, Tradition oder Ausprägungen es in der Gemeindebücherei gibt, das hat am Freitagabend niemand überprüft. Darüber hätte sich der perfekte Bezug zwischen Veranstaltungsthema und Veranstaltungsort herstellen lassen können, und damit dem Kabarettisten noch mehr Ansatzpunkte für seine Überleitungen hätte geben können.
 

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