Enteignung kein Tabu
Spätestens beim Hochwasserschutz hört der Spaß bei den Grünen ganz offenbar auf. Deren Landtagsabgeordnete Claudia Stamm informierte sich jüngst in Baar-Ebenhausen über mögliche Folgen einer erneuten Hochwassersituation, die den Ort, so wie im vergangenen Jahr geschehen, wieder treffen könnte. Enteignungen dürften nicht ausgeschlossen sein, wenn Retentionsflächen nicht zu bekommen seien, sagte Stamm in einem Statement dazu; was sich allerdings nicht nur auf den Landkreis Pfaffenhofen alleine bezog.
Die Grünen Brigitta Winkelmann und Norbert Ettenhuber führten Stamm ein gutes Stück entlang der Paar bis hin zur GSB Sonderabfall Entsorgung. Dort dürfe sich bei einem erneuten Hochwasser die Situation keinesfalls verschärfen, warnte Ettenhuber zwischen Paar und Werkszufahrt stehend. Dem Grünen-Kreisvorsitzenden schwebt auch deshalb für die nächste Zukkunft eine Art interkommunale Zusammenarbeit der Paar-Anrainergemeinden vor - um besser vor künftigen Hochwasserereignissen gewappnet zu sein." Es muß ein Hochwassermanagement gemacht werden, das von Fachexperten für den gesamten Flusslauf der Paar geplant werden soll", so die Ansicht Ettenhubers dazu.
Wenn jeder sein Süppchen allein kocht in dieser Frage, dann kann das nicht funktionieren, davon ist der Grüne überzeugt. "Wir sollten das Ganze im Auge behalten und die Problematik mit dem Hochwasser nicht Flussabwärts verlagern, wie das momentan der Fall ist", gibt Ettenhuber zu bedenken. "Am Beispiel der GSB sieht man, wie wichtig eine übergeordnete Planung ist." Sollten die Planungen für die einzelnen Gemeinden nämlich nicht abgestimmt sein, sei fraglich, ob der jetzt ausgewiesene Retentionsraum ausreichend sei. "Eine Überflutung der GSB könnte wegen des dort gelagerten Sondermülls erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und das Grundwasser haben", befürchtet der Grünenpolitiker. "Die Abstimmung der Planungen muss bald in Angriff genommen werden, denn das nächste 'Jahrhunderthochwasser' wird nicht lange auf sich warten lassen." Ettenhuber will sich aktiv dabei einbringen, wie er bekundete.
Stamm bekräftigte die Ansichten Ettenhubers und sagte: "Vor Ort muss der Wille vorhanden sein, sich zusammenzuschließen", dann könne man auch einiges leisten. Präferiert werden von der Grünen-Landtagsabgeordneten natürliche Retentionsräume vor technischem Hochwasserschutz. Stelle es sich dann als problematisch heraus, jene Flächen, die bei Hochwasser überflutet werden könnten, zu bekommen, so "müssen wir auch über Enteignung diskutieren." Dies sagte Stamm in aller Deutlichkeit und kritisierte zugleich den Landkreis Pfaffenhofen als negatives Vorbild was den Verlust natürlichen Bodens anbelangt. "Der Landkreis Pfaffenhofen ist Vorreiter in der Versiegelung!" Im Kreis gebe es zudem mit 23 Prozent vergleichsweise wenig Wald, der in Bayern immerhin 35 Prozent der Landesfläche bedecke. Beim Siedlungsraum und den Verkehrsflächen sehe es mit etwa 13 Prozent im Landkreis ähnlich düster aus. In Bayern seien etwa elf Prozent der Fläche davon betroffen. "Große Gewerbegebiete wirken sich da negativ aus", so Stamm. Und das manchmal auch noch praktizierte Ausweisen von Bauland in Überschwemmungsgebieten, "das geht gar nicht."
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