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Ciao Weiß Blau - es geht alles bissiger.de

Es gibt sie erst seit ungefähr einem Jahr, und dennoch sind Ciao Weiß Blau aus Miesbach gewiss kein Geheimtipp mehr in Bayern, wenn es um musikalisches Kabarett oder bissige Texte geht. Am Freitagabend stellten sie die Stücke ihrer ersten CD auf der Intakt Musikbühne vor.

"Unser Hobby ist das Jammern" begrüßte Tobias Öller (akustische Gitarre, Gesang) die viel zu wenigen Zuschauer in Pfaffenhofen. Und er habe - dem Ort des Auftritts angemessen - zwei Musiklehrer an seiner Seite: Erich Kogler (Kontrabass, Steirische, Trompete) und Wolfgang Hierl (E-Gitarre). Zu dritt nennen sie sich Ciao Weiß Blau und sie präsentierten im Intakt ein Programm, das musikalisch anspruchsvoll und bezogen auf die Texte hintergründig ist, ja teilweise schon unter die Gürtellinie geht. Die Fakten werden nicht umschrieben, sondern unverblümt auf den Tisch gelegt, es gibt kein "zwischen den Zeilen", über das man lange nachdenken müsste.

"Nestbeschmutzer in der Tradition eines Gerhard Polt oder der Biermösl Blosn" charakterisierte die Süddeutsche Zeitung das Trio einmal. Nestbeschmutzer mag sein, wenn man das Adressieren kritischer Zusammenhänge und Themen so nennen will. In der Tradition der Vorgenannten kann man sie sehen, jedoch wird man in einer direkten Gegenüberstellung feststellen, dass Ciao Weiß Blau doch ganz anders sind: moderner, musikalischer, mit den aktuellen Themen quer durch die heutige Gesellschaft. In den Texten geht es teilweise schon sehr böse zur Sache, der konservative Lebensstil und ein vorherrschender Egoismus bekommt ebenso sein Fett weg wie die "Geiz-ist-Geil"-Mentalität unsere Politiker, die weit weg von den Problemen der Bevölkerung agieren ("Wir sind das faschistoide Kleinstadt-Proletariat."), oder die Katholische Kirche. Dass wir beispielsweise beim Aldi einkaufen und nicht beim Edeka, weil "billiger muss' sein." Oder das Lied über den "Babba", der - trotzdem er Beamter ist, seinen Tag hinter dem Schreibtisch im Büro verbringt und eigentlich zwei linke Hände hat - sein Herz für das Do-it-Yourself entdeckt und sich im Heimwerkerwahn verliert.

"Wir verlassen jetzt den Boden der Satire und betreten das einzige schlimmere Genre - das richtige Leben nämlich", rückt Frontmann Tobias Öller die Beweggründe für die Texte in den Vordergrund. "Tage kommen, Tage geh'n | wenn deine kämen, das wär schön | ab jetzt bin ich brav ich schwör | nie mehr ungeschützt Verkehr."

Von dieser Gruppe wird man sehr bald noch viel mehr hören und es werden bei zukünftigen Auftritten auch mehr Besucher kommen als die etwas mehr als 20 Anwesenden am Freitagabend im Intakt. Da waren sich Veranstalter und Publikum nach Konzertende gleichermaßen einig. Dieses Potential wird sich durchsetzen, ein Programm von über 2 Stunden ohne auch nur eine einzige Länge, das muss erst einmal jemand nachmachen. Ciao, Weiß Blau - bis zum nächsten Mal!
 

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