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LESERBRIEF

(Reichertshofen, hal)

 

Zur Berichterstattung in unserer Zeitung vom 16. März 2016 unter dem Titel "Zukunft der Paarhalle bleibt ungewiss" erreichte unsere Redaktion folgender Leserbrief von Karl Schweiger aus Reichertshofen, den wir hiermit ungekürzt wiedergeben:

 

Kein Geld in Armenhofen

In der Gemeinderatssitzung vom 15. März 2016, in der es um die Zukunft der Paarhalle ging,  erinnerte Bürgermeister Franken kurz vor der Abstimmung noch an die demnächst geplanten Investitionen der Marktgemeinde Reichertshofen. Demnach seien bis zum Jahr 2021 für bereits genehmigte oder geplante Projekte insgesamt mehr als 20 Millionen Euro erforderlich. Ein großer Teil dieser Summe sei für Sanierungs- und Erhaltungsaufwendungen nötig. Mögliche Kosten für die Sanierung der Paarhalle seien hier noch gar nicht eingerechnet. Die Grenze der Leistungsfähigkeit sei erreicht. Selbst wenn die Rücklagen der Gemeinde eingesetzt würden, reiche das Geld hinten und vorne nicht.

Diese Aussagen haben mich überrascht. Vor allem, weil Bürgermeister Franken bei den Bürgerversammlungen in seinen Bilanzen immer stolz einen ausgeglichenen Haushalt und eine niedrige Pro-Kopf-Verschuldung präsentierte.

Was sind die Ursachen für einen plötzlich anstehenden Schuldenberg? Offenbar hat sich seit Amtsantritt von Bürgermeister Franken ein immenser Instandhaltungsrückstau ergeben, weil so gut wie keine laufenden Sanierungen bei Straßen und gemeindeeigenen Gebäuden durchgeführt wurden. Gleichzeitig wurde viel Geld für eine neue überdimensionierte Aussegnungshalle in Reichertshofen ausgegeben.

In Langenbruck wurde das alte Leichenhaus nicht - wie durchaus möglich und von vielen Langenbruckern gewünscht - kostengünstig renoviert, sondern ebenfalls der Bau einer neuen und teuren Aussegnungsstätte beschlossen.

Die Grundstückspolitik im Bereich Gewerbe ist misslungen. Anstatt mittleres produzierendes Gewerbe mit den entsprechenden nachhaltigen Arbeitsplätzen anzuwerben und anzusiedeln, wurden und werden auswärtige Großinvestoren an Land gezogen. Diese wandeln nach leeren Versprechungen wertvolles Ackerland zu Lkw-Parkplätzen um. Viel Geld für die Gemeindekasse ist von diesen Gewerbeansiedlungen kaum zu erwarten.

Auch in der privaten Grundstücks- und Baupolitik wurde von der Gemeinde Geld verschenkt. Anstatt, wie in umliegenden Kommunen üblich, bei neuen Baugebieten einen nicht unerheblichen Grundstücksanteil für die Gemeinde zu beanspruchen und zu vermarkten, verlangt der Markt Reichertshofen nach wie vor kaum einen oder gar keinen Anteil von den Grundstückseigentümern.

Dies sind nur einige Gründe, weshalb sich plötzlich dieses große Loch in der Gemeindekasse auftut. Für eine Generalsanierung der Paarhalle oder gar einen Neubau ist jedenfalls kein Geld mehr da.

Wer trägt die Kosten für diese verfehlte Haushalts- und Finanzpolitik? Die Antwort auf diese Frage ließ Bürgermeister Franken in der Gemeinderatssitzung schon mal durchblicken: Gegenfinanzierung durch Erhöhung von Grundsteuer, Gewerbesteuer, Kindergarten- und Friedhofsgebühren.

Die Zeche zahlen also alle Bürgerinnen und Bürger von Reichertshofen. Der Markt wird wohl bald in „Armenhofen“ umbenannt werden müssen.

 

Karl Schweiger, Gotteshofner Straße 12, 85084 Reichershofen  




 

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