Von Bakterien, Baumgräbern - und Zahnprothesen
Auf den ersten Blick ist der Zweck nicht zu erkennen, doch die rote Zusatzkonstruktion am Abfallbehälter ist für Pfandflachen gedacht, die Bedürftige, ohne im Müll kramen zu müssen, von dort einfach herausnehmen können.
Quasi zu einem Servicestellen-Spaziergang eingeladen hatte Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD)zusammen mit den Stadtwerke-Vorständen Ernst Reng und Stefan Eisenmann. Gekommen sind rund 40 Bürger, die Lust darauf hatten, mal einen Blick hinter die Kulissen von Bauhof, Friedhof und dem Klärwerk zu werfen. Durchaus Kurioses und Bemerkenswertes kam dabei zutage.
Nachdem sich bei einer entsprechenden Veranstaltung im vergangenen Jahr über 100 Teilnehmer auf die Beine gemacht haben, ist die Gruppe vergleichsweise klein gewesen, die am gestrigen Samstagnachmittag vom Bauhof aus ihre Tour startete. Zur Begrüßung sagte Herker, Energie sei in Zukunft hoch zu bewerten, "da werden wir mit hoffentlich großen Schritten vorangehen."
Ein Novum war dann gleich am Wegesrand des Ilm-Fußweges zu entdecken: der Pfandring. Jener ist ein Zusatz für öffentliche Mülleimer zum Abstellen von Pfandflaschen, die Bedürftige dann nicht mehr mühevoll aus dem Abfall fischen müssen, um den Pfand in den Geschäften einzulösen. In fünf deutschen Städten gibt es ihn bereits, in Pfaffenhofen jetzt auch; dort jedoch nicht als Ring, das lässt die Bauweise der hiesigen städtischen Mülleimer nicht zu, sondern als eine Art rechteckiger "Anhang". Der wurde sozusagen als Prototyp vom Bauhof konstruiert, nachdem Herker die innovative Idee aus der überregionalen Presse erfahren hatte und bei seinen Leuten kurzum eine passende Lösung für die hiesigen Abfallbehälter anregte.
Danach ging es schnurstracks ins Klärwerk, wo dessen Leiterin Franziska Heigl ihre interessierte Besucherschaar kompetent in die mechanischen, biologischen und chemischen Geheimnisse der Abwasserreinigung einweihte. So war unter anderem zu erfahren, dass dort die Abwässer von 32 000 Einwohnern gereinigt werden. Dazu kämen weitere von Unternehmen, an deren Spitze die Firma Hipp mit 20 000 so genannten Einwohnergleichwerten beteiligt sei. Dieser kräftige Zufluss habe aber auch sein Gutes, denn so komme es zu guten Stickstoffwerten, die der Kläranlage wiederum zu dementsprechend guten Leistungen verhülfen. Gäbe es diese starke Einleitung nicht, müsste man sich nach Kompensationsmöglichkeiten umsehen.
Klärwerk-Leiterin Franziska Weigl erläutert die Hintergründe zur städtischen Abwasserbeseitigung.
Helfer seien auch unzählige Bakterien, die in "Belebungsbecken" die organische Verarbeitung übernähmen. Der später anfallende Klärschlamm wird dann - aus ökologischen Erwägungen heraus - in Pfaffenhofen nicht auf die Felder verstreut, hier wird er komplett verbrannt, wie zu erfahren war. Heigl bat abschließend darum, doch nichts "in die Toilette hineinzuwerfen, was dorthin nicht gehört." Es gebe ohnehin schon viele Ratten, die etwa durch Essensreste in der Kanalisation nicht noch zusätzlich gefüttert weürden.
Im Rechen, wo beim Einfluss des Abwassers die gröberen Dingen hängen bleiben, habe man überdies schon eine Zahnprothese, Geldbeutel (leer) oder - zum Erstaunen aller Mitarbeiter - einen Autoreifen gefunden. Wie dieser dort hineinkommen konnte, bleibt allerdings ein Rätsel. Eisenmann bemerkte vor den Toren des Wasserwerks, wo im Übrigen der neue Wertstoffhof entstehen soll, dass es "sehr wahrscheinlich" auch in Pfaffenhofen zu gesplitteten Abwassergebühren komme.
Dass sich ein bundesweiter Trend auch in Pfaffenhofen fortsetzt, wurde beim Friedhofsdurchgang deutlich: Baum- und Urnengräber werden immer beliebter und sind deshalb entsprechend nachgefragt. "Die werden sehr gut angenommen", bestätigte Eisenmann. Von den 135 unlängst eingerichteten Baumgräbern sei das Nutzungsrecht bereits 20 Mal verkauft worden und es habe bereits fünf Bestattungen gegeben.
Bis zu vier verstorbene Angehörige können pro Grabplatz in einem Baumgrab auf dem Pfaffenhofener Freidhof bestattet werden.
Bevor es wieder zurück auf das Bauhof-Areal ging, wo Reng noch die wohl letzten öffentlichen Einblicke in die Werkstätten gewährte (sie werden ja bekanntlich in Vorbereitung auf die 2017-Gartenschau bald dem Erdboden geleichgemacht und Reng verlässt - in Richtung Neuburg - in vier Wochen das Kommunalunternehmen ) machte Herker noch am Sportplatz einen Stopp: In aller Deutlichkeit führte er dort aus, dass dort in Zukunft die Spielkapazität um ein Viertel steigen wird und das Hauptspielfeld 103 auf 68 Meter messen würde. Und zwar allen Stammtischparolen zum Trotz.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.