Das Regionalgeld HALLERTAUER feiert
Das Regionalgeld HALLERTAUER feiert
"Wir alle sind Sonnenkönige – souveräne Gestalter des Alltages in allen Bereichen des Lebens. Das ist unsere Lebensaufgabe.“ Mit diesen Worten eröffnete Manfred "Mensch" Mayer, seit 10 Jahren einer der treibenden Kräfte des HALLERTAUER Regiogeld-Vereines das dreitägige „Symposium Lus amoi: Gemeinwohl!“ im Festsaal des Rathauses.
Seit Mai dieses Jahres sitzt er für die Liste "Gemeinsam für Gemeinwohl" auch im Stadtrat und setzt dort Akzente zur Unterstützung von Gemeinwohlprojekten. Mayer sieht den HALLERTAUER nicht nur unter wirtschaftlichen und sozialen Aspekten, sondern auch als Bildungsprojekt und zeigt mit Weitblick Perspektiven auf: "Mit dem mit gravierenden Systemfehlern behafteten Euro kann man gar nicht gemeinwohlorientiert arbeiten. Der Bereich der Grundversorgung wäre deshalb das Wirkungsfeld von Regionalgeldern und über diese abzusichern."
Weitaus wichtiger noch als zahlenmäßige Bilanzen ist, was im Laufe von zehn Jahren HALLERTAUER bewirkt wurde. Das würdigte der zweite Bürgermeister von Pfaffenhofen Albert Gürtner in seinem Grußwort: "Das Wichtigste ist nicht der Geldbeutel, sondern was in den Köpfen passiert. Es geht darum, regionale Projekte zu fördern - lokal zu denken und Nachhaltigkeit zu fördern."
Sieben Netzwerk-Pioniere gründeten am 13. Dezember 2003 HALLERTAUER REGIOnal - Verein für nachhaltiges Wirtschaften e. V., der im November 2004 die erste Gutscheinserie in Umlauf brachte. Über die Jahre war die Regiogeld-Initiative stets eng verbunden mit den örtlichen Kunst- und Kulturschaffenden. Durch die Gestaltung der Gutscheine ebenso wie durch Veranstaltungen. 2008 beteiligte sich der HALLERTAUER beim Pfaffenhofener Kultursommer unter dem Motto "Kunst im Fluss" mit dem Projekt "Geld im Fluss". Bei der 5-Jahres-Feier stand bereits Beuys' erweiterter Kunstbegriff im Mittelpunkt, drei Jahre später dann nochmals beim Beuys-Projekt des neuen Pfaffenhofener Kunstvereines unter dem Motto: "Die Verwirklichung der Demokratie ist die primäre Aufgabe der Kunst in der Gegenwart."
2011 wurde Pfaffenhofen als "Lebenswerteste Stadt der Welt" ausgezeichnet. Ein Indikator dafür, wie es um den Lebensraum bestellt ist, sind die Bienen. Und um auf deren Bedeutung und Bedürfnisse hinzuweisen, wurden für die Gutschein-Serie 2012 Motive rund um Bien & Mensch ausgewählt und gemeinsam mit Partnern wie dem Imkerverein, dem Bund Naturschutz und der Stadt das Projekt "Blumen in die Stadt" ins Leben gerufen, das die Umgestaltung von öffentlichen und privaten Grünflächen in Blumenwiesen und damit in Bienenweiden zum Ziel hat. Das Symposium "Beuys und die Bienen" vertiefte das Thema, beides wurde sogar auf der dOCUMENTA (13) in Kassel erwähnt.
Die Gutscheinserie 2013 schmückten alte Stadtansichten anlässlich des Jubiläums 575 Jahre Stadt Pfaffenhofen und 2014 sind auf der Gutscheinserie Gemeinwohl-Pioniere abgebildet, die im Rahmen des Symposiums vorgestellt wurden. Auf dem 1-Hallertauer sind Albert Schweitzer, Helmut Creutz und Michael Unterguggenberger zu sehen, auf dem "Zwickel" (2er) Margrit Kennedy und Bernard Lietaer, auf dem 5er Christian Felber, auf dem 10er Johannes Stüttgen, auf dem 20er Joseph Beuys und auf dem 50er Konstantin Wecker und Prinz Chaos II. mit einem Aufruf zur friedlichen Revolte. Zitate der jeweiligen Abgebildeten geben den Gutscheinen eine zentrale Gemeinwohlbotschaft mit.
