Puppentheater ganz ohne Kinder!
Puppentheater im Haus der Begegnung - und es waren keine Kinder da? Dennoch sei der Theatersaal voll gewesen? Seltsam, meinen Sie? Die Antwort auf all die Fragen ist einleuchtend: es gab eine Puppentheater-Aufführung der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht, was ganz sicher nicht die Zielgruppe der "Normal-Puppentheaterbesucher" trifft.
Die Erwachsenen, die zur Aufführung des Joseph-Hipp-Puppentheaters gegangen sind und zugeschaut haben, waren jedoch uneingeschränkt begeistert. Wieder einmal gab es doch eine Variation mehr im Kulturleben der Kreisstadt. Denn die Aufführung eines "ernsten" Theaterstücks mit selbstgefertigten Puppen, die mit Stäben von durchwegs mehreren im Hintergrund agierenden Schauspielern geführt werden: das hat man so noch nicht gesehen.
Das Ensemble um den Kunstprofessor Giga Lapiashvili (Bild) kommt aus Tiflis in Georgien. Lapiashvili hat 2011 gemeinsam mit dem Pfaffenhofener Maler und Kunsterzieher Claus Hipp, der auch Honorarkonsul der Republik Georgien ist, das Joseph-Hipp-Puppentheater gegründet. Gemeinsam mit 24 Studenten, die sämtliche Puppen, Dekoration und Requisiten selbst gefertigt haben, ist er am Donnerstagabend in Pfaffenhofen mit zwei Bertolt Brecht-Stücken aufgetreten.
"Der kaukasische Kreidekreis" - sozusagen das Vorprogramm - spielt im Georgien des Jahres 1944. Das Kind des gestürzten Gouverneurs wird in den Wirren einer Revolution von der Magd Grusche angenommen, die Schergen der neuen Fürsten wollen es ihr aber wieder abtrünnig machen. In einer gelungenen Kombination aus vorproduzierter Musik und Dialogen sowie den die Puppen führenden Schauspielern wird die Geschichte interessant und kurzweilig aufgeführt.
24 Puppen führende Studenten hinter der Bühne sind dabei zwar für den Betrachter immer sichtbar, treten aber zugunsten der Hauptfiguren, nämlich der Puppen, immer in den Hintergrund.
Populärer und in seiner Handlung dadurch vielleicht transparenter für das Publikum ist natürlich die "Dreigroschenoper", die im zweiten Teil gezeigt wurde. In vielen unterschiedlichen Arrangements und Interpretationen begleitete Kurt Weills "Die Moritat von Mackie Messer" dieses Stück. Auf einer stilisierten Brücke kamen die Schauspieler hier zusätzlich zur Puppendarstellung zum Einsatz. Der Zuschauer sah nur jeweils die Beine der Akteure, konnte sich über Dialoge und Musik dabei die Geschichte weiter denken.
Neben der Idee, die Puppen - marionettengleich, aber eben nicht an Bändern, sondern an Stäben - die Handlung zu präsentieren, war es in der Aufführung des Joseph-Hipp-Puppentheaters besonders eindrucksvoll, wie synchron die bis zu 3 Schauspieler an einer Puppe die Bewegungen steuerten. Das Ganze musste darüber hinaus auch noch passend zu Musik und Texten geschehen. Aber Routine und volle Konzentration führten zu einer harmonischen Aufführung. "Auch wenn wir den einen oder anderen der Schauspieler verlieren, weil er mit seinem Studium fertig ist und andere Herausforderungen sucht, so ist das Team als Ganzes schon seit einiger Zeit zusammen und sehr gut eingespielt." zeigte sich auch Giga Lapiashvili nach der Brecht-Aufführung zufrieden mit seinem Ensemble.
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