Die kurze Nacht der noch kürzeren Filme am Hauptplatz
(Pfaffenhofen, msk)Am Freitag traf sich klein, groß und mutig am Hauptplatz, um zu sehen, was für eine Mischung dieses Jahr wieder unter freiem Himmel gezeigt werden würde. Wie in den letzten Jahren war die Vielfalt überraschend bunt – von Personenporträt über Animation bis Stop Motion Musikclip hielt die Auswahl so manche Überraschungen bereit.
Das Wort ‚Kurzfilm‘ weckt bei vielen immer noch die Assoziation ‚zu künstlerisch‘. Sicherlich gab es auch am Freitag den einen oder anderen Clip, der vieler Interpretation bedurfte. Trotzdem hätte sich die Filmnacht auch für viele dieser ‚Nay-Sayers‘ rentiert. So überzeugte schon zu Beginn ein eher schlichter, nur mit Musik unterlegter Kurzfilm mit packenden Aufnahmen der hiesigen Skaterszene beim Beatboard Contest 2014 (ein Film von Maximilian Loos), gefolgt von dem Porträt des Boxers Omar Jatta (Hubert Neufeld).
Das Team des Utopias hatte sich alle Mühe gegeben, die Clips so durchzumischen, dass die Zuschauer sich immer wieder auf etwas völlig Neues einstellen mussten – gute Wahl beim absolut genialen, dynamischen Stop Motion Musikclip „Quack Fat“ von Opiou, in dem Kasetten wieder zum Leben erwachen. Spannendes Kontrastprogramm dazu beispielsweise Markus Sieblers Experiment „Der einsame Kämpfer von Dallas“ – sehr gut inszenierte Hinführung zu Lee Harvey Oswalts Gedankenwelt.
Nicht so geglückt war die Anordnung der letzten Filme. Als die Temperaturen gegen elf Uhr schön langsam frisch wurden und der sozialkritische schwarz/weiß Stummfilm „Shit Storm“ (ebenfalls von Markus Siebler) sich als schön langsam herausstellte, verließen einige Zuschauer bereits den Hauptplatz und verpassten so zwei absolute Highlights des Abends: Britisch-trockener, schwarzer Humor mit dem ironischen Erzähler aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ attackierte die Lachmuskeln in Nick Scotts „A Bad Day At The Office“; Gefolgt von „Metube August sings Carmen Habanera“ von Daniel Moshel aus Österreich: Oper – Bühne – Leben – Sex – der Körper ist im Siebziger-Bau bei Mutti eingesperrt, aber der Geist ist (und singt sich) frei!
Jedes Jahr schicken Filmstudenten und Hobbyfilmer nicht nur aus Pfaffenhofen ihre Clips ein. So entstand auch am Freitag eine tolle Mischung aus internationalen Schmankerln, wie dem einfachen aber kraftvollen „You Won’t Regret That Tattoo“ aus Australien/Kanada auf der einen, oder dem ganz hiesigen „Made By Hand“ auf der anderen Seite – Maximilian Loos schnappt sich seinen Beatboard-Kollegen Sly und zeigt wie der seine Influence Skateboards baut (am Freitag von Fans vor Ort lautstark bejubelt). Natürlich sind die genannten Beispiele ganz subjektiv ausgewählt. Die Mischung machts und überzeugte die Zuschauer am Hauptplatz mal mehr, mal weniger, regte zum Schmunzeln und Nachdenken an und zeigte definitiv für jeden Filmliebhaber etwas. Ein Appell an alle vor „Kunst“ Zurückschreckenden: Legt die Vorurteile ab, lasst euch berieseln, manches muss gar nicht verstanden werden und anderes will ohnehin nur unterhalten – kommt im nächsten Jahr vorbei und habt einfach Spaß.
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