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Positive Zahlen – verhaltener Ausblick

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Von links: Werner Halbig, Richard Riedmeier und Peter Pollig

An sich sind es Zahlen, über die man sich mehr als nur freuen könnte, denn insgesamt stiegt die Bilanzsumme aller Volks- und Raiffeisenbanken in der Region 10 um 4,3 Prozent auf aktuell rund 6,6 Milliarden Euro. Dennoch schlug Richard Riedmeier, Vorsitzender des Kreisverbandes, aufgrund der aktuellen Entwicklungen doch auch nachdenkliche Töne an.

Den Regionalbanken geht es gut, das zeigen die jüngsten Zahlen, die Richard Riedmeier, Werner Halbig und Peter Pollich für das Geschäftsjahr 2015 präsentieren durften. Alleine die Bilanzsumme stieg in den vergangenen 12 Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent. Äußerst erfreulich entwickelte sich dabei auch das Kreditgeschäft. Im Vergleich zu 2015 stieg die Ausleihungen um 6.6 Prozent auf derzeit 4,1 Milliarden Euro. „Getragen wurde dieses starke Wachstum von einem sehr guten und dynamischen Mittelstandsgeschäft sowie von der bedeutenden Nachfrage nach Eigenheimfinanzierung“, erklärt Werner Halbig.

Doch trotz der guten Zahlen, am Horizont ziehen auch für die Volks- und Raiffeisenbanken Wolken auf. Aktuell geht man davon aus, dass die Bilanzergebnisse in den kommenden Jahren nicht mehr gehalten werden können. Der Grund für die immer schwieriger werdende Lage für Regionalbanken ist hier vor allem in der Regulatorik und der Niedrigzinspolitik der EZB zu suchen.

Erst am 10. März wurden die Leitzinsen von 0,05% auf 0,00% erneut gesenkt. Dies wirkt sich in ganz besonderer Weise auf die regionalen Banken aus, die vom Zinsgeschäft abhängig sind. Die Kritik von Richard Riedmeier fiel aus diesen Grund auch entsprechend deutlich aus: „Die zerstörerische Zinspolitik, mit deren Hilfe die Banken der Südländer künstlich am Leben gehalten werden, richtet einen gigantischen Flurschaden in Deutschland an.“ Riedmeier verweist in diesem Zusammenhang nicht nur darauf, dass den mittelständischen Banken und Bausparkassen die Geschäftsgrundlage sukzessive entzogen wird, sondern richtet seinen Blick auch auf die Sparer, deren Altersvorsorge zerstört wird. „Diese Politik geht voll zu Lasten unserer Bürger und der regionalen Banken!“

Dass man nun aber dennoch in der gesamten Region nicht in Hektik verfällt, das liegt am Vertrauen, das sich die 10 Volks- und Raiffeisenbanken im Laufe der vergangenen Jahre erarbeitet haben. In einer Region mit etwa 476.000 Einwohnern, kann man mit Stolz auf einen Kundenstamm von 304.000 blicken. „Jeder zweite ist dabei nicht nur Kunde, sondern auch Miteigentümer der Bank“, so Riedmeier. Eine Basis, auf der man auch in Zukunft aufbauen kann. Dennoch warten auf die Banker zahlreiche Herausforderungen. Nicht nur die Regulatorik der EZB ist in diesem Zusammenhang zu nennen, vielmehr muss man sich mit einem anderen Kundenverhalten auseinandersetzen. „Die Digitalisierung betrifft uns als Banken natürlich sehr stark, da es nicht nur einzelne Prozesse beschleunigt, sondern das Bankgeschäft als solches verändert“, erklärt Peter Pollich.

Während das reine Onlinebanking für viele schon zum Alltag gehört, gilt es andere Bereiche – gerade auch in Zusammenhang mit Internetshopping – weiter auszubauen. „Im vergangenen Herbst wurde das neue Bezahlverfahren „paydirekt“ eingeführt, das hohe Sicherheit und Datenschutz nach deutschem Standard bietet“, so Pollisch weiter. Ob nun Bankberatung via Webcam oder das Zahlen mit dem Handy – aufgrund der Digitalisierung wird sich nicht nur der Zahlungsverkehr an sich, sondern auch das Bankgeschäft verändern.

„Natürlich stehen wir vor enormen Herausforderungen“, erklärt Richard Riedmeier. Er sieht die Volks- und Raiffeisenbanken mit der Omnikanalstrategie gut gerüstet. „Wir werden uns, solange es geht, nicht aus der Fläche zurückziehen. Unsere Präsenz vor Ort, unsere persönlichen, langjährigen Beziehungen zum regionalen Mittelstand und darüber hinaus unser gelebtes genossenschaftliches Wertesystem sind unser großes Plus“, so Riedmeier. Damit dies auch gehalten werden kann, wollen die zehn Banken ihre Kräfte weiter bündeln. „Es gilt, alle Synergiepotenziale zu heben und alle Optionen auszunutzen.“ Dabei steht zunächst eine Kooperation der Banken im Vordergrund aber auch Fusionen innerhalb des Kreisverbandes sind möglich.
 

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