Quo vadis, Schüler?
Was nach der Schulzeit kommt, dieser Frage ging man in einer Diskussionsrunde im Pfaffenhofener Kreisverband der Christlich Sozialen Arbeitnehmer-Union (CSA) nach. Die Experten waren dabei unisono der Meinung, dass eine fundierte Ausbildung die Türen zu einer erfolgreichen beruflichen Zukunft öffnet. Dabei muss nicht zwangsläufig ein Studium mit im Spiel sein.
Der Pfaffenhofener CSA-Kreisvorsitzende Willi Breher führte in die Thematik “Heute Schüler – und morgen?" im Manchinger Hof im Rahmen ihrer Themenreihe "Bleibt unser Land sozial?" ein. Moderator Nikolaus Lisson (Kreisvorsitzender der Junge Union Weilheim-Schongau) begrüßte zur Beantwortung dieser Frage die Diskutanten Tobias Zech (CSU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der JU Oberbayern), Martin Wolf (Landrat des Landkreises Pfaffenhofen, CSU), Barbara Breher, (CSU-Bezirksrätin und Mitglied im Generalpräsidium des Internationalen Kolpingwerks), Stefan Martin (Ausbildungsleiter bei Airbus Defence and Space, vorm. Cassidian), Fabian Flössler (Kreisvorsitzender der Schüler Union) und der Pfaffenhofener Schulamtsdirektor Vitus Schwärzer.
Keine Probleme bei der Akquise junger Berufsanfänger hat Stefan Martin bei Airbus: "Wir sind schon wegen unserer Produkte attraktiv" und im Bereich der Luftfahrt werde Begeisterung einfach gelebt. Dabei sei nicht einmal zwingend das Abitur notwendig, um bei Airbus anfangen zu können, machte Martin vor dem Hintergrund deutlich, dass in Deutschland noch nie so viele Schüler ihr Abitur abgelegt wie haben wie im vergangenen Jahr.
Flössler stellte fest, dass Haupt- oder Realschüler in der Regel schon früher wüssten, in welche berufliche Richtung sie sich bewegen werden. Gymnasiasten dagegen würden diese Entscheidung vor sich herschieben. Sich bei dieser Entscheidungsfindung lediglich auf den Staat zu verlassen, das hält er für den falschen Weg: "Es gehört zu einem gewissen Maß, dass man selber schauen muss, was man machen will."
Auf die Mutmaßung Lissons hin, dass man im Landkreis Pfaffenhofen arbeitsmarktmäßig auf einer Insel der Glückseelingen lebe, antwortete Wolf: "Wir sind sicherlich in der Region 10 die Nummer Eins in Deutschland und man kann eigentlich von Vollbeschäftigung reden." Dies sei natürlich eine "ganz tolle Situation", doch berge sie die Gefahr, dass man sich an sie gewöhne. Dies habe zur Folge, dass die Menschen von diesem Standard auch für die Zukunft ausgehen würden. Wolf wies auf eine weitere Folge dieser Entwicklung hin: "Das Tempo, die Anforderungen sind bei uns sehr hoch in der Wirtschaft." Es gebe daher auch Menschen, die da nicht mithalten könnten und jene "trifft man ins Herz", wenn in diesem Zusammenhang von der Insel der Glückseelingen gesprochen werde. Bei den Auszubildenden sei es in der Region so, dass nicht jeder Betrieb die Zahl an Auszubildenden bekomme, die er benötige. Im Landkreis Pfaffenhofen sei es aktuell so, dass 730 Ausbildungsplätze angeboten würden denen 630 Bewerber gegenüberstehen. Doch gegenwärtig seien 400 Stellen noch nicht besetzt. Viele potentielle Auszubildende würden abwarten, ob sie nicht doch noch eine Chance auf ihren Traumberuf hätten. Es sei durchaus nicht notwendig, dass jeder Schüler das Abitur in der Tasche habe.
Zech machte darauf aufmerksam, dass man in absoluten Zahlen zur Zeit erstmals mehr studierende Jugendliche habe als jene, die in Ausbildung seien. 25 Prozent der Studierenden brächen jedoch ihr Studium im Laufe der Zeit ab. Mit dem Ausbildungspakt des Bundes, der unter anderem das betriebliche Angebot an Ausbildungsplätzen und die Nachfrage der Jugendlichen passgenau zusammenzubringen soll, werde versucht gegenzusteuern.
"Die Tragik ist, dass in den letzten Jahren konstant jedes Jahr 20.000 Jugendliche in einer Art Kaffeesatz unten bleiben", bedauerte Breher. Diese Jugendlichen seien nicht motiviert und brächten oftmals nicht die Fähigkeit besäßen, regelmäßig in die Arbeit zu gehen. Diese stellten eine besondere Herausforderung unter anderem auch für Sozialverbände dar. Jugendliche sollten, so Breher, im Übrigen nie aufhören zu lernen.
Schwärzer brach zuvorderst eine Lanze für die Bildung im Freistaat: "Es gibt wahrscheinlich kein Bundesland, das ein derart flexibles Schulsystem haben wie wir hier in Bayern." Vielen Schülern mit Schwierigkeiten bei der Berufsorientierung könne etwa durch Praxisklassen und berufsvorbereitenden Einrichtungen geholfen werden. "Man muß Vertrauen in diese Menschen haben, viel investieren - aber auch viel schlucken", bemerkte Schwärzer. Sorgenm machen müsse man sich vor allem um Schüler, die nicht von sich selbst aus aktiv bei der Suche nach einem Arbeitgeber würden.
Einigkeit auf dem Podium bestand darin, dass es bei einer Art von Überakademisierung am Ende niemanden mehr geben wird, der etwa in einem Dorf einen Metzgerladen betreibt oder als Spengler arbeitet. In jedem Fall empfohlen wurde von allen Diskutierenden eine fundierte Berufsausbildung. "Mach etwas und mach es gut - wenn es auch nicht der Wunschberuf ist, so wird man doch seinen Lebensunterhalt bestreiten können", empfahl Wolf die berufliche Bildung.
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