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Kunstkontroverse wegen Bleiverglasung

(Langenbruck, rt)


Um die Ausführung geht es: Links ist der Umsetzungsvorschlag der Reichertshofener Mosaikkünstlerin Caroline Jung zu sehen, rechts ein Bleiglas-Muster der Mayer'sche Hofkunstanstalt München (Nachträgliche Anm.d.Red: Das in der Gemeinderatssitzung vorgestellte Bleiglas-Muster zeigt nicht das Motiv nach dem Entwurf von Benedict Schmitz sondern soll lediglich ein Beispiel geben für die  Einfassung der einzelnen Glasstücke mit Bleiruten).


Weiterhin hohe Wellen schlägt die Auseinandersetzung der künstlerischen Rückwandgestaltung in der geplanten Langenbrucker Aufbahrungsstätte. Nachdem sich bereits die Fraktionsführer der SPD und der Freien Wähler (Hallertau.info berichtete) zu einer Unterschriftenaktion geäußert haben, wonach die Auftragsvergabe an eine Kunstanstalt nach München und nicht, wie vom Bürgergremium beschlossen, an eine örtliche Mosaikkünstlerin gehen sollte, liegen nun auch die Stellungnahmen der CSU und JWU vor. Bekannt geworden ist unterdessen auch der Initiator der Aktion.

Der kürzlich unentschieden verlaufenen Gemeinderatsabstimmung, wonach die Mayer'sche Hofkunstanstalt München den Umsetzungsauftrag zur Realisierung eines Glaskunstwerkes nach den Entwürfen des Langenbrucker Geistlichen und Künstlers Benedict Schmitz bekommen sollte, folgte unmittelbar danach eine zweite. Nach dem Mehrheitswillen mit 11:7 Stimmen gab es dann eigentlich den Auftrag an die Verwaltung, der Reichertshofener Mosaikkünstlerin Caroline Jung das Kunstwerk zu erstellen. Nach besagter Sitzung ging das Gremium mit diesem Ergebnis ohne weitere Anzeichen von Unmut nach Hause.

Bleiverglasung - oder doch nicht? 

Nur wenige Tage nach der Sitzung lagen in der Langenbrucker St.-Katharina-Kirche Unterschriftslisten ohne Urheberangaben aus, die sich ihrer Intention nach gegen diese Entscheidung wenden und eine neuerliche Abstimmung der Räte dazu fordern. Zudem gab es eine weitere Liste, der nach die Unterzeichner ihre Bereitschaft zu einer Spende bekunden, falls der Auftrag an die Mayer'sche Hofkunstanstalt geht. Jene verlangt übrigens dafür 34.379 Euro, während Jung 23.681 Euro dafür veranschlagt hat.

Einem kürzlich erschienenen Bericht einer Lokalzeitung nach, outete sich der Marktgemeinderat Josef Pfab (CSU) als Initiator der Aktion. Er wolle eine Neuabstimmung erreichen, deshalb habe er in Abstimmung mit Pfarrer Michael Schwertfirm die Listen ausgelegt, stand in dem Blatt zu lesen. Pfab gehe es dabei auch um das Vermächtnis des verstorbenen Schmitz, der genaue Vorgaben hinterlassen habe, welche Handwerker seine Motive umsetzen sollten.

Fraktionsspitzen der JWU und CSU äußern sich

Nachdem unsere Zeitung bereits die Meinungen der Fraktionsspitzen von SPD und FW veröffentlichten, liegen mittlerweile auch jene von der JWU und der CSU vor: "Die JWU wurden von der Aktion überrascht und sie war in kleinster Weise mit uns abgestimmt“, so JWU-Fraktionschef Erwin Strasser. „Als Fraktionsvorsitzender und auch persönlich fühle ich mich an eine demokratische Entscheidung gebunden und sehe dabei auch keinen Spielraum. Diese Aktion mit den Unterschriften und Spendenaufrufen hätte, wenn überhaupt, vor der Abstimmung initiiert werden müssen.“ Zum dem Spendenaufruf meint Strasser: „Das ist ein komplett neues Thema. Eine Spendenaktion mit einer Firma zu verknüpfen, das muss erst mal rechtlich geklärt werden, ob dies zulässig ist.“

Anders sieht es CSU-Fraktionsführerin Gabi Breitmoser, die sich ebenfalls an der Unterschriftenaktion beteiligt habe: „Federführender der Unterschriftenaktion ist zwar der CSU-Gemeinderat Josef Pfab, aber die Aktion selbst ist nicht von der Reichertshofener CSU initiiert worden, obwohl nun alle Gemeinderäte der CSU dahinterstehen.“ Breitmoser sei, wie sie sagt, selbst im Langenbrucker Kirchenverwaltungsgremium und viele Bürger seien vermutlich auch deshalb auf sie zugekommen „und fragten mich, wieso der Gemeinderat so abgestimmt hat wie er es tat.“

Enttäuschte Langenbrucker

Man habe gemerkt, dass die Langenbrucker enttäuscht gewesen seien darüber. „Schmitz hat großes Ansehen und soweit ich weiß, gibt es den Entwurf in bleiverglaster Ausführung. Den hat er schon im Hinblick auf ein eventuell neues Leichenhaus in Langenbruck gemacht ist. Die Frage stellt sich für mich, ob es rechtlich überhaupt zulässig ist, den Entwurf von Schmitz dahingehend abzuändern. Ich bin der Meinung, dass die ganze Sache nochmals auf die Tagesordnung gesetzt und damit im Gemeinderat neu abgestimmt werden soll.“ Den Spendenaufruf sehe Breitmoser überhaupt nicht als problematisch an. „Die Bürger wollen damit zum Ausdruck bringen, wie wichtig ihnen das Vermächtnis von Schmitz ist und sie gerne bereit sind, dafür auch etwas zu spenden. Mit Bestechung oder ähnlichem hat das absolut nichts zu tun.“

Der bisherige Verlauf der öffentlichen Diskussion lässt erkennen, dass sich die unterschiedlichen Auffassungen daran entzünden, ob es genaue Vorgaben von Schmitz gibt, wer seine künstlerischen Entwürfe in welcher Form (wie etwa nur in Bleiverglasung) umsetzen darf. Offenbar wurde ausgerechnet diese zentrale Frage in dem vor der Gemeinderatsentscheidung eingesetzten Ausschuss, der dem Vernehmen nach sogar mehrfach tagte, nicht erörtert. Noch nicht geklärt ist auch, ob bereits ein rechtsverbindlichen Vertrag zwischen der Marktgemeinde und Jung zustande gekommen ist, der einen entsprechenden Auftrag an die Künstlerin aus dem Ort begründet.  
 

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