Drastische Asylbewerberzahlen kolportiert
Gegenwärtig macht das Gerücht von einem drastischen Zustrom an Asylbewerbern im Landkreis Pfaffenhofen die Runde. Bereits kommende Woche soll sich demnach die Zahl der wöchentlich hier ankommenden Flüchtlinge gegenüber der bisherigen verdoppeln. Zudem soll es bereits konkrete Stellplätze für Wohncontainer geben. Hallertau.info ist dem nachgegangen.
Im Durchschnitt etwa zehn Asylbewerber haben in der Vergangenheit im Landkreis wenigstens vorübergehend eine neue Heimat gefunden. Bislang sind diese Menschen auch mehr oder weniger zufriedenstellend untergebracht worden. Angeblich soll dieser Schnitt ab der kommenden Woche bis zum Ende des Jahres deutlich überschritten werden, so zumindest wird kolportiert.
Karl Huber, Sprecher des Landratsamtes Pfaffenhofen, dementiert diese Befürchtung aus unbekannter Quelle: "Asylbewerber kommen in unregelmäßiger zeitlicher Abfolge zu uns, nächste Woche etwa zehn aus Nigeria und Eritrea." Von einer drastischen Erhöhung der Zuweisungen oder gar Zwangszuweisungen, wie es ebenfalls schon hieß, könne jedoch keine Rede sein. "Der Druck aus München (Anm. der Red.: Wo sich eines der Aufnahmelager befindet) ist natürlich sehr groß", und mit einer erhöhten Zuweisung müssen man langfristig zwar rechnen, da die Zahl der in der Landeshauptstadt ankommenden Flüchtlinge die vergangenen Monate deutlich gestiegen sei. Am gestrigen Mittwoch etwa, dies sei an dieser Stelle nebenbei erwähnt, griff die Bundespolizei allein im Bereich Rosenheim 300 Menschen auf, die sich auf der Flucht befanden.
Wohnraum dringend gesucht
"Wir rufen immer wieder dazu auf, uns Unterbringungsmöglichkeiten zu nennen", so Huber. Wie lange die Anzahl der bereits gemeldeten privaten Unterkünfte noch für die Versorgung reichten, sei allerdings nicht abzusehen. "Wir haben aber definitiv noch keine Krisensituation, was die Unterbringung betrifft." Anfang Juli dieses Jahres seien die Bürgermeister jedoch gebeten worden, auch eventuelle Standplätze für Wohncontainer zu eruieren. Außenbereiche oder gar Gewerbegebiete würden dabei als problematisch angesehen, "weil man ja will, dass die Flüchtlinge in Kontakt mit der Bevölkerung kommen sollen." Eine erschlossene Fläche mit geeigneter Zu- und Abfahrt sei überhaupt Voraussetzung dafür, mehrere Wohncontainer aufzustellen. Angaben über mögliche Standorte würden gegenwärtig gesammelt. Entschieden sei dazu jedoch noch gar nichts. "Wenn es so läuft wie bisher kommen wir mit den Wohnungen aus." Je zentraler diese im Rahmen einer größeren Gemeinde lägen, desto besser. Zusammengenommen sollten es nicht mehr als maximal 30 Asylbewerber sein, die in einem Objekt unterkommen. Würden mehr als 50 Flüchtlinge untergebracht werden müssen, läge die Zuständigkeit bei der Regierung von Oberbayern und nicht mehr beim Landkreis, so Huber.
Lob für den Landkreis
"Die letzten Monaten haben wir alle Landratsämter darauf vorbereitet, dass wir die Zügel anziehen und auf die Drucksituation in der Erstaufnahme München hingewiesen", sagt Florian Schlämmer, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern. Asylbewerber würden konsequent weitergeleitet. "Der Landkreis Pfaffenhofen hat bisher wirklich gut gearbeitet und sogar über seinem Soll gelegen", so Schlämmer. Unter den Landratsämtern, die ihren gesetzlich vorgegebenen Quoten an Asylbewerbern nicht erfüllten, sei Pfaffenhofen nicht gewesen.
Prognose lautet - noch - auf 475 Asylbewerber
Im Landkreis Pfaffenhofen sollen bis zum Jahresende gut 475 Asylbewerber untergebracht werden, wobei sich diese Zahl an den vierteljährlich aktualisierten Prognosen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge orientiert. 266 Asylbewerber sind bereits da. Zu denen kommen noch einige Dutzend anerkannte Asylanten, die unter anderem mangels einer eigenen Wohnung dort bleiben, wo sie gerade leben.
Der Kreis habe einen relativ hohen Anteil an anerkannten Asylbewerbern, die weiterhin in ihrer Unterkunft blieben und somit den Platz für Neuankömmlinge belegten, bestätigt Schlämmer. Die Schwierigkeit bestehe insbesondere darin, dass die bestätigten Asylanten keinen anderweitigen Wohnraum für sich und gegebenenfalls ihre Familie fänden. Angesichts hoher Asylbewerberprognosen sei das fatal.
Kein Ende abzusehen
Auf Anfrage von Hallertau.info weist der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Straub eindringlich darauf hin, dass "ein Ende der Fahnenstange beim Zustrom von Asylbewerbern bei Weitem noch nicht in Sicht ist." Die Landespolitik habe darauf bereits reagiert und die Schaffung von neuen Erstaufnahmeeinrichtungen veranlasst. Derzeit entstehe in Deggendorf die dritte, nach den bereits vorhandenen in München und Zirndorf; eine vierte Einrichtung sei für Regensburg geplant. Später solle es in jedem Regierungsbezirk welche geben. Allein daran sei schon zu erkennen, welche Dimension der Flüchtlingszustrom, der sich in der Folge natürlich dann auf alle Landkreise auswirke, mittlerweile erreicht habe.
Straub, der im Landtagsausschuss für Verfassung und Recht auch für die Asylsozialpolitik zuständig ist, appelliert derweil unverdrossen - wie er es bereits in früheren Interviews zu dieser Thematik getan hat - an die Aufnahmebereitschaft der Landkreisbürger: "Wir benötigen dringend, und zwar langfristig, geeigneten Wohnraum für die Asylbewerber." Bislang habe das vorbildlich funktioniert, "was keineswegs selbstverständlich ist", dessen sei er sich durchaus bewusst.
Wie das Landratsamt Pfaffenhofen, so ist auch Straub der Meinung, dass dabei eine dezentrale Unterbringung die bessere Lösung ist. "Eine Massenunterbringung ist unbedingt zu verhindern." Deshalb sei auch die bereits zu früheren Zeiten von verschiedener Seite als "Asylantensiedlung" ins Spiel gebrachte Max-Immelmann-Kaserne in Oberstimm, die seit einigen Jahren leer steht, keine in der Praxis geeignete Option. Schließlich müsse ja unter anderem auch noch auf die religiöse Orientierung bei der Zusammensetzung von Asylbewerbern Rücksicht genommen werden, um entsprechend motivierten Konflikten vorzubeugen.
Letzter Ausweg: Schulturnhalle
Und so oder ähnlich könnte es künftig auch kommen: Dem Landkreis München beispielsweise sind seit Anfang August mehr Asylsuchende durch die Regierung von Oberbayern zugewiesen worden als freie Plätze in Privatwohnungen oder Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung stehen. In der Stadt Unterschleißheim hat das dort zuständige Landratsamt deshalb etwa 40 Asylbewerber kurzfristig während der Sommerferienzeit mit Hilfe des THW und des ABC-Zuges in einer Schulturnhalle untergebracht. Die spannende Frage ist, woher nach den Ferien die fehlenden Wohnmöglichkeiten kommen sollen.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.