Frauen und Männer in der Wirtschaft - Gleichberechtigt?
(Münchsmünster, wk)
Das Kommunalunternehmen Strukturentwicklung (KUS) des Landkreises und der Wirtschaftsbeirat im Landkreis hatten zum Unternehmerforum nach Münchsmünster geladen und viele, viele kamen. Der Bürgersaal war gut gefüllt und der Anteil der Frauen war recht groß. Neben einem Vortrag über die Rolle erfolgreicher Unternehmerinnen stand eine Podiumsdiskussion über das Hauptthema im Vordergrund.
Bernd Huber, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats
Das Thema des Tages lautete: Frauen und Männer in der Wirtschaft - Miteinander? - Zukunftsfähig? -Erfolgreich? Die Fragezeichen machten deutlich, dass das Ziel wohl noch nicht erreicht ist, doch das sollte niemanden daran hindern, dieses Ziel konsequent weiter zu verfolgen. Bernd Huber, Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats unterstrich deshalb in seiner Eröffnungsrede, dieses Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Er sprach sich aber deutlich gegen die Einführung einer Quote für Frauen in Führungspositionen aus, merkte aber an, dass eine Quote zumindest anfangs als „Starthilfe“ helfen könnte, aber später wieder abgeschafft werden müsste. Er rief die Frauen auf, Willen zu zeigen und Karriere machen zu wollen und nicht an traditionellem Rollenverständnis festzuhalten. Augenzwinkernd fügte er an, dass Frauen, die eine berufliche Karriere vor Augen hätten, sich schon bei der Auswahl ihres zukünftigen Ehemannes jemanden aussuchen sollten, der ihre Ziele unterstützen werde. Und er wies darauf hin, dass es in kleinen und mittleren Unternehmen leichter sei, als Frau in Führungspositionen zu kommen, nur in rein technischen Bereichen sei es schwieriger, da schon Mädchen weniger Interesse an mathematischen, naturwissenschaftlichen Fächern hätten. Hier müsse man ansetzen und Mädchen mehr für diese Bereiche motivieren, denn „die deutsche Wirtschaft kann auf entschlossene Frauen nicht verzichten“.
Stephanie Spinner-König, Geschäftsführerin der Spinner GmbH
Nach einem Grußwort von Münchsmünsters Bürgermeister Andreas Meyer ging die Unternehmerin Stephanie Spinner-König als Hauptrednerin auf die Rolle erfolgreicher Unternehmerinnen ein. Sie ist Vorsitzende der Geschäftsführung der Spinner GmbH in München, Vizepräsidentin der IHK München/Oberbayern, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und Vizepräsidentin des Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektronikindustrie. Neben den Erfahrungen im eigenen Unternehmen hat sie also auch aufgrund ihrer Gremienarbeit den Überblick, wie Frauen in der Wirtschaft positioniert sind. Ihre Rede begann sie mit einem historisch sehr weiten Rückblick, denn im Paradies war Eva die erste Unternehmerin: während Adam unter dem Baum schlief, kommunizierte sie mit der Schlange und pflückte den ersten Apfel. Dann gab es natürlich den Oberchef, der beide aus dem Paradies vertrieb und die Frauen dazu verurteilte, zukünftig unter Schmerzen die Kinder zu bekommen. Das zog sich dann durch die Jahrtausende, so dass die Frauen immer unterdrückt waren, „doch Frauen sind nicht dümmer oder schlechter als Männer“, so Stephanie Spinner-König. So war es noch im letzten Jahrhundert so, dass Männer bestimmen konnten, ob Ehefrauen einen Beruf ausüben dürften und diese Rollenbilder seien immer noch in vielen Familien verbreitet, beklagte sie. Aber es gebe genauso gute Frauen als Juristin, Ärztin oder Betriebswirtinnen wie Männer. In der Region Oberbayern werden 13 Prozent der Unternehmen von Frauen geführt, dies besonders in Dienstleistungsbereichen. Auch der Anteil von Studentinnen in den MINT-Bereichen nehme zu und bei den Betriebswirten seien es inzwischen 51 Prozent Frauen, die studieren. Die Einsatzbereitschaft, Entscheidungsfreude und Verantwortungsbereitschaft sei nicht geschlechtsspezifisch, so Spinner-König.
