Sexuelle Gewalt und Führungszeugnis als zentrale Themen beim Ehrenamtskongress
Gut 200 im Ehrenamt engagierte Teilnehmer sind heute auf Einladung des Landratsamtes Pfaffenhofen zum zweiten Ehrenamtskongress in die Anton-Wolf-Halle nach Geisenfeld gekommen. Schwerpunktthema und gleichzeitig die Überschrift des Fachvortrages war das "Polizeiliches Führungszeugnis in der ehrenamtlichen Jugendarbeit - Prävention gewährleisten und Ehrenamt erhalten."
Eröffnet hat die Veranstaltung - nach einer kurzen Vorführung der Stadtstorchgruppe und den Grußworten des Geisenfelder Bürgermeisters Christian Staudter (USB) - Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU).
Menschen, die ehrenamtlich an der Erfüllung gesellschaftlicher Aufgaben mitarbeiteten, "verkörpern eine Kultur des Hinsehens", lobte eingangs der Landkreischef. "Unsere Gesellschaft lebt davon, dass Menschen Verantwortung für sich und andere übernehmen." Hinsichtlich der aktuellen Asylbewerbersituation (Hallertau.info wird dieser Tage darüber berichten) oder des demographischen Wandels würde bürgerschaftliches Engagement immer stärker an Bedeutung gewinnen. Dabei gäbe es einige Problemfelder, wie etwa die Nachbesetzung von Funktionen, die Finanzierung oder auch die Erfüllung gesetzlichere Anforderungen zu bewältigen. Wolf mahnte gelichzeitig mit den Worten des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. "Wer nichts ändert, wird auch das verlieren, was er bewahren wird."
Bayern sei in der Bundesrepublik, einer Studie der Bertelsmann-Stiftung nach, das Bundesland, in dem die Menschen auf das größte Maß an Hilfsbereitschaft und Solidarität träfen. Im Landkreis wolle man dieses Engagement mit dem seit dem Oktober des vergangenen Jahres eingerichteten "Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement", kurz Kobe genannt, konkret unterstützen.
Im Folgevortrag stellte Uschi Schlosser, die zusammen mit Brigitte Wallner Kobe betreut, das Zentrum für alle Fragen rund um ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeiten als Kontakt- und Vermittlungsstelle vor. Mit Kobe würden, so sagte Schlosser unter anderem, sogar Bürger unterstützt, die "selbstbestimmte eigene Projekte" stemmen wollen. Geholfen werde auch bei der Organisation von Qualifizierungsangeboten, in der Öffentlichkeitsarbeit oder auch bei der Erstellung von Förderanträgen.
Ausführlich informierte über die Hintergründe zur Notwendigkeit eines Führungszeugnisses in der ehrenamtlichen Jugendarbeit der diplomierte Soziologe, Freiwilligen- und Sozialmanager und Konfliktberater Joachim Schmitt. In seinem Referat führte er aus, das das Verlangen nach einem Führungszeugnis nach Defiziten und Misstrauen klinge. Doch in Folge des Bundeskinderschutzgesetzes, das mit seinen rechtlichen Vorgaben sexuellen Missbrauch auch in der Jugendarbeit vorbeugen will, sei es notwendig, jedoch müsse den davon betroffenen Vereinsmitgliedern die Regeln gut erklärt werden und es sei in der Praxis so einfach wie nur möglich umzusetzen.
"Das wichtigste Mittel der sexuellen Gewalt zu begegnen ist das Reden über sexuelle Gewalt", propagierte Schmitt. Dabei sei er sich bewusst darüber dass dies nicht immer einfach sei. Potentiellen Tätern könne man ihre Absichten nicht ansehen, sie seien "nicht unterscheidbar" von anderen. Insbesondere jene Kinder, die vom Elternhaus zu wenig Zuwendung bekämen, würden auf der Suche nach Anerkennung und Liebe manchmal gerade an jene geraten, die dies dann für ihre sexuellen Bedürfnisse ausnutzten.
Die Leiterin des Sachgebiets Familie, Jugend, Bildung am Landratsamt Pfaffenhofen, Elke Dürr, gab anschließend Informationen zur Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes. "Im Zweifel lieber immer ein Führungszeugnis vorlegen lassen", lautete ihr Rat an die Vereinsverantwortlichen, wenn es Unsicherheiten über die Frage gäbe, ab wann und zu welchen Gelegenheiten dieser besondere Nachweis notwendig wäre. Die Ausstattung der mit Kindern und Jugendlichen befassten Vereinsaktiven mit einem Führungszeugnis habe auch Auswirkung auf Haftungsfragen und künftig wohl auch auf die Auszahlung von Fördergeldern.
Zum Ende des Ehrenamtskongresses konnten sich die Gäste an Ständen von Caritas, BRK, Kreisjugendring, der Mukoviszidose-Hilfe über deren ehrenamtliche Tätigkeiten informieren und am Imbiss teilnehmen, zu dem das Landratsamt einlud.
Die Veranstaltung verfolgten unter anderem Landtagsabgeordneter Karl Straub (CSU) und mit Hans Wojta (UWG) und Helmut Bergwinkel (FUW) die Bürgermeister von Hettenshausen und Pörnbach.
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