Wohnraum gesucht, Helfer gefunden
(Pörnbach, rt)Pörnbachs Bürgermeister Bergwinkel (2.v.r.) stand zusammen mit den Vertreterinnen der örtlichen Nachbarschaftshilfe und dem für Asylfragen zuständigen Landratsamts-Abteilungsleiter Hafenrichter den Bürgern Rede und Antwort zu den Flüchtlingszuweisungen.
Zehn Asylbewerber sind in Pörnbach derzeit untergebracht. Gemäß einer freiwilligen Selbstverpflichtung mit dem Landkreis muss der Ort jedoch noch über 30 Menschen aufnehmen. Weiterhin unklar bleibt, wo diese ein Dach überm Kopf finden sollen. Am gestrigen Abend haben sich aber einige Bürger gefunden, die sich in einem Asyl-Helferkreis zusammengeschlossen haben.
Mit der Suche nach geeigneten Unterkünften für Asylbewerber hat Pörnbachs Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW) seine liebe Not; dies wurde einmal mehr auf der gestrigen Informationsveranstaltung der Gemeinde zum Thema Asyl deutlich. Zehn Flüchtlinge leben zwar schon geraume Zeit in der Kommune, doch nach der landkreisweiten Aufteilung fehlten nach aktueller Aussage des Ortsoberhauptes 34 Plätze. Zwar sei man im Gespräch, bis zu maximal 28 Asylbewerber im Verwaltungsgebäude der Brauerei Toerring einzumieten, doch bislang „ist kein Vertrag unterschrieben“, erklärte Bergwinkel. Die Postfiliale bliebe dann trotzdem im Gebäude. Als Option komme der weitgehend leerstehende Gasthof zur Post, welcher vor Jahrzehnten unter bis heute ungeklärten Umständen in den Besitz der Gemeinde gelangt ist, aus Gründen des Denkmalschutzes nicht in Frage.
Bereits seit Monaten geht schon die Suche nach Quartieren und obgleich Bergwinkel stets betonte, „gute Gespräche“ mit potentiellen Vermietern zu führen, kam es jedoch bis zum heutigen Tage zu keinem Mietvertrag. Ein Teilnehmer des gestrigen Abends meldete sich mit dem Hinweis zu Wort, dass er aus dem Stand zehn leerstehende Häuser in Pörnbach nennen könne. Das freilich hilft dem Bürgermeister nicht, denn er ist dabei immer auf das Entgegenkommen des jeweiligen Vermieters angewiesen. Zwang könne er da keinen ausüben, erklärte Bergwinkel. Selbst ein Ausweichen auf Wohn-Container nützt Pörnbach kaum etwas, denn diese sind wegen der deutschlandweit immensen Nachfrage nicht so schnell zu besorgen und zudem auch vergleichsweise teuer in der Anschaffung und dem Unterhalt. Doch es eilt: „Eigentlich sollte die Gemeinde bis Ende 2015 die Plätze zur Verfügung stellen“, so Bergwinkel. Und Landratsamts-Abteilungsleiter Niklas Hafenrichter, der unter anderem auch Chef der dortigen Ausländerbehörde ist, stellte klar: „Wir wollen so schnell wie möglich die Plätze haben.“
Gemeinde droht Zwangszuweisung
Bergwinkel rief abermals die Gemeindebürger dazu auf, geeignete Objekte zu melden, um die Menschen unterzubringen zu können. Zudem drohe den Gemeinden nach einem kürzlich verabschiedeten Kabinettsbeschluss (Unsere Zeitung berichtete darüber bereits aus der Landeshauptstadt: http://www.hallertau.info/index.php?StoryID=64&newsid=91976 und http://www.hallertau.info/index.php?StoryID=288&newsid=91846) die direkte Zuweisung von Asylbewerbern. Das bedeutet, dass dann nicht mehr, so wie das bislang der Fall ist, die Flüchtlinge vom Landratsamt den einzelnen Landkreiskommunen zugewiesen werden, sondern die Menschen kommen beispielsweise von der Erstaufnahme in München direkt mit einem Bus in Pörnbach an. Das „letzte aller Mittel“ sei die Belegung der Schulturnhalle“, sagte Bergwinkel im Verlauf des Bürgerdialoges.
Erfreulich verlief dagegen die Suche nach ehrenamtlichen Helfern. Die örtliche Nachbarschaftshilfe, unter Führung von Ursula Strobl und Sandra Redl, konnte am späteren Abend 21 Bürger vermelden, die sich in die Helferliste eingetragen haben. Von der Caritas werde es einen „Crashkurs Asyl“ zur Unterstützung des neuen Helferkreises geben, erklärte Sabine Rieger von der Caritas-Fachstelle Asyl-Ehrenamt. Zudem könne dafür gesorgt werden, dass es zum Erfahrungsaustausch mit benachbarten Helferkreisen komme. Anschauliche Einblicke in die Arbeit mit den Asylbewerbern gab Andreas Hofner, der seit längerer Zeit zusammen mit einigen Mitstreitern die bislang zehn Asylbewerber Pörnbachs betreut.
Integration ist nicht schwierig
Es ist bei der Veranstaltung auch erwähnt worden, dass eine Fachkraft je 150 zugewiesenen Asylbewerbern geben wird. Diese wird dann aber neben Pörnbach noch weitere Gemeinden zu betreuen haben. Besonderen Wünschen, wie etwa nach der Zuweisung von Flüchtlingsfamilien, könne nicht nachgekommen werden, so Hafenrichter: „Diese Zeit ist vorbei.“ Weitgehend bekannt ist ja, dass alleinstehende Männer einen Anteil von etwa 70 Prozent der Asylbewerber ausmachen.
Ebenfalls klargestellt worden ist, dass die später anerkannten Asylbewerber dann auch im Rahmen des geltenden Sozialhilferechts von der aufnehmenden Gemeinde in geeigneten Wohnungen unterzubringen sind. Dies dürfte allerdings nicht nur in Pörnbach zu weiteren Problemen führen. Ebenso die Tatsache, dass entgegen aller Prognosen auch in der Winterzeit der Zustrom an Flüchtlingen nicht abnehmen will und damit künftig sicherlich noch mehr Wohnraum von den Kommunen zur Verfügung gestellt werden muss.
„Integration ist nicht schwierig“, ermutigte Bergwinkel schließlich am Ende der Veranstaltung die Bürger.
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