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Schiedsrichter sind auch nur Menschen!

(Uttenhofen, hal)

 

Wolfgang Hauke, Geschäftsstellenleiter des BFV-Bezirkes Oberbayern: „Schiedsrichter sind auch nur Menschen!“ (Foto: Wolfgang Inderwies)

 

Wolfgang Hauke bricht Lanze für das Amt der Unparteiischen im Fußball

Gut 20 Freunde des Fußballsports, darunter Spieler, Trainer, Vorstände und Schiedsrichter, hatten sich kürzlich auf Einladung der Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen zum Diskussionsforum "Der Schiri, der Fußball und i" beim Alten Wirt in Uttenhofen eingefunden. Die Pfaffenhofener Unparteiischen wollten mit dieser Veranstaltung allen Beteiligten Gelegenheit zum Austausch geben, nämlich darüber, was die Fußballer von den Schiris erwarten, und was einen Schiedsrichter bei den Fußballern erwartet.

Abgesehen von der – wohl auch hitzebedingt – überschaubaren Resonanz fiel den anwesenden Vertretern der Schiedsrichterzunft eines deutlich auf: Von denjenigen, die am meisten kritisieren, war kein einziger gekommen!
Dabei hätte es allen Meckerern, Reklamierern und Nörglern durchaus gut getan, mit dem Geschäftsstellenleiter des BFV-Bezirkes Oberbayern Wolfgang Hauke einen Referenten zu erleben, der der Schiedsrichterzunft selbst seit über einem Vierteljahrhundert angehört, und für sich und alle Kollegen eine Lanze brach: „Ja, natürlich machen wir Schiedsrichter auch Fehler, aber wir sind genauso Menschen wie ihr Fußballer und wollen als solche behandelt werden!“ Mit Zahlen, Fakten, Anekdoten und gewitzten Fragen ging Hauke in seinem fast 90minütigen, aber höchst kurzweiligen Referat in die Offensive: 716 aktive Schiedsrichter im Kreis Donau-Isar werden in der nun beginnenden Saison alleine im Herrenbereich 4.018 Spiele von 199 Mannschaften leiten. Junioren-, Mädchen-, Damen und Seniorenspiele sind darin noch ebenso wenig eingerechnet wie Assistenteneinsätze. Natürlich kommt es bei dieser Vielzahl auch mal vor, dass Unparteiische die Regeln unterschiedlich auslegen, so Hauke. Wesentlich sei aber, dass Lehrwarte der Schiedsrichtergruppen in den monatlichen Lehrabenden mit ihren Kameraden ständig an Regelkenntnis und Regelauslegung arbeiten, während das Regelwerk bei manchem aktiven Fußballer oder Zuschauer offensichtlich noch gar nicht wirklich angekommen ist. Bei seiner Frage ins Publikum, wie viele Fußballregeln es denn eigentlich gäbe, erntete Hauke die unterschiedlichsten Antworten – ebenso wie bei einigen eingestreuten Regelfragen. Schonungslos hielt der Referent seinen Zuhörern daraufhin den Spiegel vor: „Seht ihr, die Kritik ernten wir Schiedsrichter, nur weil wir Regeln umsetzen müssen, die vielen von Euch gar nicht geläufig sind!“ Auch wo die Fußballregeln herkommen, wusste Wolfgang Hauke aus erster Hand zu berichten: Mit einem aktuellen Lehrbrief des International Football Association Board (IFAB) gab er Einblick in die aktuelle Auslegung der Abseitsregel, konkret etwa: Wann ist eine Bewegung eines Abseits stehenden Spielers als Eingreifen zu werten und wann nicht. Der Lehrwart der Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen, Anton Wagner, hatte im Anschluss noch einige aufschlussreiche Videoszenen vorbereitet, die erwartungsgemäß von den Teilnehmern höchst unterschiedlich gewertet wurden – bei einer Strafraumszene reichte die Interpretationsspannweite von „Weiterspielen“ bis „Strafstoß und Elfmeter“.
Die Rechnung der Veranstalter und Referenten ist aufgegangen, zumindest bei den anwesenden Gästen fiel der Wunsch um mehr gegenseitiges Verständnis auf fruchtbaren Boden. Ein Abteilungsleiter wird im Rahmen einer Spielersitzung demnächst einen Lehrwart für Regelfragen einladen. Ein Trainer äußerte spontan den Vorschlag, auf den Spielgruppentagungen jeweils auch einen Beitrag über Regelkunde einzubauen. Und wohl jeder der anwesenden Schiedsrichter wird bei seinen Einsätzen künftig Ausschau halten, ob nicht ein Teilnehmer des Diskussionsforum mitspielt oder am Spielfeldrand steht, der die Lektion von Wolfgang Hauke verinnerlicht hat: Schiedsrichter sind auch nur Menschen!
 

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