Gelungenes erstes Konzert des „Hallertauer Kammerorchesters“
(Mainburg, hal)Es war im vergangenen Jahr eine durchaus als verwegen zu bezeichnende Idee, nämlich in der Hallertau ein Kammerorchester ins Leben zu rufen. Dass dies aber gelingen kann, bewiesen 23 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Erwin Weber, dazu die Mainburger Sopranistin Lisa Schönfels und die Moderatorin Elisabeth Krojer am vergangenen Samstag. Die Zuhörer im vollbesetzten Christlsaal honorierten das Engagement aller Akteure mit lang anhaltendem Applaus.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Elisabeth Krojer begann die musikalische Reise mit dem ersten Satz aus der „Salzburger Sinfonie“ von W. A. Mozart. Getragen vom gleichmäßigen musikalischen Puls der Bassgruppe, kündigten die Geigen in den schnellen Läufen an, worauf sich die Zuhörer im Verlaufe des Abends noch freuen durften, nämlich hohes individuelles Können verbunden mit einer beachtenswerten Ensembleleistung.
Bereits das zweite Stück durfte man als ersten Höhepunkt bezeichnen. Bei „Oblivion“ von Astor Piazolla, dem Komponisten, der den Tango auf die weltweiten Konzertbühnen brachte, brillierte die Konzertmeisterin Martina Lotter an der Geige mit ihrem intensiven und spannungsgeladenen Spiel, dem das begleitende Orchester in keiner Weise nachstand.
Mit welcher Konzentration die Musiker bei der Sache waren, konnten die Zuhörer weiterhin erleben, als Lisa Schönfels die Arie der Zerlina aus der Mozartoper „Don Giovanni“ sang. Sie war kurzfristig für die erkrankte Solistin Alina Pisleaga eingesprungen. Lisa Schönfels entfaltete ihren klaren und sicheren Sopran wunderbar, während das Orchester immer mit der nötigen dynamischen Zurückhaltung begleitete.
Wie dem Programmblatt zu entnehmen war und von der Moderatorin gleich zu Beginn erfreut betont wurde, kam der erste „mozartlastige“ Teil nach allen vier Sätzen der „Kleinen Nachtmusik“, von Erwin Weber souverän dirigiert und vom Orchester engagiert vorgetragen, zu seinem Ende. Dass der berühmte „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß jun. auch in der kleinen Besetzung und nur mit Streichern zum Tanzen animieren kann, bewies das Orchester nach der Pause. Dabei trat zum ersten Mal Sebastian Langwieser am Schlagzeug als rhythmisches Rückgrat in Erscheinung und gab der Musik noch weiteren Schwung.
Mit „Sie sind heute Premierenpublikum!“ machte Elisabeth Krojer die Zuhörer neugierig auf das nächste Stück. Einem „Jazz-Choral“, ursprünglich komponiert für Blechbläser und von Frank Möwes für Streichorchester arrangiert. Die Ruhe, die diese harmonisch ungewohnte, aber dennoch interessante Komposition ausstrahlte, war eine gute Vorbereitung für das nächste Werk. Und wieder trat die Sopranistin Lisa Schönfels auf die Bühne und nahm die Zuhörer mit hinein in die Erinnerungen der Katze Grizabella. Der Song „Memory“ aus dem weltweit meistgespielten Musical „Cats“ ist ein nostalgischer Rückblick auf die Vergangenheit dieser Katze und drückt deren Wunsch aus, ein neues Leben beginnen zu können.
Es trifft die Sache sicherlich nicht ganz, aber man kann die schnelle Polka „Unter Donner und Blitz“ fast als Filmmusik bezeichnen. Der ängstliche Johann Strauß jun. verarbeitete damit sein Erlebnis, als er unterwegs von einem Gewitter überrascht wurde. Dirigent, Streicher und Schlagzeug trieben die Musik nach vorne und man konnte als Zuhörer im Kopf einen Film ablaufen lassen und sich gut vorstellen, mit welcher Eile der Komponist seine Pferdekutsche nach Hause lenkte.
Zwar nicht aus dem Film, aber aus dem Fernsehen ist die Komposition „Palladio“ des Zeitgenossen Carl Jenkins bekannt. Die Moderatorin betonte augenzwinkernd: „Obwohl es für die Werbung eines nichtbayerischen Pils verwendet wird, hat sich das Hallertauer Kammerorchester dennoch entschlossen, dieses Werk zu musizieren.“ Und es lohnte sich, denn die Zuhörer wurden vom Wechsel zwischen laut und leise, schnell und langsam, zwischen Orchester und Sologeige – wieder beeindruckend von Martina Lotter – mitgerissen.
Die Schrammelmusik gilt als Wiener Volksmusik und wurde nach den Wiener Musikern, Geigern und Komponisten Johann und Josef Schrammel benannt. Aus deren Feder stammte das letzte Stück des Konzertabends „Wien bleibt Wien“. Elisabeth Krojer meinte dazu in Anspielung auf die kulturelle Neuerung durch das „Hallertauer Kammerorchester“, dass auch Mainburg durchaus Mainburg bleiben soll, dass sich aber auch immer wieder etwas verändern darf.
Die begeisterten Konzertgäste erklatschten sich zuletzt noch eine weitere Zugabe und belohnten danach nochmals mit viel Applaus die Solistin, die Moderatorin, den Dirigenten und das Orchester, sowie den Ideengeber, den evangelischen Pfarrer Frank Möwes. Dem „Hallertauer Kammerorchester“ kann man für die Zukunft nur viel Erfolg wünschen, damit es zu weiteren Konzerten in der Holledau kommt.
Das Konzert war angekündigt als Benefizkonzert zugunsten eines Neubaus des evangelischen Gemeindehauses. Über den Ertrag des Abends werden wir gesondert berichten.
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