Ein Tisch und seine Tischmanieren
An diesem Tisch saß niemand - er blieb die gesamte Sitzung leer. Die FDP-UW-BGW-Fraktion saß stattdessen zu fünft an zwei Tischen.
Eigentlich sollte es im Gemeinderat um Sachthemen gehen, doch diese werden in Wolnzach derzeit zur Nebensache degradiert, denn das Gremium diskutiert momentan nicht nur stundenlang über Sitzordnungen und deren Verlauf, sondern auch darüber, ob ein Gemeinderat aus Gesetzestexten zitieren darf.
Wer darf wo sitzen? Mit diesem Satz ist alles gesagt und dennoch könnte man darüber einen ganzen Roman schreiben, denn der neuen FDP-UW-BGW-Fraktion passt die Sitzordnung im Gemeinderat gar nicht. Eigentlich würden sie aufgrund ihrer Stärke am liebsten ganz vorne sitzen, doch in Wolnzach sitzen die Fraktionen nach den in der Kommunalwahl erhaltenen Stimmen und hier ist das Ergebnis eindeutig: Auf die Freien Wähler entfielen 22.007 Stimmen, die SPD konnte 21.806 auf sich vereinen und die FDP-UW kam lediglich auf 18.759. Auch wenn man nun die Stimmen, mit denen Max Wallner wieder in dieses Gremium gewählt worden ist, hinzuzählt, hat die Gruppierung um Altbürgermeister Josef Schäch immer noch weniger Kreuze als die SPD erhalten.
Damit ist die Sitzordnung eigentlich klar. Freie Wähler, SPD und dann die FDP-UW gemeinsam mit der BGW. Eigentlich keine große Sache würde man meinen, doch alleine die räumlichen Gegebenheiten und der Antrag seitens der FDP-UW-BGW-Fraktion, man wolle als Fraktion zusammensitzen – macht dies fast zu einem unlösbaren Problem. „Wir haben ihnen doch einen sehr einfachen Vorschlag unterbreitet“, so Josef Schäch. Doch dieser Vorschlag beinhaltet einen kostenintensiven Umbau des Rathaussaales, denn nach der Empfehlung von Peter Rech sollten sowohl Beamer als auch Leinwand, beide wurden erst in der vergangenen Legislatur neu installiert, abgebaut und versetzt werden.
Diesem Vorschlag stimmte die Mehrheit des Gemeinderates jedoch nicht zu. „Wir haben aber, um unseren guten Willen zur konstruktiven Zusammenarbeit zu zeigen, auf ihren Antrag einen Tisch anfertigen lassen, so dass ihre Fraktion zusammensitzen kann“, erläuterte Bürgermeister Jens Machold. Dass dieser nun bei den Bürgern gar nicht gut ankommt, ist verständlich, denn schließlich wurde er über Steuermittel finanziert und zwar nicht ausschließlich, aber dennoch auf Anregung der neuen Fünfer-Fraktion angefertigt. Dass das bei den Wolnzachern zu Irritationen führt, ist letztlich nachvollziehbar.
Nun könnte man meinen, damit wäre die Sache erledigt und im Gemeinderat könnte man sich Sachthemen widmen. Doch nicht in Wolnzach. Der Tisch war noch lange nicht vom Tisch. „Ich lass mich doch nicht zum Kasperl machen“, wetterte Gemeinderat Wallner, der sich öffentlich vieles anhören musste, der es aber auch als selbstverständlich ansieht, dass eine Fraktion zusammensitzt und auch auf dieses Recht pochte. „Was würde die CSU mit 13 Sitzen machen?“
„Wir haben ihnen das mit der Anschaffung dieses Tisches ermöglicht“, so Bürgermeister Jens Machold. Dass dieses Möbelstück nun von der neuen Fraktion stiefmütterlich behandelt und am Ende von Gemeinderat Matthias Boeck verstoßen wurde, zeugt von unreifem Verhalten und ließ so manchen Wolnzacher Gemeinderat nur den Kopf über diese Aktion schütteln. „Herr Schäch, sie sprechen davon, sachorientiert für Wolnzach an einem Strang zu ziehen und streben eine konstruktive Zusammenarbeit an, aber nur zwei Minuten nach ihrer Rede schiebt ihr Fraktionskollege den Tisch in die Mitte,“ so Karl Straub.
Was sollte man als Wolnzacher Bürger von diesen neuerlichen Eskapaden halten? Dass die Außendarstellung von Wolnzachs politischer Elite im Moment alles andere als gut ist, darüber braucht man am Stammtisch noch nicht einmal mehr zu streiten und eines steht zweifelsohne fest, nach der gestrigen Sitzung werden die Wolnzacher weiter kopfschüttelnd ob des kindischen Verhaltens einiger Gemeinderäte durch die Straßen des Marktes ziehen. Und schon nach nur wenigen Wochen werden erste Stimmen laut, ob man nicht Gemeinderäte des Saales verweisen könnte.
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