A Tribute to French Music
Wonach richtet es sich bloß, ob viele oder eher weniger Leute zu einem Konzert gehen? An der musikalischen Qualität kann es nicht liegen, denn wenn es danach ginge, dann hätte Beat Kästli mit seiner Band am Samstagabend im Rohrbacher Incontri ganz sicher viel, viel mehr Resonanz verdient gehabt.
"A Tribute to French Music" nannte er seine Stilrichtung einmal während des Auftritts. Gut, Beat Kästli kommt eigentlich aus der deutschsprachigen Schweiz, spricht aber bereits seit frühester Kindheit auch französisch. Edith Piafs "La Vie en Rose" oder das französische Traditional "Frère Jaques" gehen auch in diese musikalische Richtung. Daneben zeigen sich aber auch sehr starke süd- und mittelamerikanische Einflüsse in seinem Repertoire. In "Lugar Comum" etwa vom brasilianischen Komponisten Joao Donato, oder beim mexikanischen Klassiker "Besame Mucho".
Internationalität gibt es nicht nur in Beat Kästlis Liedern; in Bern aufgewachsen lebt er seit bereits über 20 Jahren in New York. Seine gerade auslaufende Tournee "Collage" - gleichzeitig der Titel seiner neuesten CD - führte ihn unter anderem nach Mexiko, Nigeria, Südkorea und ... Rohrbach, wo er bereits zum zweiten Mal einen Auftritt im Incontri hatte.
Wenn Robbie Williams eine Rhythm&Blues-lastige, pop-jazzige CD auf den Markt bringt oder Michael Bublé mit genau dieser Stilrichtung auf Tournee geht, dann reißen sich die Fans um diese Art von Musik. Wenn eine derart begnadete Stimme wie die von Beat Kästli ein Konzert in Rohrbach gibt, dann verlieren sich leider viel zu wenige Besucher in die Kultur-Werkhalle.
Und dabei ist der Protagonist gar nicht der einzige, wegen dem sich ein Kommen gelohnt hatte: mit Jan Eschke (Klavier), Christian Diener (Bass), Martin Kolb (Schlagzeug) und dem Süditaliener Antonella Messina (Akkordeon) hat sich Kästli für die europäischen Auftritte eine Band vom Allerfeinsten zusammengestellt. Jeder Musiker hatte im Verlauf des Konzerts die Gelegenheit, die Virtuosität auf seinem Instrument unter Beweis zu stellen. Aber um es ganz deutlich zu machen: das hatte niemals etwas mit Improvisation oder ähnlichem zu tun, was ja gerne vermutet wird, wenn "Jazz" auf dem Programm steht. Im Gegenteil: es gab nicht eine Passage während des gesamten Auftritts, die nicht musikalisch harmonisch, melodiös und einfach schön zum Zuhören gewesen wäre.
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