Die Soziale Skulptur HALLERTAUER umfasst neben dem Regionalgeld die Initiative Blumen in der Stadt sowie den InterKulturGarten Pfaffenhofen an der Ilm, der zu den 15 HALLERTAUER-Förderprojekten zählt. Wer Euro in HALLERTAUER umwechselt (Kurs 1:1) kann festlegen, welches der gemeinwohlorientierten Projekte 3 % der Umwechselsumme erhält. In den vergangenen 10 Jahren wurden fast 250.000 Hallertauer geschaffen, die an 100 Akzeptanzstellen gelten und bisher die Ausschüttung von 7.425 HALLERTAUER Fördergeld ermöglichten.
Im Rahmen des Symposiums erfolgte unter Mitwirkung von Fabian Stahl, dem Präsidenten des Verein Lebendige Innenstadt, die Übergabe der Fördergelder 2013, die an folgende Einrichtungen übergeben wurden: amnesty international, A.p.e. Familienhilfe, Bund Naturschutz, Jugendarbeit der Sportvereine MTV, Tennisclub und Eissportclub Pfaffenhofen, Aktion "Starke Kinder" vom Jugendamt, Jugendparlament Pfaffenhofen, InterKulturGarten, Künstlerwerkstatt, Kindergartenfreunde Au, Kunstverein mobile, Neuer Pfaffenhofener Kunstverein, Tierschutzverein sowie der Energie- und Solarverein Pfaffenhofen.
Christian Gelleri vom Chiemgauer, dem größten Regiogeld in Deutschland, gab einen in seinem Vortrag "Vom Gutschein zum vernetzten Finanzsystem" einen Ausblick was auch für Pfaffenhofen möglich wäre.
Aktuell sind 720.700 Chiemgauer in Umlauf, die bei 624 Unternehmen in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein akzeptiert und an 39 Stellen ausgegeben werden. Über die 3%ige Fördergeldschiene wurden bereits 353.896 Chiemgauer an 253 Vereine ausgeschüttet (Stand 4. Juni 2014).
"Bei Berücksichtigung der Umlaufgeschwindigkeit erzeugen 700.000 Chiemgauer einen Umsatz von 8 Milllionen - für die gleiche Höhe in Euro wäre dazu eine Geldmenge von 2,5 Millionen Euro erforderlich", rechnete Gelleri vor.
Die Hälfte der Mitglieder nützt auch die elektronische Form des Chiemgauers, die Regio-Card. "Der Schritt in die elektronische Verrechnung war wichtig für den Kreislauf", so Gelleri. Chiemgauer-Konten werden mittlerweile bei den Raiffeisen- und Volksbanken, bei den Sparkassen und bei der GLS sowie der Triodos-Bank geführt. Seit 2010 wurden 480 Mikrokredite an Unternehmen vergeben, pro Kredit bis zu 20.000 Chiemgauer/Euro, der verrechnete Zins wird nach der Abzahlung rückerstattet.
Weitere Bestandteile des Symposiums waren das offenen Vernetzungstreffen und die Mitgliederversammlung des Regiogeldverbandes mit internationalen Gästen aus Lichtenstein, Belgien und Österreich, die HALLERTAUER CD-Release in der Künstlerwerkstatt und der Vortrag von Christian Felber: "Geld und Gemeinwohlökonomie".
Felber referierte über den aktuellen Stand der Gemeinwohlökonomie-Bewegung, die international nicht nur in Europa Fuß gefasst hat, über deren Ziele und den demokratischen Weg zu einer neuen Geldordnung. Thema war auch die in Gründung befindliche Demokratische Bank in Österreich.
Bildtexte: Fotos Veronika Spielbichler
- Das HALLERTAUER-Team mit den Empfängern der Fördergelder einschließlich 2. Bürgermeister und 1. Vorsitzender des MTV Albert Gürtner.
- Talentiertes Wirken in Vorarlberg" stellte Rolf Schilling vor und präsentierte die Zeitwertscheine, die von den am Dreiländer-Clearing beteiligten Tauschsystemen in Österreich, Deutschland und der Schweiz verwendet werden.
- Michael Vassen) vom Epi in Belgien (http://www.enepisdubonsens.eu/)
- HALLERTAUER CD-Release in der Künstlerwerkstatt: Trapp & Singer. Die CD ist erhältlich über Buchhandlung Kilgus, Künstlerwerkstatt und HALLERTAUER REGIOnal e.V. 08441-72023 oder 5353
- Christian Gelleri schilderte die Entwicklung vom Gutschein zum vernetzten Finanzsystem. Hier mit HALLERTAUER Vorstand Manfred“Mensch“Mayer.
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