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Fremd ist der Fremde nur in der Fremde

(Rohrbach, rs)

Karl Valentin war - das ist unzweifelhaft - ein eigenartiger Querdenker, der es seinen Gegenüber nicht immer leicht machte zu verstehen, was denn wohl gerade die Essenz seiner Aussage war. Sieht man den österreichischen Schauspieler Werner Steinmassl auf der Bühne, Valentin rezitierend, dann sind sich die beiden zwar äußerlich nicht ähnlich, vom Typus jedoch scheinbar durchaus nah. Zumindest vermittelt Steinmassl dies seinem Publikum; er trat am Samstagabend beim Rohrbacher Incontri Kulturverein auf.

Kabarett war schon lange nicht mehr in der Kulturwerkhalle; so blieben beim Auftritt von Werner Steinmassl auch einige Plätze frei. Der Österreicher aus Regensburg trat mit seinem Soloprogramm "Edle Kunst behüt dich Gott", einer Hommage an Karl Valentin auf. Steinmassl allein auf der Bühne, ohne Verstärker, ohne Requisiten. Nur hin und wieder holt er sich sein Akkordeon zur Verstärkung dazu. Und die Technik des Incontri-Teams brauchte er, es mussten musikalische Übergänge eingespielt werden, Straßenlärm zur Untermalung oder auch einmal Hundegebell.

Egal ob Karl Valentins Wortspielereien ("Die Eisenbahnfahrt ging sehr schnell, da es ein Schnellzug war. Wäre es ein Güterzug gewesen wäre sie natürlich güter gewesen.") oder seine Penetranz in der Verwendung von scheinbar alltäglichen Aussagen ("Die Stiege geht nicht rauf, sondern wir gehen die Stiege rauf.") - Werner Steinmassl bringt sie ähnlich schelmisch und perfide wie ehedem das Original. Der Schauspieler verzieht dabei keine Miene, bleibt bei all dem Nonsens, den er da teilweise von sich gibt, immer todernst. Der Besucher im Publikum wundert sich mit Fortdauer der Aufführung, wie sich jemand all diesen teilweise zusammenhanglosen, häufig hintergründigen, sehr oft auch sinnlos erscheinenden Text überhaupt merken kann. Allein das nötigt Respekt ab und ist aller Ehren wert.

Als "Meister der schrulligen Charaktere" werde Steinmassl bezeichnet, so Incontri-Vorstandsmitglied Christina Scheuerer in ihrer Begrüßung. Schaut man sich so seine Programme an, mit denen er die Bühnen betritt, so kann man das durchaus nachvollziehen. Neben Valentin erfahren solche querdenkenden Philosophen oder philosophierenden Querdenker wie Helmut Qualtinger, Karl Kraus, Klaus Kinski oder auch Franz Kafka ihre Reminiszenzen. "SIE sind auf UNS nicht angewiesen, aber WIR auf SIE; das müssen Sie sich merken." Mit diesem Valentin-Zitat endete die Begrüßung zum Valentin-Abend, gerichtet vom Veranstalter an das Publikum; für uns als Berichterstatter gilt gleiches in Bezug auf Sie als Besucher unseres Portals und Leser unserer Artikel. Merken Sie sich das also.
 

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