Urteil: Freispruch
Zum Freispruch mussten sich die Kfz-Mechatroniker-Gesellen lediglich von ihren Plätzen erheben.
Insgesamt 29 Kfz-Mechatroniker, darunter drei junge Frauen, erhielten im Rahmen einer Freisprechungsfeier im Burgstaller Autohaus Löffelmann ihre Gesellenbriefe von Wilhelm Baierlein, dem stellvertretenden Obermeister und Geschäftsführer der Kfz-Innung München-Oberbayern, überreicht. Damit ist ihre Lehrzeit erfolgreich beendet und sie sind nun von den Pflichten ihres Lehrvertrags entbunden.
Über 100 Gäste begrüßte Christian Heinzlmair als Bezirksmeister der Innung, darunter eine zahlreich erschienene Polit- und Fachprominenz. Dieses Jahr sei einerseits ein schlechtes, andererseits auch ein gutes Abschlussjahr, so Heinzlmair vor dem Hintergrund, dass von 35 Auszubildenden sechs die Gesellenprüfung zum KFZ Mechatroniker nicht bestanden haben. Erstmals seit acht Jahren hingegen gibt es wieder Abschlüsse mit einer Eins vor dem Komma.
Christian Heinzlmair, Bezirksmeister der Kfz-Innung München-Oberbayern.
"Sie haben nicht nur handwerkliche Fähigkeiten erworben und technisches Geschick bewiesen, sondern besitzen auch die sozialen Kompetenzen, ohne die man im Berufsleben nicht mehr bestehen kann", sagte Heinzlmair. Einen Abschluss bekomme man nicht geschenkt, sondern müsse ihn sich hart erarbeiten. Dies bedeute aber auch, dass sich Leistungsbereitschaft und Einsatz auszahlten. "Diese Lektion sollten Sie nie vergessen." Heinzlmair mahnte: "Sie haben Ihre Grundausbildung abgelegt, nicht weniger, aber auch nicht mehr." Doch wer von den Gesellen glaubte, sich auf seinen Lorbeeren nun ausruhen zu können, den holte der Bezirksmeister schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Selbstfahrende Fahrzeuge oder auch die neue Generation der Elektro-Fahrzeuge als "komplexe technische Wunderwerke in Zukunft" verlangten nach fachkundiger Wartung und Instandsetzung. "Diese Herausforderungen werden nicht ohne Weiterbildung und Schulung funktionieren." Die Gesellen hätten jetzt erst die Grundbausteine in ihrem Werkzeugkasten.
Heinzlmair rief dazu auf, den regionalen Betrieben treu zu bleiben, denn dort hätten die gesellen in der Regel sichere Arbeitsplätze. "Gerade kleine und mittlere Unternehmen wissen, was Sie an Ihren Mitarbeitern haben und schätzen Ihre Mitarbeit." Heinzlmair nutzte dann die Gelegenheit, bei der Feierstunde auch den seit nun schon beinahe vier Jahrzehnten bestehenden Pfaffenhofener Gesellenprüfungsausschuss und die Pfaffenhofener Berufsschule herauszuheben. "Aus damals sechs Mitgliedern sind inzwischen rund 25 Personen geworden, die die Prüfung organisieren und abhalten." Mittlerweile seien insgesamt 1977 Auszubildende geprüft worden. Die meisten Stunden der Prüfungsvorbereitung würden ehrenamtlich geleistet. "Ohne diesen Einsatz wäre es unmöglich, vor Ort eine aktuelle Prüfung abzuhalten - für dieses Engagement möchte ich mich herzlich bedanken."
Stefan Spar (Mitte) schnitt als Jahrgangsbester mit der Note 1,5 ab, darüber freuten sich (v.l.) Wilhelm Baierlein, Werner Fuchs (Inhaber Firma Altmann Zylinderschleiferei), Christian Heinzlmair und Josef Stiglmayr.
