Eine sehr angenehme Reisegruppe - Berliner Compagnie
Ein "Theaterstück über Juden, Christen, Muslime und den Riss durch die Welt" führte am Sonntagabend die Berliner Gruppe Compagnie in der Aula des Schyren-Gymnasiums auf. "Anders als Du glaubst" ist Programmteil der Interkulturellen und Interreligiösen Wochen, die gerade vom Internationalen Kulturverein Pfaffenhofen veranstaltet werden.
Bühnenbild und Dekoration sind quasi nicht existent. Das Stück lebt von den Dialogen. Jeder der 5 Darsteller verkörpert in den einzelnen Szenen eine Religion, eine Gesellschaft oder eine Machtposition. In den sprachlichen Auseinandersetzungen werden dabei die jeweils gegensätzlichen Positionen besetzt und dem Publikum näher gebracht. Auf diese Art und Weise werden die Sichtweisen der Religionen und Weltanschauungen aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt.
Thematisiert werden in der Aufführung dabei beispielsweise Konflikte zwischen Christentum und Islam - andere würden vielleicht sagen: zwischen Terroristen und Befreiern - genauso wie am Beispiel des westafrikanischen Lands Burkina Faso die Wechselwirkungen zwischen Machthabern, Bevölkerung und industriellen Investoren. Unterschiedliche Ansichten innerhalb des Judentums zwischen orthodoxen und stärker werdender Weltoffenheit der liberalen Gläubigen findet ebenso seine Berücksichtigung wie Situation und Schicksale der afrikanischen Bootsflüchtlinge.
Die Aufführung "Anders als Du glaubst" glänzt durch die wechselnden Rollen und Sichtweisen auf globale Konflikte. Immer wieder werden Thesen und Parolen eingestreut, die einerseits provozieren, andererseits aber auch zum Nachdenken anregen (sollen). Ganz pauschal etwa "Geschichte ist die Wissenschaft vom Unglück der Menschen." oder bezogen auf den interreligiösen, stark gesellschaftlich geprägten Multi-Kulti-Tendenzen "Anti-Semitismus gibt es immer noch in Deutschland - immer häufiger bei moslemischen Jugendlichen." Schließlich kommt man zum Konsens, der ganze religiöse Fanatismus habe ausschließlich politische und wirtschaftliche Ursachen. Denn: die Gläubigen an sich würden zu einem gemeinsamen Gott finden, mit unterschiedlichen Namen zwar, aber eben mit Toleranz und gegenseitigem Respekt. Dann aber kommen die gesellschaftlich und politisch motivierten Fanatiker, fangen an zu hetzen und zu kämpfen - und zerstören darüber natürlich letztendlich jegliche Form der Annäherung.
Eine sehr unterschiedliche "Reisegruppe" war es, die den leider nur ca. 60 Besuchern einiges zum Nachdenken mit auf den Heimweg gegeben hat. Dem Publikum wurde eben nicht nur der Spiegel ihrer eigenen Gesellschaft vorgehalten, sondern auch der anderer Sichtweisen. Und das ist manchmal notwendig, um andere verstehen zu können; nicht nur in Bezug auf Religion oder Weltanschauung.
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