Achterbahn in der Künstlerwerkstatt
Normalerweise bleibt der Kontrabass eher im Hintergrund einer Jazz-Formation, ist zuständig für den Rhythmus. Anders bei Underkarl, die am Samstagabend einen Auftritt in der Pfaffenhofener Künstlerwerkstatt hatten: Sebastian Gramss ist der Kopf der Band, gibt die Konzert-Reihenfolge vor und komponiert den Großteil der Stücke.
Die aus dem Rheinland und der Pfalz kommenden Musiker spielen als Underkarl schon seit Jahrzehnten zusammen, haben insgesamt 7 Alben produziert. Woher der Name komme und was er bedeute, wollten wir wissen. "Keine Ahnung. Der ist einfach so entstanden." fragen sich das auch Schlagzeuger Dirk-Peter Kölsch und Klarinettist Rudi Mahall. Genau wie die Musik scheinbar auch manchmal. So wie etwa "Prospect Park", das im gleichnamigen Park in Brooklyn entstanden ist und in dem sich die gesamten Umweltgeräusche von vorbeifahrenden Autos oder Stimmengewirr im Saxophon von Lömsch Lehmann wiederspiegeln.
"Es kommt auch vor, dass ich neue Melodien singe, sie mit dem Computer aufnehme und mir die dazugehörigen Noten einfach generieren lasse." erläutert Sebastian Gramss die ungewöhnliche Art der Komposition, die zeitweise Anwendung findet. "Die Noten werden dann nur noch geringfügig angepasst." Gitarrist Frank Wingold bedient neben seinem angestammten Instrument noch einen klassischen Vinyl-Plattenspieler, über den zusätzliche Soundelemente eingespielt werden.
ZEIT online hat einmal geschrieben, Underkarl, das sei "ein homogenisiertes Durcheinander für Saxophon, Posaune, Gitarre, Bass und Schlagzeug - wenig Samples, viel goldenes Handwerk, aber mit doppeltem Boden". Und so finden sich im Repertoire auch alle musikalischen Stilrichtungen nicht nur des Jazz. Rockig wird's, wenn E-Gitarre, Bass und Saxophon ansetzen, dann wieder Zappa-Anleihen, Swing oder ganz einfach improvisierter Free Jazz. Eine Schublade gibt es nicht für ihre Musik. "Das ist bei uns wie mit einer Achterbahn. Können Sie sich darauf überhaupt einstellen oder sollen wir geradliniger spielen?" fragte Sebastian Gramss - nicht ganz ernst gemeint - das Publikum schon Mitte des ersten Sets. Das Publikum konnte sich einstellen, und so ging's weiter: bergauf - Kurve - bergab und wieder aufwärts.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.