Schembera wehrt sich - und kündigt überraschend Neuwahlen an
Reichertshofens SPD-Ortsvereinsvorsitzende Waltrtaud Schembera. Archivfoto: Raths
Scharf angegriffen wurde unlängst aus den eigenen Reihen die Reichertshofener SPD-Ortsvereinsvorsitzende Waltraud Schembera. Drei Mitglieder der Vorstandschaft sind innerhalb weniger Wochen von ihren Ämtern zurückgetreten und es rumort weiterhin bei den Genossen. Nach einer kurzfristig einberufenen Vorstandssitzung ist klar, dass es zu vorgezogenen Neuwahlen kommt. Schembera legt in einer aktuellen Presseerklärung ihre Sicht der Dinge dar.
Schmebera wurde von Parteigenossen und Mitstreitern, die im vergangenen Kommunalwahlkampf an ihrer Seite standen, unlängst unter anderem ein autokratischer Führungsstil vorgeworfen(Hallertau.info berichtete) und die nunmehr ehemalige Vize-Ortsvereinsvorsitzende Ingrid Sommer erklärte, dass man im SPD-Ortsverein nicht mehr bereit sei, den Trott der vergangenen Jahre fortzuführen. Auch Wolfgang Freudenberger, der parteifreie SPD-Gemeinderatskandidat, sparte nicht mit Kritik an der Vorsitzenden. Bei der Kandidatenabschlussbesprechung hatte er sogar den Rücktritt der gesamten SPD-Führungsriege von Reichertshofen gefordert, wie Schembera anmerkte.
Konspirative Treffen
"Freudenberger führt konspirative Treffen unter den Kandidaten durch, wirbt für einen neuen SPD-Vorstand und wendet sich zusammen mit Ingrid Sommer an die Öffentlichkeit", wettert Schembera. Dass ihr jetzt vorgeworfen werde, 1984 (Anm. d. Red.: Als in Reichertshofen die SPD bei den Kommunalwahlen noch 38,9 statt wie jüngst 10,65 Prozent der Wählerstimmen bekommen hatte.) sei alles besser gewesen, zeuge "von wenig Kenntnis über das politische Geschehen innerhalb der Gemeinde." Bereits schon von 1984 bis 1996 habe doch die SPD bereits 14 Prozent verloren. Schembera hingegen ist 1999 in die SPD eingetreten ist und wurde im Jahr 2000 - nach Adolf Hofmann und Elke Pelz-Thaller- deren Ortsvereinsvorsitzende. "Mir gelang es noch einmal, den SPD Ortsverein aufzubauen, neue Mitglieder zu werben und unsere Ortsvereins-Zeitung, nämlich den 'Reichertshofener Kurier' herauszugeben", verteidigt sich Schembera.
Erstarkende JWU schwächt SPD
Geschwächt worden sei die örtliche SPD, so wie auch andere Parteien, durch das Erstarken der JWU. Den Vorsitz des SPD Ortsvereins hatte Schembera bis 2009, der im Amt Jürgen Wolkenstein und Maria Radka de Cuba folgten. 2012 hatte Schmebera kommissarisch wieder den Vorsitz, "da kein anderer sich dazu bereit erklärte." Im Juni 2013 wurde Schembera erneut zur Vorsitzenden gewählt und "versuchte, den Ortsverein für die anstehende Landtags- und Bundestagswahl sowie für die Kommunalwahl 2014 zu reorganisieren." Im Wahlkampf sei es ihr sehr wichtig gewesen, die kommunalpolitischen Ziele der SPD Reichertshofen auf eine breite Basis zu stellen, "so dass sich jeder einbringen konnte", bekräftigt Schembera. Um den Bekanntheitsgrad der SPD-Kandidaten zu steigern, habe sie in den Wahlveranstaltungen als Vorsitzende lediglich die Begrüßung und die einleitenden Worte übernommen. "Die Sprecher der Arbeitskreise stellten die Ziele der SPD vor und Marc Geist, der Listenzweite, leitete die Abschlussdiskussion - ist das etwa ein 'autokratisches Führungsverhalten' der Vorsitzenden?", fragt sich Schembera nun nach den entsprechenden Vorwürfen ihrer Parteifreunde.
Kuriose Situation im Marktgemeinderat
Gleichzeitig räumt Schembera ein, dass sich im Laufe der Zeit bestimmte Gruppierungen gebildet hätten und es zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sei. "Oft war es aus Zeitnot nicht möglich zu einem Treffen im großen Kreis einzuladen, so dass bestimmte Beschlüsse dann in einem kleineren Kreis getroffen werden mussten", rechtfertigt Schembera sich und fährt fort, dass "bestimmte Themen und Entscheidungen, die im großen Kandidatenkreis diskutiert und teilweise abgestimmt wurden, später aus verschiedenen Gründen modifiziert werden mussten." In Wahlkampfzeiten sei es "oft unausweichlich, schnell zu agieren und Beschlüsse zu fassen." Überdies sitze sie als SPD-Gemeinderätin seit zwölf Jahren im Marktgemeinderat und hätte deshalb einen sehr guten Einblick in das kommunale Geschehen bekommen. "Aus dieser Sichtweise sind bestimmte Entscheidungen zustande gekommen, die den (neuen) Kandidaten nicht geläufig beziehungsweise einsichtig waren." Schembera führt als Beispiel den von ihr gestellte Antrag im Marktgemeinderat auf eine "schalldämmende Umrandung der Abfall-Container an den Friedhöfen von Reichertshofen und Langenbruck" an. "Als beim Kandidatentreff über die Lärmbelästigung an den Friedhöfen gesprochen wurde, wurde nur eine Containerverlagerung in Betracht gezogen; erst nach Ortsbesichtigung und der Suche nach weiteren Lösungsmöglichkeiten ist mein Vorschlag 'der Lärmschutzwand an den Friedhofscontainern' entstanden." Eine komplette Verlagerung der Container hätte bedeutet, dass dadurch andere Bürger an anderem Ort der Lärmbelästigung ausgesetzt gewesen wären, argumentiert Schembera. "Später sprachen zwei Kandidatinnen der SPD-Liste beim Bürgermeister vor und forderten eine sofortige Beseitigung der Glascontainer und reichten entsprechende Schreiben als Gegenvorschläge zu meinem Antrag ein." Im Marktgemeinderat führte das zu Irritationen und die damalige kuriose Situation wird von Schemberas Gegnern in der gegenwärtigen Auseinandersetzung als beispielhaft für die Kommunikation innerhalb der örtlichen SPD verwendet.
Außerplanmäßige Neuwahlen nach Querelen
"Nachdem sich im letzten halben Jahr im SPD-Ortsverein doch einiges an Aktivitäten getan hatte, bedauere ich es sehr, dass einige Vorstandsmitglieder nach der Wahl zurückgetreten sind", so Schembera. Noch mehr bedauere sie es jedoch, dass der SPD- Ortsverein jetzt diesen Querelen ausgesetzt ist - "noch dazu in der Öffentlichkeit!"
Schembera fasst als Folge dessen zusammen, dass nun die Notwendigkeit entstanden sei, in der nächsten außerordentlichen Mitgliederversammlung den gesamte Vorstand neu zu wählen. Schembera: "Die Verantwortlichen für diese Kampagne haben dem SPD Ortsverein auf jeden Fall geschadet!"
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