v.l.: Prof. Claude Herion, Stephanie Spinner-König, Edith Laga, Lena Snaider, Joachim Bichler, Elke Christian
Die nachfolgende Podiumsdiskussion wurde moderiert von der IHK-Geschäftsführerin Ingolstadt, Elke Christian, die als Gäste auf dem Podium neben Stephanie Spinner-König Prof. Claude Herion von der WMH Herion Antriebstechnik, Edith Laga, Präsidentin des Unternehmerinnenforums, Lena Snaider, vom Unternehmen Form Acht und Vorstand der Unternehmerfrauen im Handwerk der Region 10 sowie Joachim Bichler vom Unternehmen Form Acht begrüßen konnte. Sie fragte nach Statements, wie sie denn in der Arbeit unterstützt würden, wie sie sich als Frau in Unternehmen sehen würden und welche Erfahrungen sie im Laufe ihres Berufslebens gehabt hätten. Stephanie Spinner-König hatte volle Unterstützung von ihrem Mann, der als Architekt sein Büro zu Hause hat und auch auf die Kinder und den Haushalt achten konnte. Prof. Herion beklagte sich über die schlechte Infrastruktur für Familien, die die Berufstätigkeit von Frauen behindere und sprach sich außerdem gegen Quoten für Frauen in Führungspositionen aus, sah sie aber zumindest für kurze Zeit als Anschubhilfe. Lena Snaider konnte die gute Zusammenarbeit im Unternehmen aufführen, die es ihr ermöglichen würden, sich auch häuslichen Problemen zu widmen und strich als Vorteil heraus, dass sie als Frau bei Entscheidungen im Unternehmen ihre Sicht einbringen könne, damit Probleme gemeinsam gelöst werden könnten.
Alle Teilnehmer auf dem Podium hatten so die Möglichkeit, die Vor- und Nachteile im Berufsleben im Zusammenhang mit dem Thema zu erläutern und auf die verschiedenen Fragen von Elke Christen einzugehen. Dabei kamen immer wieder die Forderung nach ausreichender Unterstützung durch die Politik bei der Kinderbetreuung und die Forderung, zukunftsfähig zu bleiben - Großunternehmen müssten eher ihre Strukturen verändern als mittelständische Unternehmen. Zum Schluss der Talkrunde wies Elke Christian darauf hin, dass ab Januar 2016 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat haben müssten. Werde diese Quote nicht erfüllt, müssten Plätze im Aufsichtsrat leer bleiben.
Abschließend gab es aus dem Publikum einige kurze Statements und Landrat Marin Wolf fasste in seinem Schlusswort die Diskussion zusammen indem er konstatierte, dass es eben Unterschiede zwischen Männern und Frauen gäbe und das dies das ganze spannend mache. Die besonderen Fähigkeiten der Geschlechter sollten verflochten werden, um zum Erfolg zu kommen. Er sehe den Landkreis auf einem gutem Weg, auch mit den Maßnahmen zum „Familienaktiven Landkreis“, musste aber einschränken, dass in allen 19 Gemeinden des Landkreises nur Männer als Bürgermeister gewählt seien, und obwohl bei den Kandidatenaufstellungen zu Stadt- und Gemeinderäten immer versucht werde, eine Quote einzuhalten, doch die Wahlergebnisse spiegelten dies nicht wider. Aber im Landratsamt seien von 8 Führungspositionen mindestens 3 an Frauen vergeben.
Der ganze Kongress schien sich also einig gewesen zu sein, obwohl es zu Beginn beim „Meet and Greet“ einzelne frotzelnden Bemerkungen über den hohen Anteil der Frauen an diesem Nachmittag gab. Doch gemeldet und seine vielleicht abweichende Meinung gesagt hatte und wollte scheinbar auch niemand aus dem Publikum, so dass Diskussion und Gespräche eher im allgemeinen Konsens verliefen.
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