Ein Fest der Geschmacksknospen
(Wolnzach, rt)
Vom diplomierten Biersommelier Christoph Pinzl ausgesuchte Bierspezialitäten in Kombination mit leckerem Essen gab es erstmals im Wolnzacher Hopfenmuseum nach individueller Anmeldung. Über 40 Feinschmecker ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen und kamen somit beim "Hallertauer Biermenü" in den Genuss besonderer Gaumenfreuden.
Die Speisen- und Getränkefolge, bestehend aus sechs Bieren und sechs Essensgängen, war bislang nur in organisierten Gruppen zu bekommen. Ab sofort gibt es diese Möglichkeit auch für Einzelpersonen. "Wir haben unser Angebot bereits ein Jahr lang mit großem Erfolg im Programm", sagt Pinzl, der auch Leiter des Hopfenmuseums ist. Nunmehr wolle man aber auch interessierten Einzelpersonen die Option eröffnen, sich an dieser ganz besonderen Bierverkostung zu beteiligen. "Entspannung, Genuss, Unterhaltung und auch ein wenig Information" wolle man dabei bieten, so Pinzl. Das Angebot soll also Abwechslung zum Alltag bieten - das gelingt dem versierten Biersommelier ohne Mühe und ganz nebenbei ist auch der eine oder andere Ratsch mit den Tischnachbarn angesagt. Pinzl versteht es mit seiner unaufdringlichen Art neben spannenden historischen Details auch sein umfangreiches Fachwissen in sympathischer Form den Bierfreunden zu vermitteln und so mancher war überrascht, wie gut doch der Gerstensaft sogar zur süßen Nachspeise passen kann. Gleichzeitig wurde offenbar, wie vielfältig Biere schmecken können. Pinzls Tipp vorweg lautete deshalb: "Macht's die Gläser nicht gleich randvoll!"
Die Auswahl der angebotenen Speisen und Getränke variiert in Nuancen von Veranstaltung zu Veranstaltung. Am gestrigen Dienstagabend waren "bodenständige Biere" - alle übrigens mindestens ein Mal prämiert, unter anderem als Sieger beim World Beer Cup - das Grundthema. Den Anfang der Reise in die Welt der ausgezeichneten bayerischen Biere machte zu Gemüse-Antipasti und Kohlrabi-Carpaccio das Pils. "Schlank, mit wenig Restsüße", aus dem Pettinger Ortsteil Schönram. Dort braut übrigens ein Amerikaner, wie von Pinzl zu erfahren war.
Es folgte darauf eine Kartoffel-Kürbis-Suppe, passend zum Monat begleitet von einem starken, ausgereiften Ottenbräu-Märzen aus dem niederbayerischen Abensberg. "Vollmundig und süffig, deshalb gut zur Suppe passend", so der Kommentar Pinzls. Ein fruchtig-spritziges Weißbier vom Greif Bräu aus Forchheim, der, wie bei so manchem anderen Bräu auch, seine Auszeichnung nicht auf dem Etikett verewigt hat, begleitete die Variationen aus dem Meer, darunter Forellenfilet und Garnelen auf Zucchini. "Weißbier hat mehr Säure als jedes andere obergärige Bier, wie etwa Kölsch und Alt."
Der Fleischgang war zweigeteilt in Schweinefilet im Pfefferrahm und Hähnchen-Unterkeulen auf mediterranem Gemüse. Ein Dunkles aus der Unterbaarer Schloßbrauerei des Freiherrn Albrecht Groß von Trockau im Schwäbischen wählte Pinzl zu diesem vierten Gang aus. Das Malz ließ grüßen und wirkte angenehm im Gaumen. Mit verschiedenen Käsesorten, darunter marinierter Camembert, neigten sich die Tafelfreuden ihrem Ende zu. 55 Bitterstoffe mit 8,5 Prozent Alkoholgehalt bot dabei das Bavarian India Pale Ale "Dolden Sud" (IPA) aus dem Brauhaus Riedenburg auf.
Ein Spezialbier mit amüsanter Entstehungsgeschichte, die Pinzl anregend zu erzählen wusste und sich auch auf dem Etikett in Kurzform findet:
"19. Jahrhundert | Britisch-Indien | Engländer sitzen auf dem Trockenen | Bier muss her | Problem: Bier wird schlecht auf See (nicht seekrank) | Lösung: mehr Alkohol, mehr Hopfen, dann vor Ort verdünnen | Verdünnen? Nö. Schmeckt super! | India Pale Ale erfunden | 21. Jahrhundert | Braumeister schickt zwei Söhne in die Welt | Neues Bier muss her | Finden altes IPA | Machen neues IPA | Schmeckt richtig spitze | Alles Bio! | Alle glücklich! | Alle Prost!"
Kurzum: Dieses Bier ist gekennzeichnet von ausgeprägtem Hopfengeschmack in Kombination mit viel Alkohol und dezent perlender Kohlensäure.
Der Genießerabend klang aus mit einem Glas Schwarzwälder-Kirsch und dem wuchtigen Aroma eines Märkator-Dopplbocks der Brauerei Freudenberg. Dieser toppte das IPA beim Alkoholgehalt um 0,4 Prozent und weist somit 8,9 Prozent auf. Mit diesem feurig-dunklen Bier mit rubinroten Reflexen aus der Oberpfalz ist das "Hallertauer Biermenü" tatsächlich würdig beendet worden.
Übrigens: Es hat dabei niemand "über den Durst" getrunken, es sollte ja schließlich ein von Kulinarik geprägter Abend werden. Dieser ist Pinzl zusammen mit seinen Gästen hervorragend gelungen. Eine Wiederholung des Hallertauer Biermenüs gibt es am Dienstag, 28. April, um 19.00 Uhr. Einige wenige Plätze sind noch frei und können noch beim Hopfenmuseum reserviert werden. Telefon-Kontakt: ( 0 84 42 ) 75 74.
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