Schadenersatz gegen die Gemeinde steht im Raum
(Reichertshofen, rt)Von bislang unbekannter Seite soll per Unterschriftenliste verhindert werden, dass die Reichertshofener Mosaikkünstlerin Caroline Jung den Auftrag zur künstlerischen Gestaltung eines Glasobjektes bekommt. Den hat ihr aber der Gemeinderat bereits per Abstimmung erteilt. Archivfoto: Raths
Für bedenklich hält der Reichertshofener Bürgermeister die von Unbekannt gestartete Unterschriftenaktion, die sich gegen die Ausführung der Rückwandverglasung in der künftigen Aufbahrungsstätte im Friedhof Langenbruck durch die Reichertshofener Mosaikkünstlerin Caroline Jung richtet (Hallertau.info berichtete gestern darüber). Auf Nachfrage von unserer Zeitung haben sich Bürgermeister Michael Franken (JWU) und zwei Fraktionsführer des Marktgremiums dazu geäußert. Es könnte zu Schadenersatzforderungen kommen.
„Die Unterschriftenliste selbst habe ich noch nicht gesehen aber davon gehört, dass sie ausgelegt worden ist“, sagt Franken. Es gebe einen Gemeinderatsbeschluss zur Auftragserteilung an die international tätige Reichertshofener Künstlerin Jung, das Wandbild nach dem Entwurf von Benedict Schmitz zu erstellen. „Gemäß Geschäftsordnung ist dieser Beschluss bindend“, betont der Gemeindechef. „Ich empfinde es extrem undemokratisch, nachdem wir seit Monaten über dieses Kunstwerk diskutieren, wenn nun Gemeinderäte den Mehrheitsbeschluss 11:7 nicht akzeptieren wollen und die Bevölkerung offenbar anstacheln um hier nachzutarocken.“
Schadenersatz könnte womöglich verlangt wereden
Ob der Beschluss überhaupt revidiert werden könne und mit welchen Schadensansprüchen in diesem Fall gegenüber Jung zu rechnen wäre, müsse gegebenenfalls erst geprüft werden. „Es gibt zwar die Möglichkeit eines Bürgerantrages, das bedeutet aber lediglich, dass, wenn er gestellt wird, sich der Gemeinderat nochmals die Angelegenheit beraten müsste“, erläutert Franken. „Kein einziger Bürger hat sich im Vorfeld wegen des Bildes an mich gewandt und sich für ein bleiverglastes Mosaik ausgesprochen - plötzlich soll das jetzt ein solch großes Thema sein, das kann ich nicht glauben!“, wundert sich Franken. Die ausgelegte Spendenliste hält er für haarig. „Die müsste ich vorher sehen um dazu eine Aussage zu treffen. Ich hoffe die Initiatoren machen da keinen Fehler und Schaden denjenigen, die sich da eintragen.“
Fraktionsführer äußern sich
Auf Nachfrage unserer Zeitung bei den Fraktionsvorsitzenden im Reichertshofener Gemeinderat haben sich bis zum heutigen Montagabend jene der SPD und der Freien Wähler geäußert.
„Die SPD-Fraktion war in der vergangenen Gemeinderatssitzung auch hin- und hergerissen, welche künstlerische Ausgestaltung der Rückwandverglasung die Bessere ist – zu guter Letzt ist das auch immer eine Frage des persönlichen Geschmacks“, merkt Waltraud Schembera an. „Die modernere Variante kam uns, auch weil es von einer Reichertshofener Künstlerin mit internationaler Reputation bereits ein Modell gab, dann doch passender für den Neubau der Langenbrucker Aussegnungshalle vor.“ Wenn sich die Bürger aus den Ortsteilen von Langenbruck und Winden jedoch so dafür einsetzten, dass die neue Aussegnungshalle im Friedhof Langenbruck ein Kunstwerk ihres Geschmacks bekomme, müsse dem auch Rechnung getragen werden, meint Schembera. „Ein Kunstwerk sollte nach dem Gefallen der Bevölkerung ausgewählt werden und kein Ergebnis eines Gemeinderatsbeschlusses sein, wobei die Kosten natürlich immer abzuwägen sind.“ Wenn die Bürger der Ortsteilgemeinden von Langenbruck und Winden bereit seien, für ein Kunstwerk ihres Geschmacks zu spenden, dann solle man sie dies auch tun lassen.
Ludwig Heigl von den Freien Wählern sieht die Unterschriftenaktion „grundsätzlich negativ, weil es einen Gemeinderatsbeschluss dazu gibt. Wir in der Fraktion sind der Meinung, dass wir sowas nicht anfangen, einen Beschluss auf diese Weise auszuhebeln.“ Ein Spendenaufruf der dazu missbraucht werde, um womöglich einen neuen Gemeinderatsbeschluss herbeizuführen, erteilt er eine eindeutige Absage: „Das können wir nicht tolerieren.“
Initiator weiterhin unbekannt
Die Mosaikkünstlerin Caroline Jung, die sich zurzeit im Ausland aufhält, wollte sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in die Diskussion einmischen, wie sie unserer Zeitung gegenüber erklärte. Weiterhin unklar bleibt, wer der Initiator der Unterschriftenaktion ist. Ebenso hat sich offenbar bislang niemand dazu bereiterklärt, einen neuen Beschluss im Gemeinderat herbeiführen zu wollen.
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