Jede Publicity ist gute Publicity?
(Reichertshausen, hr)Foto: Archiv/Raths
Das hatte sich der Ex-Schauspieler, Komiker und SPD-Kreisrat Florian Simbeck anders vorgestellt. Auf seinem offiziellen Facebook-Auftritt schreibt er: „Da habe ich wohl eine ganz schön große Welle losgetreten. Viel größer als ich es jemals voraussehen konnte und wollte.“ Eine kaum ernstzunehmende Aussage, denn auch in der Netzgemeinde wird die Frage gestellt, wie er davon ausgehen kann, wenn er doch über 9700 Follower hat.
So brach aufgrund eines Klicks ein wahrer Mediensturm über die kleine Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen und vor allem auch über den Oberilmtaler Carnevals Verein herein. Nun kann und muss man den Panzer gerade vor dem Hintergrund in Reichertshausen – dort sollen in den nächsten Wochen 76 Asylbewerber untergebracht werden und innerhalb der Bevölkerung gibt es doch große Widerstände – kritisch betrachten. „Gerade in diesem Zusammenhang hätte der Panzer, der zwar auch schon im Vorjahr am Zug teilgenommen hatte, nicht und vor allem nicht mit dieser Aufschrift fahren dürfen“, so Reichtershausens Bürgermeister Reinhard Heinrich. „Zugleiter Konrad Moll, der auch noch Gemeinderat ist, hätte sich dieser besonderen Situation bewusst sein müssen.“
Foto: Archiv/Steffen
Dass der „Panzer“ aber letztlich nicht nur ein schlechter Witz, sondern deplatziert war, über dies ist in man sich im Reichertshausener Rathaus einig. Doch ebenso wie über das Kriegsgefährt, ist der Ärger darüber, dass dies zu einem Politikum hoch stilisiert worden ist, groß. „Natürlich fand ich den Panzer unmöglich, aber eben auch das mediale Echo. Facebook war hier eindeutig der falsche Weg“, erklärte Reichertshausens dritter Bürgermeister Benjamin Bertam-Pfister (SPD). So ist sein Parteikollege sichtlich irritiert über das Verhalten: „Ich hätte diesen Weg über Facebook so nicht gewählt, sondern das Gespräch mit den Verantwortlichen gesucht“, fügt er weiter an. Eine doch deutliche Kritik an der Vorgehensweise Simbecks, der übrigens mittlerweile selbst zurückruderte. „Das Bild von dem Panzer der Ilmtaler Asylabwehr wurde oft geteilt und viel Hass gegen den OCV Steinkirchen, aber auch gegen meine Person und viele andere unschuldige Beteiligte ausgeschüttet. Freunde, das geht zu weit. Mit Beleidigungen gegen meine Person kann ich leben. Aber den gesamten OCV, die ganzen ehrenamtlichen, deren Garde, die Kinder, die gesamte Gemeinde in den Dreck zu ziehen und zu beschimpfen ist definitiv genauso geschmacklos, wenn nicht noch schlimmer, als mit einem Nazi Panzer bei einem Faschings-Umzug mitzufahren“, schrieb er gestern auf seinem offiziellem Facebook-Profil anlässlich der Tatsache, dass der ursprüngliche Post vom Sonntag nicht nur internationales Medienecho auslöste, sondern einen wahren Shitstorm für den Verein und die Gemeinde nach sich zog.
Er hätte das nicht vorhersehen können, heißt es weiter. Doch war das wirklich nicht absehbar? Ein Facebook-Account mit 9700 Freunden, ein Post zum Thema Flüchtlinge und Asyl – und dann die Aussage „man hätte es nicht erahnen können, was dies auslöst“? Ein verantwortungsvoller Kommunalpolitiker hätte es nicht erahnen können, sondern müssen, denn auch Florian Simbeck dürfte es in dieser Diskussion nicht verborgen geblieben sein, dass die Deutschland über die aktuelle Flüchtlingspolitik tief gespalten ist. So bleibt am Ende die Frage, was steckt also hinter dieser Aktion? Eines ist klar: Als Kreisrat und Schauspieler hat er durch diese Aktion bundesweit für Aufsehen gesorgt. Von einem Kommunalpolitiker hätte man durchaus anderes erwarten können. Aber wie Reichertshausens Bürgermeister Reinhard Heinrich in diesem Zusammenhang anfügte, war dies durchaus nicht der erste Fall, in dem der SPDler den Weg über die sozialen Netzwerke gewählt hat.
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