Ambulant vor stationär: Klares Bekenntnis zur Familie
Es sind Zahlen, die einen nicht gerade die Freude ins Gesicht treiben. Schon jetzt sind in Deutschland rund 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig - bis 2030 erwartet man 3,5 Millionen. So steht die Reform des Pflege- und Gesundheitssystems ganz oben auf der Agenda der Bundesregierung. Welche Veränderungen hier künftig geplant sind, darüber berichtete der Bundestagsabgeordnete Erich Ilrstofer beim Frühstück der Wolnzacher Frauenunion.
Früh schon war die Gaststube beim Bürgerbräuwirt gut gefüllt. Nicht nur aus Wolnzach, sondern auch aus den Nachbargemeinden konnte Jutta Winter die Gäste begrüßen. „Es freut mich, dass so viele gekommen sind.“ Mit diesen Worten übergab die Vorsitzende der Frauenunion das Wort an den Abgeordneten.
„Pflege und Gesundheit ist nicht irgendein Thema, sondern es zählt zu den top drei“, begann Erich Irlstofer seine Ausführungen. Dabei machte er deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nicht nur weil die Zahl der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahren stark steigen wird, sondern viel mehr, weil man die Menschlichkeit in den Pflegeberuf zurück holen will. „Wir müssen weg von dieser Minutenpflege“, so Irlstofer, der schon über einige Erfolge berichten konnte. So konnte man beispielswiese eine Erhöhung des Zuschusses für den Umbau der sanitären Einrichtungen erreichen. „Dieser beträgt jetzt 4000 Euro.“
Doch auch wenn sich hier schon erste Erfolge zeigen, bleibt für den Abgeordneten noch viel zu tun. Vor allem die steigende Zahl an zu pflegenden Menschen stellt die Politik vor eine Herausforderung. Derzeit arbeiten rund 950.000 im Pflegebereich. Dabei ist für Irlstofer klar, dass die Lösung nicht in Osteuropa gesucht werden kann. „Wir brauchen Personal, das auch deutsch spricht“, so der Bundestagsabgeordnete. „Seitens der Politik müssen wir hier die Rahmenbedingungen setzen“, dabei machte er auch deutlich, dass Pflege nicht zum Nulltarif zu haben sein wird. So wird die Pflegeversicherung in den kommenden zwei Jahren in zwei Schritten um 0,5% steigen. Geld, das dringend benötigt wird. Geld, das man aber auch erst erwirtschaften muss. So geht nicht nur darum, dass mehr Geld ins System kommt, sondern dass die vorhandene Arbeit effizient genutzt wird. „In Gesprächen mit Fachverbänden kam immer wieder das Thema Dokumentation“, erklärte der CSUler. Um nun den Pflegekräften hier die Arbeit künftig zu erleichtern und ihre Arbeitskraft nicht unnötig mit Schreibarbeit zu binden, plant man eine Software lösung. Über ein Tablet wären dann alle Informationen schnell und leicht verfügbar.
Auch wenn nun aber mehr Geld ins System kommt, so ist dies für den Bundestagsabgeordneten kein Grund nach mehr Heimen zu rufen. „Mein Grundsatz bedeutet immer noch ambulant vor stationär.“ In diesem Zuge will er auch die Familien deutlich stärken. „Wir müssen hier für Entlastung sorgen.“ Ein erster Schritt ist eine 10-tägige Auszeit, die es künftig geben soll. Sie ist für all jene gedacht, die plötzlich vor der Situation stehen, einen Pflegefall in der Familie zu haben. „Man muss die Möglichkeit haben, ohne Urlaub zu nehmen, für mehrere Tage zu Hause zu bleiben, um die entsprechenden Angelegenheiten regeln zu können“, so Irlstofer, der dabei betonte, dass auch den Arbeitgebern dadurch keine Kosten entstünden, denn die Pflegekasse wird für die Lohnfortzahlung aufkommen.
Deutlich machte er aber auch, dass diese Reform nicht die letzte sein wird. „Pflege ist ein System das sich entwickelt“, so der Abgeordnete. So ist ihm auch klar, dass man die Familien noch deutlich stärken muss. „Wir wollen es auch künftig jedem ermöglichen, solange wie möglich in der eigenen Wohnung, dem eigenen Haus zu bleiben“, fügt er weiter an. Hierzu sollen auch die Leistungen der Familien zur Pflege stärker gefördert werden.
So wird in den kommenden Jahren noch an vielen Stellschrauben zu drehen sein, um das System der Pflege weiter zu optimieren. Ein Thema, das auf der Agenda steht, ist auch die Fahrten zu Ärzten und Fachärzten, die für Pflegebedürftige, aber auch für die Familien oft zu einer Herausforderung werden.
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