"Solo" heißt bei Willisohn nie "allein"
"Willisohn - Solo" war das Konzert am Donnerstagabend im Rathaussaal betitelt. Aber obwohl es - wie Christian Willisohn seinem Publikum mitteilte - einige krankheitsbedingte Absagen gegeben habe, hatte er doch noch jemanden gefunden, der ihn an diesem seinen Konzertabend begleitete: Tommy Weiß, Pianist wie sein Gastgeber, unterstützte den Wahl-Rohrbacher bei dessen Auftritt.
"Wir haben heute kurz vor Konzertbeginn den Flügel noch stimmen lassen, damit er authentisch klingt", verkündete Christian Willisohn einleitend. Und authentisch war er ganz sicher, dieser Blues und Boogie Woogie. Mit einigen Stücken aus seiner gerade in Fertigstellung begriffenen neuen CD begann er das Konzert. Die Texte habe er zwar noch nicht so verinnerlicht, leider habe er aber seine Lesebrille nicht dabei. Eine Zuschauerin half diesbezüglich mit der ihren aus.
Wie gewohnt bei seinen Konzerten hatte der Rohrbacher Musiker ein Programm zusammengestellt, das abwechselte zwischen ruhigeren, bluesigen Nummern, die in besonderem Maße von seiner rauchigen Stimme geprägt waren. Bei den Instrumentals hingegen scheint es immer, als würde der Mann dort oben auf der Bühne gar nicht mehr realisieren, dass er ein Publikum vor sich hat, so sehr geht die Musik mit ihm durch. Permanente Rhythmusänderungen, zwischenzeitliche Improvisationen, eingeschobene Musikteile von Klassikern - es scheint, der Pianist wolle seinen Zuhörern über seine Musikzusammenstellung eine Geschichte erzählen.
Neben den Eigenkompositionen durften natürlich Klassiker nicht fehlen. Mit einem langen, beeindruckenden Intro ging es zu einer - leider nur - Kurzfassung von "Tom Traubert’s Blues (Waltzing Matilda)". Ray Charles und Professor Longhair's "Mess Around" war ebenso im Repertoire wie "Will the Circle Be Unbroken", bei dem das Publikum im Refrain fast wie ein Gospelchor einstieg.
Auch wenn sich Christian Willisohn "Solo" ankündigte, ganz allein kommt er niemals zu seinen Rathauskonzerten. Er ließ offen, wer ursprünglich eingeladen war, dann jedoch krankheitsbedingt offensichtlich absagen musste. Der Ersatz jedoch war ganz gewiss keine Notlösung. Tommy Weiß - Blues, Boogie Woogie, Jazz und Harlem Stride Pianist - gab seinem Gastgeber die weiteren zwei Hände am Klavier, die man bei Willisohns musikalischen Improvisationen zuvor schon immer gesucht hatte. Zwei Vollblutmusiker, zwei Boogie Woogie Pianisten von Weltformat, gemeinsam an einem Klavier: ein solches Konzerterlebnis wird man nicht alle Tage serviert bekommen. War der Auftritt der beiden Pianisten jedoch musikalisch noch so beeindruckend, was dieses Jahr im Vergleich zu den Vorjahren fehlte, war dadurch ein wenig die musikalische Abwechslung, wie sie durch die voluminöse Stimme einer Kerstin Schulz im Vorjahr oder auch durch die Auftritte von Biba Bauch oder den Voices of Joy in den Jahren zuvor gegeben war.
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