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"Denk mal nach." - Denkmal für die Opfer der NS-Zeit

Im Rahmen einer Feierstunde wurde am Freitagabend das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Pfaffenhofen an der Südseite des Hauses der Begegnung offiziell seiner Bestimmung übergeben. Viele Besucher - unter ihnen eine große Anzahl Stadträte - wohnten der Zeremonie bei; die kurzen Reden anlässlich der Feierstunde wurden musikalisch umrahmt vom Klarinettenquartett „Max-4-Sax" um Max Penger.

"Die Mitglieder des Stadtrats haben alle Entscheidungen auf dem Weg hin zu diesem Denkmal einstimmig getroffen." freute sich Bürgermeister Thomas Herker zu Beginn seiner Rede, um in der Folge den Stellenwert zu betonen: "Das Denkmal wird es ganz sicher nicht verhindern, dass so etwas wie die NS-Diktatur wieder passieren kann. Aber es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese Zeit und ihre Folgen mehr im Bewusstsein bleiben." Man dürfe es aber gewiss nicht als Selbstkasteiung begreifen.

"Lange hat auch die Stadt Pfaffenhofen über die Zeit der NS-Diktatur geschwiegen." Es sei nicht opportun gewesen, darüber zu reden, so Stadtrat und Heimatpfleger Reinhard Haiplik im Folgenden. Seit vielen Jahren jedoch - mit einer Aufforderung des damaligen Bürgermeisters Prechter an Haiplik, die NS-Zeit aus Pfaffenhofener Sicht in einem Buch aufzuarbeiten - habe die Kreisstadt einen ganz anderen Weg im Umgang mit der Vergangenheit eingeschlagen. Dies sei nicht wirklich einfach gewesen, immer wieder wurde offensichtlich, wie sehr Pfaffenhofener die NS-Diktatur unterstützt hatten. Beleg dafür seien höchste Zustimmungen zur NSDAP bei Wahlen gewesen und enorme Mitgliederzahlen in der damaligen Partei. Es gab demzufolge nicht wenige Pfaffenhofener, die nach dem Krieg wegen schwerer Kriegsverbrechen verurteilt worden seien. Im Landkreis habe es sogenannte "Ausländerkinderlager" gegeben, die viele der Inhaftierten nicht überlebten. Auch eine Außenstelle des KZ Dachau habe es in Eschelbach, also in unserer unmittelbaren Umgebung, gegeben.

Und doch sei er bei all seinen Recherchen zu Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz auch immer wieder auf Menschen gestoßen, die sich nicht angepasst haben, zumindest passiven, manchmal aber auch aktiven Widerstand leisteten. Stellvertretend für all jene sei hier Korbinian Aigner erwähnt, genannt der Apfelpfarrer, der in seinen Predigten eindeutig Stellung gegen die NSDAP bezog. "Die Zeit derer, die aus persönlichen Erfahrungen Zeugnis ablegen können über die Gräueltaten, wird nachlassen und bald wird keiner mehr da sein." Haiplik betonte, wie sehr er sich darüber freue, dass das Denkmal offensichtlich von einer breiten Bevölkerungsmehrheit mitgetragen werde. "Vergessen und Schweigen - Nein, das ist nicht der richtige Weg, der NS-Diktatur zu begegnen."

 

Thomas Neumaier aus Ingolstadt zeichnet verantwortlich für den Entwurf des Denkmals. "Warum brauchen wir überhaupt noch ein Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus hier in Pfaffenhofen" fragt er etwas provozierend. Das liege doch jetzt schon fast 70 Jahre zurück. "Aber wir können auch umgekehrt fragen:", gibt er selber die Antwort. "Wie kommt es, dass es fast 70 Jahre gedauert hat, bis sich die Stadt Pfaffenhofen öffentlich zu diesem Teil ihrer Geschichte bekennt."

"Ziel des Denkmals ist es, an die NS-Zeit zu erinnern, dies aber nicht vage oder abstrakt, sondern an konkreten Beispielen von Opfern und Tätern vor Ort sichtbar zu machen", so hatte Thomas Neumaier vor einigen Monaten seinen Denkmal-Entwurf erläutert. Die ganz persönlichen Geschichten auf den Tafeln, die am Haus der Begegnung angebracht sind, zeugen von den Tragödien betroffener Personen oder Familien einerseits, von den Schicksalen der Widerstandskämpfer andererseits. Pfaffenhofen hat an diesem Denkmal einen Platz zum Nachdenken erhalten, eine runde Sitzbank lädt zum Ausruhen und Betrachten ein.

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