Baierlein, der dann auch die Freisprechung verkündete, dankte neben den Ausbildern in den Betrieben und dem Prüfungsausschuss auch den Fachkräften in der Berufsschule für ihr Engagement. Daraufhin wandte er sich an die Gesellen mit den Worten: "Sie und ihr gewählter Beruf sind etwas Besonderes!" Der Bedarf an Service, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten an Kraftfahrzeugen sei hoch, denn alleine in Oberbayern würden mehr als die Hälfte aller bayerischen Neufahrzeuge zugelassen und ein Drittel des Gebrauchtwagenhandels von Bayern abgewickelt. "Das macht in der Summe 330.000 Neuwagen und 360.000 Gebrauchte."Allein in Oberbayern gebe es etwa zweieinhalb Millionen angemeldete Kraftfahrzeuge. In ganz Oberbayern seien im vergangenen Herbst über 1.300 technische Auszubildende im Kraftfahrzeuggewerbe und 120 Automobilkaufleute neu eingestellt worden, 50 davon im Landkreis Pfaffenhofen.
"Über alle Ausbildungsjahre hinweg bildet das Kfz-Gewerbe hier im Landkreis 130 junge Leute für ihre berufliche Zukunft aus." Wie hoch diese Ausbildungsleistung zu bewerten sei, erkenne man daran, dass beispielsweise die beiden bayerischen Automobilhersteller zusammen in Ihren Werken in ganz Deutschland nur rund 2.000 junge Menschen in Ausbildung brächten. "Die Prüfungsergebnisse zeigen, dass im Handwerk solide und gut ausgebildet wird", bekräftigte Baierlein. Dies aber auch in einem Umfang, von dem sich "so mancher Industriebetrieb ein Scheibe abschneiden könnte." Wegen der rückläufigen Schülerzahlen sieht der Innungsfachmann jedoch künftig zunehmende Schwierigkeiten, geeignete Auszubildende zu finden. "Die Herausforderung des Kfz-Gewerbes des nächsten Jahrzehnts wird sicherlich sein, das hohe Qualifikationsniveau seiner Mitarbeiter zu sichern und weiter für ausreichenden Berufsnachwuchs zu sorgen."
Auch diese drei jungen Damen reparieren künftig als Gesellen die Autos ihrer Kunden (v.l.): Sabrina Kahabka, Simone Prüfer, Tatjana Felkel.
Simone Prüfer überreichte als eine der frischgebackenen Gesellen im Namen ihrer nun ja ehemaligen Klassenkameraden den Lehrern Geschenke. Berufsschullehrer Georg Mann gewährte mit launigen Worten einen Rückblick auf die vergangenen drei Jahre mit deren Höhen und Tiefen. Wolnzachs Bürgermeister Jens Machold (CSU) bezeichnete in seiner Rede die Gesellen als "diejenigen, die gegen den Fachkräftemangel antreten" und auf die "wir stolz sind, denn ohne sie geht gar nix." Auch Landrat Martin Wolf (CSU) hob mit seinen Grußworten die Bedeutung des Kfz-Handwerks für den Landkreis hervor.
Die Urkunden überreichten Wilhelm Baierlein, Christian Heinzlmair und Innungsmeister Josef Stiglmayr. Dazu gab es kleine Präsente, wobei die drei Prüfungsbesten sich zusätzlich über ein gesponsertes Fahrsicherheitstraining freuen konnten.
Auch die Gastgeber vom Autohaus Löffelmann, Silvia Weitz (l.) und Margit Löffelmann, freuten sich über den Abschluss ihres nunmehrigen Gesellen Stefan Schober, der mit der Note 2,26 ein durchaus vorzeigbares Prüfungsergebnis erzielte.
Die sehr guten und guten Abschlüsse lieferten Stefan Spar, Zylinderschleiferei Altmann (Note 1,50), Anton Strasser, Autohaus Reith (1,96), Tobias Seitz, Autohaus Stiglmayr, SOB (1,98),Konrad Wenger, Zylinderschleiferei Altmann (2,03), Josef Haun, Auto Haun, (2,13) Stefan Schober, Autohaus Löffelmann (2,31), Thomas Ehrnstrasser, Autohaus Stiglmayr (2,43) und Christoph Högen, Firma Kaltenecker (2,45).
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