Verdachtsmomente? 110 wählen!
Einbrüche kommen nicht nur in der Nacht oder in der Dämmerung vor. Trotzdem nahm heute das Polizeipräsidium Oberbayern Nord die Zeitumstellung am kommenden Wochenende zum Anlass, auf dieses nicht unerhebliche Delikt hinzuweisen. Prävention wird dabei großgeschrieben und die eindringliche Botschaft an die Bevölkerung lautet: Bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort die Polizei unter der Notrufnummer 110 informieren.
Diebe haben die Wohnung auf den Kopf gestellt. Bargeld und Schmuck sind weg. Das ist zwar mehr als ärgerlich, doch vor allem die psychischen Folgen machen den meisten Opfern sogar langfristig zu schaffen. Alle dreieinhalb Minuten ereignet sich im Bundesgebiet ein Einbruch, sagt Polizeivizepräsident Günther Gietl vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt. Seit mehreren Jahren sei bundesweit ein steter Anstieg der Fallzahlen zu registrieren. Eine Entwicklung, die bis zum vergangenen Jahr unter anderem auch in der hiesigen Region 10 zu verzeichnen gewesen sei. 2013 waren es im Bereich des Ingolstädter Polizeipräsidiums, der zehn Landkreise und die Stadt Ingolstadt umfasst, 933 angezeigte Fälle, bei denen insgesamt Beute im Wert von vier Millionen Euro gemacht wurde.
Polizeivizepräsident Günther Gietl vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord setzt auf Prävention bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität.
Um dem Anstieg der Wohnungseinbrüche gegenzusteuern, gibt es von der Polizei seit geraumer Zeit eine spezielle Strategie, die neben der klassischen Polizeiarbeit auch die Prävention in den Fokus rückt. Neben dem Verteilen von Faltblättern mit Tipps zum Einbruchsschutz setzen die Ermittler auch auf Mitteilungen aus der Bevölkerung, wenn sich etwa verdächtige Gestalten in Wohngebieten auf Opfersuche begeben. Diese Strategie geht offenbar auf, denn die Mitteilungen "verdächtiger Wahrnehmungen", wie sie die Polizei nennt, steigt an. Aus bestimmten Einzelbeobachtungen können Fahndungsschwerpunkte oder auch Lageauswertungen gemacht werden.
Schickt zivile und uniformierte Kräfte zu großflächigen Fahndungskontrollen auch in die Region 10: Alfred Grob, Leiter der Kriminalpolizei in Ingolstadt.
Auch deshalb könne für 2014, entgegen dem allgemeinen Trend, im Bereich des Polizeipräsidiums bereits jetzt schon von einem Rückgang der Fälle gesprochen werden. "Wir versuchen, die Hemmschwelle zur Meldung verdächtiger Beobachtungen bei der Bevölkerung abzubauen", bekräftigt Alfred Grob, Leiter der Kriminalpolizei Ingolstadt. Bei bestimmten Verdachtsmomenten mache die Polizei dann je nach Situation offen oder verdeckt in Uniform oder in Zivil ihre Fahndungsarbeit. Unterstützung hole man sich aber auch bei der Bereitschaftspolizei, so Grob. Eine umfassende Präventionsarbeit und der mittlerweile acht Kräfte umfassenden Ermittlungsgruppe "Wohnungseinbruchskriminalität" trügen ebenfalls zu diesem Ergebnis bei. Ermittlungserfolge stellten sich bereits ein.
Kommissariatsleiter Wolfgang Schwärzler konnte mit seinem Team auch Dank der Hinweise aus der Bevölkerung Einbrecher dingfest machen.
Wolfgang Schwärzler, Leiter des zuständigen Kommissariats, berichtet von Erfolgen aus der jüngeren Vergangenheit: Ein 34-Jähriger Serieneinbrecher aus Serbien, dem alleine rund um Ingolstadt 51 Wohnungseinbrüche zur Last gelegt werden konnten, ist gefasst; zwei Trockenbauer aus Ungarn befinden sich derzeit wegen mehrerer Einbrüche in Untersuchungshaft und erst vor wenigen Wochen ist ein 35-Jähriger türkischer Paketzusteller verhaftet worden, der nach dem momentanen Stand der Ermittlungen für rund 20 Straftaten, darunter ein Dutzend Wohnungseinbrüche, verantwortlich ist.
Häufig sind es Mitglieder von überörtlich organisierten Banden, die sich auf Einbrüche spezialisiert haben und in der Region für nur kurze Zeit verweilen, um dann schnell anderswo wieder auf Beutezug zu gehen. Gerade in diesen Fällen sind ungewöhnliche Beobachtungen für die Polizei hilfreich für ihre Ermittlungstätigkeit. "Wir sind für jeden Hinweis dankbar", betont Gietl. Oftmals ereignen sich Einbrüche im Schutz der beginnenden Dunkelheit mit einer Anhäufung in den Monaten November bis Januar. Auswertungen der Polizei zeigen, dass die Täter vor allem in den Stunden von 16 Uhr bis 20 Uhr besonders aktiv sind. Doch Einbrüche können, unabhängig von Ort und Zeit, immer und überall passieren.
Dass auch vergleichsweise unbedeutende Objekte für Einbrecher dennoch interessant sein können, das zeigt dieses sichergestellte Fernglas hinter dem erbeuteten Goldschmuck.
Oft werden Objekte eine ganze Zeit lang vor der Tat ausgespäht, etwa aus einem Auto heraus. Auch Stephan Ertl, der Sachbearbeiter Einsatz im Polizeipräsidium, macht deutlich: "Wer verdächtige Personen feststellt, sollte sicherheitshalber den Notruf 110 wählen."
Worauf man achten sollte:
Wohnungstüren nicht nur zuzuziehen, sondern auch abschließen. Gekippte Fenster sind geradezu eine Einladung an Einbrecher, vor allem dann, wenn sie im Erdgeschoss liegen. Deshalb: Fenster und Türen bei jeder Abwesenheit verriegeln. Bewegungsmelder einschalten.
Wer verreist, solle Zeitschaltuhren an seinen Lampen anbringen und den Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren. Generell gilt, dass viel Licht, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich, potenzielle Einbrecher abschreckt. Nicht vergessen, auch Kellerabgänge und Mauernischen gut zu beleuchten. Außensteckdosen ausschalten.
Keine Hausschlüssel unter dem Fußabtreter oder anderswo verstecken. Nur wenig Bargeld zu Hause aufbewahren (Alternativ einen verankerten Tresor mit Sicherheitsstufe anschaffen oder ein Bankschließfach mieten). Leitern, Gartenmöbel und frei herumliegendes Werkzeug sind praktisch und könnten als Einbruchshilfen missbraucht werden.
Hier gibts Beratung:
Kostenfreie Tipps vor Ort gibt es auch von erfahrenen Fachberatern der Polizei, mit denen ein individueller Beratungstermin ausgemacht werden kann. Im Polizeipräsidium Oberbayern Nord sind dies:
Herbert Amler, Telefon 0841 / 9343-3730 und
Alfred Berger, Telefon 0841 / 9343-3731.
Die Zahl der von der Bevölkerung gemeldeten "verdächtigen Wahrnehmungen" korreliert mit sinkenden Einbruchszahlen.
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