Grandioser Thoma Abend beim Theaterspielkreis
(Pfaffenhofen, mh)Grandioser Thoma Abend beim Theaterspielkreis
Ludwig Thoma zu geben ist eigentlich eine Bank, das weiß man auch im Theaterspielkreis Pfaffenhofen. Der bayerische Schriftsteller stellt mit seinen Romanen und Dramen oft die Darstellung von Scheinmoral, Spießbürgerlichkeit oder großmauliges Preußentum zur Wahl.
Wenn sich der Zuschauer selbst erkennt und bestens darüber lachen kann ist ein Ziel des Schreibers erreicht. Der Einakter „Die kleinen Verwandten“ spielt um 1900 in einer Familie des „höheren Beamtentums“, auf die Pfaffenhofener Bühne hat es Anita Promberger gebracht.
Mit Theo Abendtein, Sylvia Ott, Reinhard Haiplik, Christa Haiplik und Gudrun Küster, konnte sie auf die „alte Garde“ der heimischen Theaterszene zurückgreifen. Im Prinzip spielt sich jeder selber und mit Katharina Schemitsch neben Christoph Schmidt hat auch die Theaterjugend ihren Platz in der kurzen Geschichte. Wenn die „ohreidige“ Verwandtschaft die sorgsam geplante Ehevermittlungsprozedur aufs trefflichste torpediert, herrscht Spannung auf der Bühne. Bayerisch und Hochdeutsch, manchmal auch beides in einem, beherrschen den Text, Ida schafft es sogar innerhalb der Familie drei Sorten an Dialekt zu sprechen.
Thoma ist hier eine zeitlose Entlarvung des bürgerlichen Spiels gelungen, obwohl am Ende alles gut wird, bleibt ein fader Nachgeschmack. Die Theatermannschaft hat sich im besten Bühnenbild, bei dieser, auch sprachlichen Herausforderung, hervorragend geschlagen.
Noch arger, was das Bayerische an und für sich selbst betrifft, ist der zweite Einakter des Abends „Erster Klasse“. Hier hat der Preuß (Hans Peter Harras) und der Mittelfranke (Steffen Wagner) ein Heimspiel im eigenen Idiom. Das junge Paar (Philip Thaller, Marion Simon) sind sowas von verliebt, das sich die Konversation auf wenige Ausrufe beschränkt. Der Schaffner (Josef Eisenschenk) und sein Zugführer (Fritz Sommer) schwelgen im besten königlichen Beamtenbayerisch, von einer Erklärung zur anderen. Josef Filser (Alfred Schneider), Ökonom und Abgeordneter hat mit seiner Gattin (Bärbel Stahl) einen Dialog der ehelichen Extraklasse.
Als Freund und überraschend Mitreisender hat Ökonom Gsottmaier (Josef Kainz) nicht nur den besten Schmaizler dabei, er ist auch der Fels in der Brandung des berühmten Zugabteils. Regie führte Helmut Mutig, Assistenz Astrid Mayer Hoiss und einem perfekten Team hinter der Bühne.
Feinstes bayerisches Volkstheater im Sinne und Text von Ludwig Thoma, wurde in die heutige Zeit gesetzt und gespielt. Wer den Menschen hinter der Donaulinie kennenlernen will sei diese Inszenierung, sozusagen als Integrationsmodell, ans auswärtige Herz gelegt. Der Theaterspielkreis Pfaffenhofen von seiner heimatlichsten Seite und ohne den Zeigefinger zu bemühen „Extra Klasse“, auf allen Ebenen.
Weitere Vorstellungen: 29.April,1., 4., 5., 7., 8., 14. Mai
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