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Otti und Lizzy - kokettieren, philosophieren, reflektieren

(Reichertshausen, rs)

"Zwei Wale an Land ersticken sich gegenseitig." oder "Sport und Turnen füllt Gräber und Urnen." Schon die Sprüche gleich zu Beginn des Auftritts von Ottfried Fischer und Lizzy Aumeier zeigten dem Publikum am Sonntagabend: bei diesen beiden Akteuren gibt es keinen Platz für Eitelkeiten, die Dinge werden beim Namen genannt, egal wie man selber dabei wegkommt. 

Otti und Lizzy, das ist nicht nur schwergewichtig bezogen auf die Leibesfülle, sondern ganz besonders auch, was den Gehalt des Programms angeht. Das "Elefantentreffen" hat natürlich seinen roten Faden im Ablauf und vorbereitete Themenblöcke; wie sehr die beiden Kabarettisten jedoch in der Lage sind zu improvisieren, zeigte sich von Beginn an in Reichertshausen: hatte schon Bürgermeister Reinhard Heinrich mit Bedauern feststellen müssen, dass die Heizungsanlage der Ilmtalhalle sich ganz offensichtlich entgegen der Außentemperaturen schon auf Frühling eingestellt hatte und die Temperatur in der Halle nicht unbedingt einen Wohlfühlfaktor darstellte, so avancierte diese Situation zu einem der Running Gags im Programm der Beiden. Anfangs noch ärmellos und damit sehr luftig gekleidet, ließ sich Lizzy Aumeier nach und nach Jacke, Mantel und Schal bringen, vergaß dabei selbstverständlich nie, den Bürgermeister und die Gemeinde in dem ihr eigenen Zynismus anzuprangern. ("Ist das hier 'Shades of Grey' von Oberbayern? Der Bürgermeister heizt die Halle nicht, um die Künstler zu quälen"). Otti hingegen - wie so oft im Laufe des Abends 'au contraire' zu seiner Bühnenpartnerin - erschien im zweiten Teil der Veranstaltung kurzärmlig und das Hemd bis zum fülligen Bauch aufgeknöpft.

Dass man sich bei einem Auftritt der beiden bayerischen Top-Kabarettisten nicht in die ersten Zuschauerreihen setzen sollte, wurde Cordula (Großhandelskauffrau für Lebensmittel) und Karl (Fernmelder, zur Zeit ohne Anstellung) ganz besonders offenbar. Immer und immer wieder wurden die beiden in die Geschichten, die auf der Bühne entwickelt wurden, einbezogen.

Mit dem Top-Thema des Programms nehmen sich die Akteure in allererster Linie selber auf den Arm: ob jetzt "die neuen Körperteile - das Doppelkinn unter den Achseln" oder die sportlichen Defizite (Otti: "Ich bin der erste gewesen, der bei den Bundesjugendspielen Minus-Punkte gemacht hat." woraufhin Lizzy noch einen drauf setzt: "Ich wurde gar nicht zugelassen." oder auch "Ich werde immer vergesslicher, wollte eigentlich Leistungssportlerin werden, ist mir aber erst letzte Woche wieder eingefallen.") Eitel sind beide ganz gewiss nicht! Daneben tauchen wiederkehrend die katholische Kirche ("Priester sollen heiraten dürfen, besonders wenn sie sich wirklich lieben.") oder auch das Rollenspiel Mann-Frau ("Warum mögen Männer Frauen so gerne in Lack und Leder? - Weil es so nach neuem Auto riecht.") in den Dialogen auf.

Neben den Stand-Up-Programmteilen konnte sich das Publikum auch von den musikalischen Qualitäten der Künstler überzeugen. Egal, ob "Schöner Gigolo, armer Gigolo" oder "Bat out of Hell" vom g'wamperten Meat Loaf, ganz besonders aber auch in der Zugabe Lizzy Aumeier als Shaquira und Tina Turner, es wurde alles laut und inbrünstig intoniert; ob's dabei immer schön war, bleibt jedem einzelnen Zuhörer überlassen. Aber das war ja auch nicht unbedingt das Ziel, oder?
 

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