Kasse machen mit Wildschäden oder gleich Jagdverbot - Jägervize spricht Klartext
Kritik hagelte es vom Vereinsvize zum Thema Wildschaden und Austritt aus der Jagdgenossenschaft bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Jägervereinigung Landkreis Pfaffenhofen. Über 140 Mitglieder sind dazu in den Pörnbacher Gasthof Bogenrieder gekommen. Beschlossen worden ist dabei die Teilnahme an einer Kollektivversicherung für Jagdhunde und eine neue Ehrenordnung.
In Vertretung des Vereinsvorsitzenden Rudi Engelhard eröffnete dessen Stellvertreter Martin Braun die Veranstaltung und rief gleich zu Anfang dazu auf, neue Mitglieder zu werben: "Wie in jedem Verein werden auch bei uns die Alten immer mehr und die Jungen immer weniger." In einer Aufstellung der Altersstruktur machte Braun deutlich, dass der Großteil der im Verein organisierten gut 600 Jäger des Landkreises gegenwärtig in einem Alter zwischen 54 und 59 Jahren ist. Im Aufwärtstrend sei man aber bei den Mitgliederzahlen; im vergangenen Jahr sind fast 30 neue hinzugekommen. Nachwuchsmangel gebe es auch beim Jägerchor, der heuer sein 50-jähriges Bestehen feiert. Doch werde das vermutlich die letzte Veranstaltung sein, so Braun, da der Chor "mangels eines geeigneten Leiters und auch Sängern" wohl aufgelöst werden müsse.
Martin Braun, Vizechef der Jägervereinigung Landkreis Pfaffenhofen.
Eine unerfreuliche Entwicklung sprach Braun in Bezug auf die Meldung von Wildschäden an: "Angestachelt von einzelnen Funktionären und eventuell auch von Beamten mehren sich in der letzten Zeit die Wildschadensmeldungen bei den Gemeinden - man geht gar nicht mehr zum Jagdpächter oder zum Jagdvorsteher, sondern man meldet gleich einen Schaden bei der Gemeinde an und fordert einen Gutachter, den dann der Jagdpächter selbstverständlich zahlen soll." Es gebe auch Fälle in denen die Geltendmachung von Wildschäden eine Fortsetzung privater Auseinandersetzungen sie. Die Jägervereinigung versuche mit Hilfe der Rechtsschutzversicherung und durch eigene Wildschadenberater dieser Entwicklung zu begegnen.
Der Vize-Vorstand machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass im Waldbau bei sogenannten Nebenbaumarten wie Douglasie, Lärche, Bergahorn oder auch Weißtanne, die im entsprechenden Jagdrevier weniger als fünf Prozent Anteil an der Waldbestockung haben, der Waldbesitzer für den Schutz der Forstkultur vor Wildschäden selbst verantwortlich sei. Er müsse beispielsweise grundsätzlich die Zäune auch selbst kontrollieren und instand setzten. "Das ist aber praktisch nicht der Fall."
Ein anderes Beispiel zeigte Braun im Feldfruchtanbau auf: Ein Landwirt habe seine Kartoffeln bis weit in den November hinein im Boden gelassen, die vom Wild teilweise ausgegraben wurden, dafür wolle er nun Tausende von Euro Wildschaden. "In solchen oder ähnlichen Fällen wird es wohl zu einer gerichtlichen Entscheidung kommen müssen", merkte Braun dazu an. "Bei dieser Entwicklung wird die volle Übernahme der Wildschäden durch den Jagdpächter zu einem unkalkulierbaren Risiko." Die Jägervereinigung rate deshalb dringend davon ab. Im Landkreis werde zunehmend vereinbart, dass sich Jagdgenossenschaft und Jagdpächter jeweils zur Hälfte den Wildschaden teilen oder per Vertrag der Ersatz durch die Jagdgenossenschaft beglichen werde.
Jagd vorbei
Im Landkreis Pfaffenhofen gebe es zudem den ersten Fall, dass ein Grundstückseigentümer - der seinen Lebensunterhalt allerdings nicht aus landwirtschaftlicher Tätigkeit verdient - nicht Mitglied der Jagdgenossenschaft sein will und auf seinem Landbesitz die Jagd verbietet. Den Schaden habe dabei weniger der Jagdpächter als eher die umliegenden Landwirte, sagte Braun dazu. Er gab aber dabei auch zu bedenken, dass an Orten, wo die Jagd ruhe, das Wild förmlich angezogen werde und diese "Schonbereiche“ für sich nutze. "Unsere Gemeinschaftsjagdreviere können bei einer Fortsetzung dieses Trends durchlöchert werden wie ein Schweizer Käse." Und das wäre das Ende des Revierjagdsystems.
Erfolgreiche Hundeausbildung, goldbehangene Jagdhornbläser
Im Zusammenhang mit den Erläuterungen zur Unfallverhütungsvorschrift Jagd warnte Jägerausbilder Richard Binder davor, zur Absicherung von öffentlichen Straßen bei Gesellschaftsjagden sich der Hilfe Freiwilliger Feuerwehren zu bedienen, denn die dürften dies selbst als Freundschaftsdienst nicht machen: "Das könnte teuer werden." Die Jägervereinigung habe etliche Schildersätze, die dafür verwendet werden könnten. Hundefachwirt Hans Scharl berichtete über die durchwegs erfolgreiche Ausbildung, Walter Ulrich über den gerade entstehenden neuen Internetauftritt der Jägervereinigung, Bernhard Holzner erzählte über die derzeit 20 Jagdhornbläser - die übrigens vor wenigen Tagen eine Goldmedaille beim Günzburger Bläserwettbewerb errangen und bayernweit auf Rang 8 sich positionierten - und Kassenprüfer Erich Erl erklärte in Vertretung der beiden Schatzmeister, dass es eine mehr oder weniger ausgeglichene Kasse gibt. Einstimmig erfolgte daraufhin die Entlastung des Vorstands.
Mit neun Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen wurde der Beitritt zu einer Kollektiv-Versicherung für Jagdhunde, die allerdings erst bei einer noch zu erreichenden Mindestzahl an Teilnehmern in ganz Bayern in Kraft tritt. Unter bestimmten Bedingungen sind dann Jagdhunde bei Treib- und Drückjagden und damit im Zusammenhang stehenden eventuellen Nachsuchen mit festgelegten Summen versichert. Diese solidarisch ausgelegte Versicherung wird jedes Mitglied der Jägervereinigung mit 5,50 Euro belasten. Dem Haushaltsplan, in dem Ausgaben von mehr als 63.000 Euro vorgesehen sind, stimmten bis auf zwei Mitglieder alle Stimmberechtigten zu. Einhellig beschlossen wurde eine neue Ehrenordnung.
Waschbären im Kommen
Der Jagdberater des Kreises, Franz Goldbrunner, mahnte in seinem Bericht unter anderem korrekte Abschussmeldungen an. Die Jäger mögen dabei doch bitte keine "Luftnummern" angeben, denn sonst könnte der Schuss durchaus auch nach hinten losgehen. Den Angaben zufolge sind im vergangenen Jagdjahr (insgesamt gesehen weniger als im davorliegenden Jagdjahr) im Landkreis Pfaffenhofen unter anderem 4609 Rehe, 820 Wildschweine, 1338 Füchse und 4551 Enten erlegt worden. Der Waschbär scheint auch in der Region im Kommen zu sein, denn das Streckenverzeichnis weist bereits vier dieser Tiere auf.
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