Wenn wertvolle „Tipps das Chaos auf die Spitze treiben“ – Han‘s Klaffl im Stockerstadl
(Pfaffenhofen, msk)Es ist ein ewiges Tauziehen zwischen denkmalgeschütztem Lehrkörper und haltungsunfähiger Schülerschaft am Lukas-Podolski-Gymnasium. Ob Wandertag in den Andechser Biergarten oder Spaßfaktor Chemie für einen realistischen Feueralarm – Hürden gibt es viele, dabei wollen alle doch dasselbe: irgendwie durch die 45 Minuten kommen.
Wie die Herren Gütlich, Sedlmayer und Co. das schaffen, erklärte Hans Klaffl gestern im zweiten Teil seiner Schule-Leben-Vermittlungstrilogie. Was sind Medien – und wie neu dürfen sie sein, dass unter Artenschutz stehende Humanisten damit arbeiten können, ohne vom Kopierer einen Burn Out zu bekommen? Lieber widme man sich den alljährlichen kulturellen Regelveranstaltungen der Schule wie Bücherausgabe, Feueralarm und Wandertag. Klaffl deckte im Stockerstadl auf, wie sehr sich Lehr- und Lernbeaftraugte doch einig sein können. Natürlich gilt es zu diskutieren – Glyptothek oder doch nur einen Naturfilm zeigen, die S-Bahn verpassen oder einfach langsam gehen – dabei ist von vornherein klar, dass man besser ein paar Garnituren im Andechser Biergarten reservieren sollte. Einig sind sich die Traditions-Oppositionen auch über den Stundenverlauf. Es schadet nie des Lehrers Hobby (Genitiv! Aufgemerkt!) anzusprechen, um Zeit zu schinden – ob von Schüler oder Lehrer bleibt Jacke wie Hose, man wechselt sich halt ab. Wer die Schulzeit noch nicht erfolgreich verdrängt hat, erinnert sich an das Spiel: „Herr W., wie kocht man nochmal eine Forelle Blau? Riesling dazu, oder?“ (aus dem Chemieunterricht am HGW).
Das Pfaffenhofener Publikum durfte sich dann – nach Androhung von Notenvergabe – auch selbst beteiligen und ein bisschen Musikalität beweisen. Die Perkussionstruppe in der ersten Reihe ließ sich von ihren Mitschülern im Stadl nicht beirren und klingelte – pardon, spielte souverän vom Blatt. Bei diesen haperte es dann schon an der dritten Liedzeile zum Mitsingen. Dabei hatte der Musiklehrer ausdrücklich davor gewarnt sich an zumeist voll-frontal in die Irre führenden Eselsbrücken zu versuchen.
Schlag auf Schlag setzte Klaffl seine Pointen und immer noch einen drauf. Für frenetischen Zwischenapplaus gab es durchgehend Gelegenheit, die die Pfaffenhofener ausnutzten. Es gibt schließlich kaum ein Thema, das so viele Geister verbindet, wie die Absurdität des Schulalltags – sei es aus der Sicht des Lehrkörpers, der sich lieber „45 Minuten schamt, ois sich a ganzes Jahr vorzubereiten“ wenn der eigene Chef in die Klasse kommt, oder sei es aus der Sicht der Schüler, die den vermeintlich Studierten passiv-aggressiv Paroli bieten. Han’s Klaffl spielt witzig, intelligent, pädagogisch wertvoll. Die Abonennten des Stadls sind sich da einig: „Er is‘ einfach richtig gut. Den muss man mal gseh’n haben!“
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