Bürgerenergiewoche mit grossartigem Auftakt
In einem vollbesetzten Stockerhof konnte Markus Käser als Moderator der „Energie für Alle“-Woche (EfA) nicht nur Pfaffenhofener, sondern auch bayernweit angereiste Freunde alternativer und regenerativer Energie am Abend begrüßen. Der Energiegipfel startete bereits am Vormittag mit einer Mitgliederversammlung der „Bürgerenergie für Bayern“, mit Seminaren und Workshops über Bürgerenergiegenossenschaften (BEG), Projektentwicklungen zu Windparks und Stromvermarktung von BEG´s.
Markus Käser Dr. Franz Alt
Den größten Zulauf mit über 300 Gästen hatte der Abend mit einem Referat des bekannten, früheren TV-Journalisten Dr. Franz Alt, der sich seit Jahren engagiert mit alternativen, regenerativen Energien befasst. Sein Einstieg in das Thema war der Ausstieg vieler deutscher Konzerne aus dem Desertec-Programm, mit dem Solarstrom aus den Wüsten Afrikas nach Europa transportiert werden sollte. Er bezeichnete diesen Plan als neokolonialen Größenwahn. 97 Prozent des gesamten Süßwassers der Erde seien in Gletschern und den Polen gespeichert. Er wies auf den schneller fortschreitenden Klimawechsel hin, der zu immer schnellerem Abschmelzen der Gletscher führt und auf das tägliche Aussterben von Hunderten Tierarten auf der Erde. Alles Folgen des von den Menschen produzierten Klimawandels, wiederum hervorgerufen durch die Produktion und den Verbrauch von Energie. Dabei sei die Sonne unser größter Energieproduzent, und die stelle den Menschen keine Rechnung. Wenn die Menschheit so weitermache, würden wir bald über 200 Mio. Klimaflüchtlinge haben, eine größere Völkerwanderung als die kommende habe es bisher nicht gegeben, die Ansätze sind aber schon heute zu erkennen. Auch Atomkraftwerke seien nicht die Lösung, denn Harrisburg, Tschernobyl oder Fukushima hätten gezeigt, dass diese Kraftwerke Sprengstoff seien.
Es kommt nach Alts Meinung darauf an, Energie sinnvoll zu nutzen und alternative, regenerative Möglichkeiten zu nutzen. Schon allein die Dämmung von Altbauten wäre ein Fortschritt; auch beim Planen von Gebäuden sollten Architekten viel mehr die Solarenergie nutzen. Selbst der Vatikan nutzt inzwischen mit dem größten Solardach Roms die Sonnenenergie und gut 200 Kirchen in Deutschland. Wenn die Menschen 40 Prozent Solarenergie, 15 Prozent Windenergie und 30 Prozent Biomasse einsetzen würden, könnten die Menschen auf umweltschädliche Energieproduktion verzichten.
Um Solarenergie würde niemals Krieg geführt werden, anders als bei Öl- und Gasvorkommen. „Nur gut, dass die Sonne so weit entfernt ist, sonst wäre George W. Bush damals schon längst auf die Idee gekommen, sie zu besetzen“, so Alt. Erneuerbare Energien würden nie so teuer werden, wie Kohle und Atom.
v.l.: Florian Post, Dieter Janecek, Eva Bulling-Schröter, Dr. Martin Huber, Dr. Thomas Banning, Benno Zierer, Dr. Franz Alt
Dem Referat folgte eine von Franz Alt moderierte Podiumsdiskussion zwischen MdB Florian Post (SPD), Dieter Janecek (Grüne), Eva Bulling-Schröter (Linke), Dr. Martin Huber (CSU) und Dr. Thomas Banning (Vorstandsvorsitzender Naturstrom) und MdL Benno Zierer (FW). Huber unterstrich die Haltung Seehofers, keine großen Stromtrassen nach Bayern zu führen, was Benno Zierer zum Vorwurf verleitete, Seehofer hintertreibe die Energiewende, dem konnte sich Bulling-Schröter anschließen mit dem Hinweis auf die 10H-Regelung bei Windkraftwerken. Diese Haltung wurde von allen Podiumsteilnehmern geteilt, bis auf Martin Huber. Thomas Banning und Eva Bulling-Schröter kritisierten die zu hohe EEG-Umlage von über 6 Prozent, dabei werde das Geld nur von den Bürgern zu den Stromkonzernen umgeleitet, die wenig Interesse an alternativen Energien hätten. Nach Banning sind Gaskraftwerke nur als Übergangslösung statt Kohlekraftwerken möglich. Nach Bulling-Schröter wird verhinderter Klimaschutz sehr teuer und Franz Alt wies auf viele Gegenargumente, zum Beispiel gegen Windkraftanlagen hin (z.B. Vogeltod), dabei würden 10 mal mehr Vögel durch Kraftfahrzeuge getötet und niemand würde deshalb Autos verbieten wollen. Die Schlussfrage, bis wann die Podiumsgäste mit einer realisierten Energiewende rechnen würden, wurde unterschiedlich beurteilt: zwischen 2030 bis 2050.
Der Schlusssatz frei nach Albert Einstein: Man kann doch die Probleme nicht mit denen lösen, die diese Probleme eingebrockt haben.
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