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"Anders sein" - Musik und Literatur so ganz ohne Pappnasen

(Pfaffenhofen, rs)

"Wer an einem Faschingssamstag, der zudem noch auf den Valentinstag fällt, auf eine Veranstaltung mit dem Titel »anders sein« kommt, der ist von Haus aus anders", stellte Lorenz Kettner gleich zu Beginn der Lesung zu gleichnamigem Thema fest. Fast 100 Interessierte waren ganz offensichtlich "anders" und zogen diesen literarischen und musikalischen Abend einem Faschingstreiben vor.

"Anders sein ... müssen.", das trifft jemanden, der beispielsweise fremd, von anderer Hautfarbe, andersgläubig oder behindert ist. Mit Textpassagen oder Gedichten, Zitaten oder Aphorismen wurden die Situationen der "Anderen" von Lorenz Kettner und seiner Partnerin aus der Gruppe Lesezeichen, Moira Grohé, manchmal nachdenklich machend, dann wieder belustigend und pointiert, bei alledem aber immer treffend, vorgetragen. Was sei denn schließlich anders zwischen einem "Normalen" und einem "Behinderten"? Henry der Krüppel macht es in Robert Gernhardts Essay am - wie er es sagt - Anführungszeichengetue fest. Und Karl Valentin stellte seinerzeit fest: "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde."

Aber es gibt gemäß der Programmstruktur, die sich Kettner und Grohé auferlegt hatten, auch diejenigen, die "anders sein ... wollen". Unangepasst, als Außenseiter oder Hochstapler, verliebt, verlobt, verheiratet; "Knaben", sprach die Mutter in Martin Morlocks »Arthur, der Spielverderber«, "die sich dauernd abseits stellen, werden nie im Leben Aufsichtsrat."

Begleitet wurde dieser Querschnitt deutscher Literatur und Zitate von einer jungen Pianistin, die eigens aus Würzburg für ihren Auftritt angereist war. Solvejg Henkhaus studiert Klavier bei Professor Karl Betz an der dortigen Hochschule für Musik. Mit drei Sonaten von Domenico Scarletti leitete sie den ersten Teil der Lesung ein. Aus den "Fantasiestücken op. 12" von Robert Schumann wurde das Intro nach der Pause ausgewählt. Ohne die Literaten in ihrer Vorstellung zurücksetzen zu wollen: die Intensität und Virtuosität von Solvejg Henkhaus' Klavierspiel war fast zu schade, um "nur" als Rahmen der Lesung zu dienen; es waren sehr viele Stimmen im Zuschauerraum zu vernehmen, die sich ein Konzert dieser jungen Musikerin in Pfaffenhofen wünschen würden.

Als Vorsitzender des Vereins "SKM Pfaffenhofen - Katholischer Verband für soziale Dienste" mit dem Schwerpunkt "Betreuung Obdachloser" hatte Hans Prechter (Bild rechts) zu diesem äußerst kurzweiligen Abend eingeladen. Nach dem viel zu frühen Tod des Gründers und Vorstands der SKM Ortsgruppe, Frank Faulhaber, hatte der Alt-Bürgermeister dessen Nachfolge angetreten und mit "Dichtung und Musik - anders sein" gemeinsam mit Lorenz Kettner diese Benefizveranstaltung organisiert. Bei freiem Eintritt konnte der Verein über Spenden der Besucher an diesem Abend mehr als 800 Euro in seiner Kasse verbuchen. Da alle Künstler und Mitgestalter des Abends auf ihre Gagen verzichteten, wurde es auf diese Art und Weise ein schöner Reingewinn für den SKM - und ein tolles kulturelles Erlebnis für die Besucher.

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