Die Kriegstagebücher des Josef Kolbinger
Willihard Kolbinger, ehemaliger Kulturreferent und Kreisarchivar, hat aus den Tagebüchern seines Großvaters Josef Kolbinger, über die Kriegsjahre 1914/18 beim Monatstreffen des Heimat- und Kulturkreises Pfaffenhofen, in den Räumen der Spitalkirche Pfaffenhofen, gelesen.
siehe auch http://www.hkk-paf.de/news_single.aspx?ID=21
Josef Kolbinger lebte von 1872 bis 1965. Er wuchs in einer Bäckersfamilie in Kelheim auf. Seit 1889 führte er Tagebuch, das sein Enkel derzeit aus der Sütterlin- nun in lesbare Textdateien überträgt, um sie möglicherweise, in Kehlheim, als Buch zu veröffentlichen.
Die ersten Einträge in den drei kleinen Heftchen handeln vom täglichen Leben in der väterlichen Bäckerei, seinen Umzug nach München, aber auch von Besuchen bei seiner Tante in Pfaffenhofen. Die Kolbingers waren eine sehr fruchtbare Familie mit großen Kinderscharen, die sich weit verzweigt im Oberbayrischen und Regensburger Raum niedergelassen haben. Die Familienlinie des Franz Xaver Witt 1834-1888: Reformer der katholischen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert, kreuzte die der Kolbingers durch Heirat, und blitzt daher auch sehr konservativ in den Tagebüchern durch.
Im Oktober 1914 wird Josef Kolbinger zum Landsturm eingezogen. Da er bereits 42 ist, kommt er in die "Etappe" hinter den Kampflinien, wo er z.B. Postdienst leistet, bei der Lebensmittelversorgung der Soldaten oder zum Feldbahnbau, oder zu Schanzarbeiten eingesetzt wird. Der tägliche Alltag in den Kasernen und vor allen Dingen die Verpflegung bestimmte größtenteils den Inhalt der Eintragungen. Josef Kolbinger war sehr vaterländisch, nationalistisch geprägt, direkte politische Stellungnahmen finden sich kaum in den Aufzeichnungen.
Der Krieg war für ihn zwar zu spüren und auch zu sehen, einen direkten Fronteinsatz beschreibt er aber nicht, die Welt der Etappe war bestens organisiert, die Verbindung zu Regensburg ist nie abgerissen. Ein Arbeitseinsatz in Rumänien kommt dabei ebenso vor, wie der Einsatz in Belgien. Die Not der Bevölkerung gegen Kriegsende und der Einzug immer jüngerer Jahrgänge, belegen auch den Zerfall des Kaiserreiches, und kündigen die nahen Revolutionsjahre an. Josef Kolbinger bleibt bei seinen Beschreibungen immer bei sich zeigt so die Weltsicht der Kriegsjahre aus sehr privater Perspektive. Ein Jahr vor Kriegsende wird Kolbinger aus Altersgründen frühzeitig entlassen. Wie die Buchform letztendlich aussehen wird ist noch nicht beschlossen, der Einblick aber, in das tägliche Leben um den ersten Weltkrieg herum, hat bei den Besuchern einen tiefen Eindruck hinterlassen.
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