Sich selbst verlieren - ein tragischer Prozess
(Pfaffenhofen, rt)
Verhalten und Äußerungen von Menschen mit Demenz verstehen und richtig reagieren, darüber referierte am Wochenende Sabine Engel, Professorin für Soziale Gerontologie an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, auf Einladung des Vereins Alzheimer Gesellschaft Landkreis Pfaffenhofen im neuerbauten BRK-Haus der Kreisstadt. Überraschend viele Teilnehmer wollten von der Fachfrau mehr über Demenz aus erster Hand erfahren.
Alzheimer beziehungsweise Demenz ist eine Erkrankung, die vorrangig vom fortschreitenden Verlust des Gedächtnisses geprägt ist. Im Verlauf der hirnorganischen Erkrankung verlieren die Erkrankten mit dem Absterben ihrer Gehirnzellen nach und nach auch andere Fähigkeiten wie etwa ihr Orientierungsvermögen oder das Sprachverständnis. Die Erkrankten werden zunehmend hilfloser und sind früher oder später auf intensive Betreuung angewiesen.
Vereinsvorsitzende Helga Inderwies freute sich über einen vollen Vortragssaal und berichtete, dass bislang schon über 50 Angehörige von Patienten mit dem Schulungsprogramm EduKation-Demenz mit großem Erfolg geschult worden seien. Engel hat dieses Programm zur Entlastung durch Förderung der Kommunikation entwickelt.
„Die Diagnostik ist heute in der Lage, Demenz immer früher festzustellen“, so die Professorin eingangs ihrer Ausführungen. Jedoch sei Demenz nach wie vor nicht heilbar, doch könne man sie durchaus behandeln. Mehr als 113 Formen von Demenz seien bislang bekannt. Vor allem „Frühbetroffene“ seien dafür nicht gerüstet, ihre noch folgenden Jahre mit dieser Erkrankung des Gehirns zu bewältigen. In diesem Zusammenhang mahnte Engel: „Wenn Menschen merken, dass sie sich verändern, kann ich nur raten, sich frühzeitig zum Arzt zu gehen.“
Von Demenz betroffene Patienten würden ihre Situation so gut wie ausnahmslos mit den Worten beschreiben: „Ich habe mich selbst verloren.“ Für deren Mitmenschen sei es wichtig zu erfahren, wie sich die Krankheit aus der Innenperspektive des Betroffenen anfühle. Nur dann könne man adäquat darauf reagieren. „Demenz ist noch nicht überall als schwere Krankheit angekommen – auch bei manchen Ärzten nicht“, gab Engel zu bedenken.
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